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Hip-Hop lebt

Dendemann beweist in Dresden, dass er immer noch einer der besten deutschen Rapper ist.

Von Maximilian Helm
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Dendemann ist nach acht Jahren mit einem neuen Album zurück und war zu Gast in der Dresdner Reithalle.
Dendemann ist nach acht Jahren mit einem neuen Album zurück und war zu Gast in der Dresdner Reithalle. © Christian Juppe

Acht Jahre haben die Fans auf neue Songs gewartet. Nun ist Dendemann zurück, samt neuem Album und Tour. Der 44-Jährige mit der kratzigen Stimme ist ein Urgestein des Deutschen Hip-Hop und brachte am Samstag die Reithalle Dresden zum Kopfnicken.

Den meisten ist Dendemann wohl als ehemaliger musikalischer Teil der Böhmermann-Show „Neo Magazin Royale“ ein Begriff. Dort produzierte er jede Woche einen Song, in dem er die aktuellsten Ereignisse besang, egal ob Fußball oder Weltpolitik. Immer mit dabei: seine fünfköpfige Band „die Freie Radikale“.

Am Samstag sind sie die ersten, die in schwarzen Kutten die Bühne betreten. Zwischen den Musikern sind drehbare Spiegel aufgestellt, die alle Lichteffekte in die ganze Halle reflektieren. Ein dröhnender Bass setzt ein und Dendemanns körperlose Stimme rappt die erste Strophe der Dorfheimat-Hymne „Wo ich wech bin“. Im Refrain tritt er dann auf, standesgemäß mit quietschbuntem Anorak, Basecap und Baggy-Hose mit dem Schritt zwischen den Knien. Auf der Bühne bewegt er sich überraschend wenig, was der Show dank Musikern, Spiegeln und Lichteffekten keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, Dendemann strahlt eine Ruhe aus und weiß, dass seine Fans wegen der Musik hier sind.

Im besten Sinne Oldschool

Die sind auf dem Konzert bunt durchmischt. Auffällig ist aber der große Anteil an männlichen, Basecap tragenden Besuchern. Die Reithalle war lange ausverkauft gewesen und so ist es am Abend stellenweise fast unangenehm eng. Platz zum Tanzen gibt es keinen, obwohl Einigen die Lust darauf ins Gesicht geschrieben steht. Viele sind hier, weil sie Dendemann in ihrer Jugend gehört haben. Damals, als er noch als „Armer Ritter“ im Vorprogramm der Hamburger Band „Fettes Brot“ auftrat.

Fotos von Christian Juppe.
Fotos von Christian Juppe. © (c) Christian Juppe
Fotos von Christian Juppe.
Fotos von Christian Juppe. © (c) Christian Juppe
Fotos von Christian Juppe.
Fotos von Christian Juppe. © (c) Christian Juppe
Fotos von Christian Juppe.
Fotos von Christian Juppe. © (c) Christian Juppe
Fotos von Christian Juppe.
Fotos von Christian Juppe. © (c) Christian Juppe
Fotos von Christian Juppe.
Fotos von Christian Juppe. © (c) Christian Juppe

Enttäuscht werden sie nicht, denn das Konzert ist im besten Sinne Oldschool. Während Dendes Album sich stellenweise schon am Mainstream orientiert und sogar die derzeit Rap-typischen Stimmenverzerrer in den Refrains einsetzt, überzeugt der gebürtige Westfale live eher durch klassische Werte. Dazu gehört zum einen das „Samplen“, das Einbauen von kleinen, teils bekannten Melodien aus anderen Liedern in seinen eigenen Song. Auf der Bühne übernimmt das ein Bandmitglied an zwei Plattentellern. Er versorgt Dendemann auch mit dem typischen „Scratch“-Sound durch Hin- und Herbewegen der Platte. Das entwickelt sich gemeinsam mit den anderen Instrumenten im Finale des abwechslungsreichen Songs „Menschine“ zu einer regelrechten Soundwand. Das Publikum ist zu recht völlig aus dem Häuschen. Auch eine Collage mit Soundschnipseln aus Dendemanns früherer Zeit, als er noch unter „Eins Zwo“ auftrat, macht Laune und ist Zucker für jede nostalgische Seele. 

Was das Konzert aber zu dem Spektakel macht, ist Dendemann selbst. Er ist einfach einer der besten Deutschen Rapper, sowohl textlich, als auch musikalisch. Mit einer Liveband aufzutreten, ist im Genre nicht sehr verbreitet. Doch gemeinsam mit den Musikern spielt Dende nicht nur einzelne Songs, sondern mischt sie zusammen und schafft sanfte Übergänge dazwischen. Manche so entstehende Werke sind über zehn Minuten lang. Dabei gibt es Tempo- und sogar Taktwechsel. In beiden nagelt Dendemann die Silben trotzdem mühelos auf den Beat. Einmal zieht die Band die Geschwindigkeit konstant an, bis Dende am Ende mit doppelter Geschwindigkeit rappt. Dafür gibt es auch Zwischenapplaus und der gemeine Hip-Hop-Enthusiast kommt voll auf seine Kosten.

Vor dem Konzert hatten einige Fans spekuliert, ob der bekannte Chemnitzer Trettmann („Grauer Beton“) sich die Ehre geben würde. Diese Hoffnungen werden leider nicht erfüllt, dafür übernimmt das Publikum liebend gern seinen Gesangspart bei„Littbarski“. Und spätestens bei Dendemanns altbekanntem Uptempo-Hit „Stumpf ist Trumpf“ ist die Enttäuschung vergessen und die Menge tanzt so gut sie kann, was sich in der Enge der Reithalle eher als schüchternes Anrempeln Bahn bricht. Dafür verlangt die Menge auch vier Zugaben von Dendemann. Das jahrelange Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt.

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