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Hobbymusiker mit hohem Niveau

Das Zittauer Collegium Musicum besteht seit 60 Jahren. Beim Jubiläumskonzert wird auch eine Suite von Mitglied Armin Schlage zu hören sein.

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© Thomas Eichler

von Elke Schmidt

Zittau. Armin Schlage ist von Anfang an dabei, sein Freund Johannes Werner bringt es auf „nur“ 52 Mitgliedsjahre. Damit sind die beiden die ältesten Mitglieder des Zittauer Collegium Musicum, dem Streichorchester der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde St. Johannis.

Um die 20 Musikbegeisterte aus Zittau, aber auch aus dem näheren und weiteren Umland treffen sich einmal jede Woche zum Proben im Saal des Gemeindezentrums in der Pfarrstraße. Sogar ein Liberecer macht sich regelmäßig auf den Weg dorthin.

Gemeinsam üben sie vor allem für ihre Konzerte, aber auch für ihre Auftritte bei den Gottesdiensten der Gemeinde. Zu diesen spielen sie klassische und Kirchenmusik und sind dabei gemeinsam mit dem Chor der Gemeinde zu hören, treten aber auch ohne ihn auf.

Werner und Schlage spielen besonders gern die großen Werke wie Haydns Schöpfung, Mozarts Requiem oder Bachs Matthäuspassion. Diese Musikstücke seien etwas ganz Besonderes. Leider würden sie diese immer weniger aufführen. Das bedauern sie sehr, denn das sei die eigentliche Passion des Collegiums. Dennoch gaben sie in den zurückliegenden zehn Jahren immerhin 33 Konzerte. Das tun sie vor allem in Zittau und anderen Orten der Oberlausitz, aber auch zum Beispiel in Villingen-Schwenningen oder im italienischen Pistoia, beides Partnerstädte von Zittau. Armin Schlage und Johannes Werner waren dem Orchester über all die Jahre treu und gehören zu dessen Stammbesetzung. Das können nicht alle Mitglieder von sich sagen. Viele sind Schüler oder Studenten, die für ihre Ausbildung oder nach dem Studium die Region verlassen. Manche zogen und ziehen auch der Arbeit wegen weg, andere kamen neu hinzu. So wechselt die Zusammensetzung häufig, was ein Zusammenspiel nicht gerade einfacher macht. Dennoch ist ihr Anspruch an sich und ihre Musik hoch. Obwohl sie sämtlich Amateure, also Musikliebhaber sind und ausschließlich in ihrer Freizeit spielen, wollen sie ihren Gästen doch ein möglichst hohes Niveau bieten, denn das Collegium Musicum sei etwas ganz Besonderes für Zittau, da sind sich die beiden Ältesten einig. „Hier mitspielen zu dürfen, ist eine tolle Motivation“, sagt Johannes Werner, der von Beruf Zahnarzt ist. Auch wenn er nicht viel Zeit hat, fürs Üben nimmt er sie sich immer.

Schlage, der unter anderem als Berufsmusiker beim Sorbischen National-Ensemble in Bautzen gearbeitet hat, spielt nicht nur mit, sondern komponiert auch. Am Sonntag beim Sommerkonzert zum Jubiläum ihres Klangkörpers in der Johanniskirche wird eines seiner Werke zu hören sein.

Er erinnert sich noch gut, wie alles angefangen hat. Da war er gerade 17 und ungeheuer stolz, dass er mit dabei sein durfte. Der damalige Kantor Wolfgang Starke scharte einige Instrumentalisten um sich, um Gottesdienste und österliche oder weihnachtliche Veranstaltungen musikalisch zu ergänzen. Auch als er 1970 in den Ruhestand ging, blieben die Musiker die folgenden acht Monate ohne Kantor zusammen. Dann übernahm Gerd Schäfer das Amt und den kleinen Klangkörper. Für Armin Schlage war das ein regelrechter Glücksfall. „Gerd Schäfer hat es außerordentlich gut verstanden, mit uns zu musizieren“, sagt er. Vor allem habe er sie immer wieder zu höheren Aufgaben motiviert. Unter seiner Leitung spielten sie 1972 erstmals das Weihnachtsoratorium und ein Jahr später Mozarts Krönungsmesse und Händels Messias. Fünf Jahre später verabschiedete sich auch dieser Kantor. Insgesamt hatte das Collegium Musicum bisher sieben Dirigenten. Immer wieder waren Zeiten ohne Führung zu überbrücken, so auch derzeit. Momentan hat diese Aufgabe der Herrnhuter Kantor Peter Kubath übernommen. Aber die Musiker wussten sich zu helfen und traten auch schon mal ohne einen Dirigenten auf. Dabei ist sich Johannes Werner in einem ganz sicher: „Wenn wir Armin nicht hätten, würde es uns möglicherweise nicht mehr geben“, sagt er. Er spiele nicht nur auf der Bühne eine erste Geige, sondern sinnbildlich auch dahinter. Armin Schlage organisiert, gestaltet Plakate, macht Werbung und sorge maßgeblich mit dafür, dass es immer weitergeht. Am Sonntag können sich die Zuhörer auch dank ihm auf ein weiteres Konzert des Zittauer Collegium Musicum freuen.

Collegium Musicum Zittau: Proben Montag, 19.30 - 21.30 Uhr, Gemeindezentrum Pfarrstr. 14

Sommerkonzert zum 60. Jubiläum: 3. Juli, 18 Uhr, Johanniskirche Zittau, Eintritt frei, um Spenden wird gebeten.