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Hoffnung für ein Schmuckstück

Die Gründerzeitvilla in der Juststraße ist verkauft. Elf Wohnungen sollen entstehen, so der Plan der Investoren.

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© Mario Heinke

Von Mario Heinke

Zittau. Gut gelaunt hält Immobilienmakler Alexander Wittig die Grundrisspläne in der Hand. Er weiß, die Stadtvilla in der Juststraße 8 hat bessere Zeiten hinter sich, wartet seit Jahren auf die überfällige Sanierung und stört das gefällige Bild der weitgehend sanierten Nachbarhäuser. Großzügige Grundrisse, eine Maisonette-Wohnung, Balkone, ein atemberaubender Ausblick in den oberen Geschossen und ein Fahrstuhl sollen aus der heruntergekommenen Gründerzeitvilla wieder einen attraktiven Wohnstandort machen.

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„Das werden tolle Wohnungen“, freut sich der Immobilienmakler. Auf drei Etagen und im Dachgeschoss entstehen elf Zwei- bis Vierraumwohnungen mit Grundflächen zwischen 67 und 140 Quadratmetern. Das Bonbon sei die 127 Quadratmeter-Maisonettewohnung mit einer riesigen Terrasse und Gebirgsblick, schwärmt Wittig. Das 900 Quadratmeter große Grundstück unweit des Stadtzentrums biete hinter dem Haus zudem viel Platz für einen Garten und einen Carport. „Läuft alles nach Plan, könnten Weihnachten 2018 die Mieter einziehen“, sagt er. Es sei auch möglich, eine ganze Etage im Haus zur Praxis oder Kanzlei umbauen zu lassen, so der Zittauer.

Er ist von den Investoren aus Süddeutschland beauftragt, sich um die Vermarktung der Wohnungen zu kümmern und ist optimistisch, dass die Villa Nachfrage erzeugt. „Als wir das verwilderte Grundstück beräumt haben, meldeten sich sofort Leute in meinem Büro, die dort gern einziehen würden“, erzählt Wittig. Die Wohnungen werden ihre Mieter finden, auch weil ein Fahrstuhl im Haus in Zittau noch nicht zum allgemeinen Standard gehöre und der demografischen Entwicklung Rechnung trage, so der Zittauer. Klaus Pfaffinger aus Rosenheim, der schon Immobilien in Zittau besitzt und sich in die Stadt verliebt hat, erwarb das Grundstück in diesem Jahr gemeinsam mit seinem Geschäftsfreund Josef Schönstetter, erzählt Wittig, der das Haus zuvor notgesichert hat. Um weiteren Schäden an der Bausubstanz entgegenzuwirken, musste das Dach geschlossen werden. Aus dem zweiten Obergeschoss habe er 150 Kilogramm Taubenkot rausholen lassen, erzählt Wittig.

Nach ersten Schätzungen des Zittauer Planungsbüros I.H.R. Bauplanung ist ein Investitionsvolumen von 1,5 Millionen Euro für die Sanierung der denkmalgeschützten Villa veranschlagt. Die Investoren hoffen, dass der Denkmalschutz sich mit einem Zuschuss an der Sanierung des stadtbildprägenden Gebäudes beteiligt, auch wenn das Eckhaus wenige Meter außerhalb des innerstädtischen Sanierungsgebietes steht, so der Immobilienverwalter.

Architekt Hans Pipo ließ die Stadtvilla im Jahre 1900 erbauen. Das Familienwappen samt Namen und die Jahreszahl an der bröckelnden Fassade sind gut erhalten. Winkel und Zirkel-Symbole an der Hauswand weisen darauf hin, dass Pipo wohl den Freimaurern angehörte. Auch die Inschrift deutet in diese Richtung. In welcher Form der Architekt den aufklärerischen Ideen der Freimaurer anhing, ist nicht überliefert. Geblieben ist hingegen sein Werk im Stil des Historismus, eine prächtige Villa mit Türmchen, Fachwerk und Verzierungen. Die einstige Schönheit des Gebäudes, eine Mischung aus Elementen der Neorenaissance und floralem Jugendstil, lässt sich trotz maroder Substanz und kaputter Fensterscheiben erkennen.