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Hilferuf im Saurierpark

Eine Besucherin rettet ihren vierjährigen Sohn aus einem Teich. Der Vorfall beschäftigt Geschäftsleitung und Polizei.

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© Steffen Unger

Von Marleen Hollenbach

Kleinwelka. Auf diesen Ausflug hatte sich die Familie schon sehr gefreut. Es sollte ein schöner Nachmittag im Saurierpark Kleinwelka werden. Ende Juli war das. Zunächst sah auch alles danach aus. Vor allem der vierjährige Luca war begeistert von den großen Urzeittieren, den vielen Spiel – und Klettermöglichkeiten. Doch der Besuch der Familie endete mit einem Schrecken.

Einen Teich im Saurierpark Kleinwelka verwechselte ein vierjährige Junge mit einem Fußballplatz. Seine Mutter rettete ihn aus dem Wasser. Warum ist das Gewässer nicht mit einem Zaun gesichert?, fragt sie.
Einen Teich im Saurierpark Kleinwelka verwechselte ein vierjährige Junge mit einem Fußballplatz. Seine Mutter rettete ihn aus dem Wasser. Warum ist das Gewässer nicht mit einem Zaun gesichert?, fragt sie. © privat

Im Norden des Parkes verwechselte der Vierjährige einen mit Algen bedeckten Teich mit einem Fußballplatz. „Unser Sohn lief hinein, versank bis zur Nasenspitze im Wasser“, erklärt Marcel Koss. Seine Verlobte sei sofort hinter dem Jungen hergerannt. Weil der Untergrund glitschig war, sei sie aber ausgerutscht. „Sie hat um Hilfe gerufen, aber niemand hat ihr geholfen“, berichtet Marcel Koss, der selbst bei dem Unfall nicht dabei war, den das Ereignis aber auch Tage danach noch stark beschäftigt. Zum Glück gelang es Bianca Reimer noch, den Vierjährigen zu retten. Von dem Teich hat sie nach dem Unfall ein Foto gemacht. Ein anderes zeigt die Baumstämme, mit denen der Teich umgrenzt ist. Ihr Sohn, so berichtet die Mutter, habe problemlos über diese Stämme klettern können. Warum ist dieser Teich, der sich gleich neben einem Spielplatz befindet, nicht mit einem Zaun gesichert?, fragt sie sich.

Noch mit nassen Sachen versuchte Bianca Reimer mit den Verantwortlichen zu sprechen. Doch dort, am Einlass des Parkes, habe man von dem Vorfall nicht viel wissen wollen, erinnert sie sich. Die Mitarbeiter hätten ihr weder ein Handtuch noch ein Shirt geboten. Nur ein Kärtchen mit einer Mailadresse habe sie erhalten.

Inzwischen hat sie eine Mail an den Saurierpark geschrieben. Entstanden ist ein fünfseitiger Brief, in dem die Familie das Geschehen detailliert darlegt. „Doch bis heute haben wir noch keine Antwort erhalten“, sagt Marcel Koss und betont, dass es ihm nicht ums Geld geht. Vielmehr möchte er andere Familien warnen.

Der Sachverhalt werde derzeit bearbeitet, teilt die Geschäftsleitung des Saurierparks auf SZ-Anfrage mit. „Wir nehmen den geschilderten Vorfall ernst“, heißt es in der Stellungnahme. Es sei üblich, jegliche Gästehinweise zu hinterfragen, um dann auch Maßnahmen ergreifen zu können. Sicherheit spiele im Park eine große Rolle, erklären die Mitarbeiter. Permanent kontrollieren sie selbst die Anlage. Jährlich kommt außerdem ein externer Sachverständiger nach Kleinwelka und führt eine Sicherheitsüberprüfung durch.

Von der Reaktion enttäuscht

Prüfen wollen die Verantwortlichen nicht nur, ob der Teich ausreichend gesichert ist. Man werde auch der Sache nachgehen, warum die Familie vom Personal keine Hilfe erhielt. So teilt die Geschäftsleitung mit, dass die geschilderte Verhaltensweise der Mitarbeiter nicht nachvollziehbar sei. „Alle Anmerkungen werden gemeinsam und intensiv mit unseren Mitarbeitern aufgearbeitet, um unseren hohen Serviceanspruch weiterhin konstant beizubehalten“, heißt es im Antwortschreiben.

Auch die Polizei beschäftigt sich mit dem Fall. Kurz nach dem Ereignis hatte die Familie versucht, Anzeige zu erstatten. „Man hat uns abgewiesen“, berichtet die Mutter des Kindes. Die Beamten in Görlitz hätten ihr lediglich gesagt, es gebe dafür keinen Handlungsbedarf, da sie die Aufsichtspflicht für ihr Kind habe. „Man hat uns auch gesagt, es sei doch nichts passiert“, berichtet Marcel Koss, der von der Reaktion der Beamten enttäuscht ist.

„Die Polizeidirektion Görlitz wertet das Geschilderte in Bezug auf das Handeln der Polizeibeamten als Beschwerde“, erklärt Polizeisprecher Thomas Knaup. Man werde nun prüfen, was geschehen ist und ob das Geschehene einen polizeilich relevanten Sachverhalt darstellt. „Bis zum Abschluss des Verfahrens werden wir uns daher nicht voreilig positionieren“, so Knaup.

Die Frage, wer in dem Park nach den Kindern schauen muss, ist in Kleinwelka klar geregelt. So heißt es in der Parkordnung: „Die Aufsicht über die Kinder im Saurierpark haben die jeweiligen Aufsichtsberechtigten zu gewährleisten.“ Marcel Koss kennt die Parkordnung. Er bestreitet aber, dass seine Verlobte ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkam. Man könne schließlich nicht immer in Griffweite stehen, meint er. Außerdem erinnert er daran, dass der zweite Teich im Park mit einem Zaun gesichert ist. „Es ist doch nicht schwer, noch so einen Zaun aufzustellen.“