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Hofewiese freigelegt

Der einstige Landgasthof in der Dresdner Heide ist jetzt wieder als solcher erkennbar. Ein Video zeigt die Veränderungen.

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© René Plaul

Von Thomas Drendel

Die Spaziergängerin bleibt mit offenem Mund stehen: „Die ist ja nicht wiederzuerkennen“, sagt sie und zeigt auf die einstige Gaststätte Hofewiese. Das dürfte den meisten Passanten so gehen: Bis vor wenigen Tagen war das Haus überwuchert von Gestrüpp, der Innenhof der reinste Dschungel. Jetzt macht das Gelände einen luftigen Eindruck. Das Gebüsch ist verschwunden, der Biergarten ist wieder als solcher zu erkennen. Die Fläche ist mit feinem Sand bedeckt. Auf dem frisch planierten restlichen Gelände sprießt junger Rasen. „Wir sind mit Baggern durch und haben die oberste Erdschicht weggenommen, anschließend wurde von einer Gartenbaufirma neuen Boden verteilt und Gras ausgesät“, sagt Holger Zastrow. Der FDP-Landeschef von Sachsen hat das einstige königliche Landgut gekauft und arbeitet jetzt an der Wiedereröffnung. „Wir hoffen, dass wir es bis Pfingsten schaffen.“

Die Hofewiese historisch

Die Hofewiese um 1900: Auf dem Bild ist der Laubengang gut erkennbar. Er kann wieder genutzt werden.
Die Hofewiese um 1900: Auf dem Bild ist der Laubengang gut erkennbar. Er kann wieder genutzt werden.
Bis der Gastraum wieder nutzbar ist, dürften einige Jahre vergehen. Zurzeit ist er in einem schlechten Zustand.
Bis der Gastraum wieder nutzbar ist, dürften einige Jahre vergehen. Zurzeit ist er in einem schlechten Zustand.
Der Biergarten war bei den Dresdnern sehr beliebt. An diese Zeiten will der neue Eigentümer anknüpfen.
Der Biergarten war bei den Dresdnern sehr beliebt. An diese Zeiten will der neue Eigentümer anknüpfen.

Lange Aufgabenliste

Die Liste der bis dahin zu erledigenden Arbeiten ist allerdings lang. Noch hat der Gasthof in der Dresdner Heide kein Wasser. „Das ist abgestellt. Der Versorger will in diesen Tagen aber einen Zähler anschließen. Dann ist dieses Problem erledigt.“ Außerdem müssen noch ein Ausschankwagen und ein WC-Container her. „Aufgestellt sind sie schnell. Dann muss aber noch die Genehmigung durch die Behörden erfolgen.“ Im Innenhof stehen noch die beiden ehemaligen Imbissstände. Sie sind jedoch nach Angaben von Holger Zastrow für den Verkauf ungeeignet. „Sie entsprechen nicht den heutigen Standards. Ein Umbau würde zu lange dauern“. Die kleinere der beiden Buden wird abgerissen. Was mit der größeren passiert ist noch unklar. Tische und Stühle fehlen ebenfalls noch. Sind sie aufgestellt, finden rund 200 Gäste Platz, schätzt Holger Zastrow. Auch wenn noch unklar ist, wann genau die Hofewiese wieder öffnet, sicher ist, eine Eröffnungsfeier wird es nicht geben. „Dazu ist einfach die Zeit zu knapp.“

Mindestens drei Jahre Bauzeit

Die weit größere Aufgabe für den neuen Besitzer und seine Helfer steht gleich neben dem Biergarten: der eigentliche Gasthof. Hier wird der Wiederaufbau ungleich länger dauern. Mit mindestens drei Jahren rechnet der Bauherr. „Einmal ist der Aufwand gewaltig, außerdem werden wir alles nach und nach erledigen.“ Baukosten von bis zu einer Million sind schließlich kein Pappenstiel. Die ersten Arbeiten sind erledigt. Das Dach ist abgedichtet. „An einigen Stellen ist das noch provisorisch. Aber das Wasser läuft jetzt nicht mehr in die Räume.“ Dort bietet sich noch ein trauriges Bild. Im Gastraum sind Teile der Decke heruntergebrochen. Die vorherigen Bewohner hinterließen hier ein regelrechtes Chaos: Demolierte Möbel, herausgerissene Elektroleitungen und Müll. Eine Überraschung erlebte Zastrow auch im Keller. „Wir wussten zwar, dass dort das Wasser bis unter die Decke steht, als wir das abgepumpt hatten, kam ebenfalls bergeweise Müll zum Vorschein.“

Problem: Abwasser

Ein großes Problem ist auch die Abwasserbeseitigung. Entweder es wird ein Kanal errichtet, mit dem der Gasthof an das städtische Netz angeschlossen wird oder es kommt eine lokale Lösung mit einer neuen Klärgrube. „Mit dem Haus haben wir also noch viel Arbeit.“ Jetzt konzentrieren er und seine Mitarbeiter sich ganz auf die Eröffnung des Biergartens. So repariert ein Tischler derzeit den Laubengang. Dort können die Besucher während eines Regenschauers sitzen. Eine Internetverbindung muss ebenfalls her. „Das wird wohl vorerst eine Funkverbindung sein. Eine funktionierende Telefonleitung gibt es auf dem Grundstück noch nicht.“ Auch für Kinder soll es Angebote geben. Vorgesehen ist ein Spielplatz, in fernerer Zukunft ein kleiner Streichelzoo. Überhaupt plant Zastrow keinen einfachen Biergarten. Er will die Besucher mit Veranstaltungen auf die Hofewiese aufmerksam machen. Ihm schweben beispielsweise Auftritte von Holzkünstlern vor, auch eine Heideweihnacht kann er sich vorstellen. Ein Hofladen, der regionale Produkte anbietet und der die Woche über geöffnet hat, ist ebenfalls geplant. „Wir wollen die Hofewiese allmählich wieder bekannt machen.“ Sicher ist, die Hofewiese wird kein normaler Landgasthof mit durchgehendem Betrieb die ganze Woche über. Nach Angaben von Holger Zastrow würden personeller Aufwand und Umsatz in keinem Verhältnis stehen. Holger Zastrow belebt mit der Hofewiese einen geschichtsträchtigen Ort. Die Geschichte des Areals reicht mehr als 400 Jahre zurück. Sie wurde 1547 erstmals urkundlich erwähnt. 1804 kaufte der sächsische Kabinettsminister Graf Camillo Marcolini das Grundstück und ließ ein Haus darauf errichten. 1828 übernahm König Anton von Sachsen das Anwesen. Es wurde zeitweise zur Fohlenzucht sowie als Futterstelle der königlichen Marstallpferde genutzt.