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Hoffen auf ein Schnäppchen

Der Aldi-Markt hat nach einwöchiger Schließung wieder geöffnet. Die ersten Kunden haben sogar Kaffee dabei.

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© K. Richter

Von Thomas Riemer

Großenhain. Ein bisschen vom mitgebrachten Kaffee ist noch in der Kanne. Doch das ist für Kerstin Steiniger, Ulrike Fahle, Kerstin Hartmann und Beate Emmer gestern kurz vor 8 Uhr eher Nebensache. Seit mehr als zwei Stunden steht das Quartett mit Einkaufswagen vor dem Aldi-Markt auf der Dresdner Straße. Der öffnet nach einwöchiger Schließung neu – und neben den vier Großenhainerinnen wollen Dutzende weiterer Kunden den Moment nicht verpassen, warten geduldig in der langen Schlange, die fast bis zur Sparkasse reicht.

Den Einkaufsgutschein gewann schließlich Kerstin Steiniger.
Den Einkaufsgutschein gewann schließlich Kerstin Steiniger. © K. Richter

Die Damen in der ersten Reihe hoffen. Auf eventuelle Schnäppchen, „weil es bei Aldi immer etwas Neckisches gibt“, auf den umgestalteten Markt – und auf DEN Gutschein. Denn die ersten 100 Kunden erhalten einen Einkaufsbeutel und ein Rubbellos. Der Hauptgewinn: ein Einkaufsgutschein im Wert von 500 Euro.

Kurz vor acht erscheinen vier adrette Verkäuferinnen, zerschneiden das Band des mit blauen und weißen Luftballons geschmückten Eingangs. In das vielköpfige „Wartekollektiv“ kommt Bewegung – aus ungeahnter Richtung. Als sich eine beleibte junge Dame als „Quereinsteiger“ nach vorn schmuggelt, kocht die Volksseele ein bisschen. „Hinten anstellen! Das kann doch wohl nicht wahr sein“, schimpft ein Mann an gefühlter 22. Warteposition. Umsonst: Die Frau ist vor ihm und vielen anderen Geduldigen drin.

Zehn Minuten später haben alle ihr Nahziel erreicht. In Höhe der neuen erweiterten Backstation – jetzt auch mit Brotschneidemaschine – wird kräftig gerubbelt. Ulrike Fahle kehrt vergleichsweise schnell wieder an die frische Luft zurück. „Den Gutschein hab ich nicht. Aber dafür vielleicht mal Glück in der Liebe“, sagt sie und muss automatisch schmunzeln. Vom neuen Markt hat sie sich zumindest einen kleinen Überblick verschafft. „Der Frischebereich mit Obst und Gemüse ist besser als vorher“, sagt sie. Doch der Eröffnungstrubel hat sie ein wenig übermannt.

Kerstin Steiniger dagegen steht ein bisschen neben sich. „Ich bin ganz aufgeregt, weiß gar nicht, was ich kaufen soll“, sprudelt es aus ihr heraus. Tatsächlich hat sie kurz zuvor von Aldi-Nord-Regionalgebietsleiter Martin Winter den Hauptgewinn des Tages erhalten: zehn Gutscheine zu je 50 Euro. „Ich habe noch nie etwas gewonnen“, so Kerstin Steiniger. Und das kurz vor ihrem Geburtstag in der kommenden Woche! Die Gutscheine will sie jetzt aber einteilen und dosiert ausgeben. Für sich selbst, fürs sechsjährige Enkelkind ... Wünsche gibt es allemal.

Nach einer halben Stunde hat sich die Situation ein wenig entkrampft. Viele Kunden versuchen, sich im veränderten Ambiente mit neuen Plätzen für Backwaren, Obst und Gemüse und all die anderen Dinge zurechtzufinden. Über all duftet es nach Kaffee, der kostenlos gereicht wird. Die Warteschlange hat sich inzwischen an die drei Kassen verlagert. Der Alltag kommt allmählich ins Laufen – für Kunden und das zehnköpfige Personal.

Seit der Schließung vor einer Woche war der komplette Warenbestand im „alten“ Markt ausgeräumt und auf andere Aldi-Einrichtungen verteilt worden, erklärt Martin Winter. Danach wurden unter anderem sämtliche Regale und Kühleinrichtungen ausgetauscht, die Bereiche neu aufgebaut. Die jetzige Anordnung entspreche den Aldi-Vorgaben, die Schritt für Schritt auf alle Märkte übertragen werden, so Winter. Sie sei übersichtlich und vor allem auch platzsparend, sodass jetzt wesentlich mehr Produkte angeboten werden können. „Qualität ganz oben – Preis ganz unten“, versucht sich der Regionalgebietsleiter an einem Alleinstellungsmerkmal.

Derweil haben sich die weniger Glücklichen unter den Rubbellosgewinnern ihre Trostpreise abgeholt. Frischekörbe oder Blumen. Der Traum vom „großen Coup“ ist für sie wieder nicht in Erfüllung gegangen. Macht nix, meint auch Ulrike Fahle, sichtlich ermüdet vom frühen Aufstehen gegen 5 Uhr. „Ich gehe wieder hierher, wenn weniger Leute da sind“, sagt sie und lacht.