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Hoffnung für zwei Görlitzer Straßen

Die Stadt will die Struve- und Jochmannstraße sanieren. Doch bei einer droht Ärger zwischen Pflaster- und Asphalt-Verfechtern.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Görlitz. Annett Posselt mag das schwarze Basalt-Pflaster in der Struvestraße. Nicht unbedingt für sich selbst, wohl aber für ihre älteren Mitbürger: „Da kommt man mit einem Rollator besser über die Straße“, sagt die Stadträtin der Linkspartei. Wird die Straße hingegen asphaltiert, würden die Autos künftig vermutlich rasen und genau das wäre schlecht für Rollator-Nutzer.

Viele Anhänger fand diese Argumentation in der Sitzung des Technischen Ausschusses nicht: Nur Annett Posselt und ihre Fraktionskollegin Margit Bätz sprachen sich in der Probeabstimmung für das Pflaster aus. Und Bürgermeister Michael Wieler gab zu bedenken, dass das der Denkmalschutz vermutlich auch so sieht. Alle anderen anwesenden Räte bevorzugen Asphalt. „Der Geräuschpegel ist bei Basalt viel höher“, sagt Günter Friedrich (Bürger für Görlitz). Und Renate Schwarze (SPD) argumentiert, dass Asphalt preiswerter ist: „Außerdem hätten wir dann ein einheitliches Bild mit den angrenzenden Straßen.“

Allerdings war es nur eine Probeabstimmung. Fakt ist derzeit lediglich: Die Stadt plant, die Struvestraße zwischen Bismarck- und Joliot-Curie-Straße zu sanieren, ebenso die gesamte Jochmannstraße. Jetzt soll die Planung beginnen und Ende des Jahres fertig werden. Erst dann müssen die Räte tatsächlich abstimmen. Gebaut werden könnte 2017. „Vielleicht auch erst 2018“, schränkt Wieler ein. Gerade bei der Struvestraße müsse auf die Sanierung der ehemaligen Synagoge geachtet werden: „Synagoge und Straße gleichzeitig geht nicht.“

Grundsätzlich sind in beiden Straßen keine gravierenden Änderungen vorgesehen, keine neuen Bäume zum Beispiel: Auf den anliegenden Grundstücken stehen Bäume, die den Straßen ein grünes Bild geben. Die wichtigste Änderung in der Jochmannstraße: Sie soll für Fahrradfahrer auch gegen die Einbahnstraße freigegeben werden. Der städtische Verkehrsplaner Jens Kunstmann hält das für realistisch und auch sinnvoll, vor allem wegen der angrenzenden Einrichtungen wie Kitas und Stadtbibliothek. Außerdem fahren derzeit viele Radfahrer illegal auf dem Gehweg: „Das würden sie dann hoffentlich nicht mehr tun.“ Eine zweite Neuerung: An der Einmündung zur Krölstraße soll die Fahrbahn eingeengt werden – genau so, wie sie es an der Einmündung Landeskronstraße schon ist. „Damit erkennen Kraftfahrer eindeutiger, dass sie in eine Nebenstraße einfahren“, begründet Kunstmann.

Die Gehwege sollen auch künftig mindestens 2,50 Meter breit sein, die Straße asphaltiert. Entlang der Häuserseite an der Stadtbibliothek ist der Gehweg schon fertig. Auf dem Rest der Jochmannstraße soll er im gleichen Stil mit der „Görlitzer Platte“ und Basaltmosaikpflaster angelegt werden. Das Parken ist auch künftig auf beiden Straßenseiten erlaubt und zur Beleuchtung will die Stadt die Lampe „Richard“ aufstellen. Sie steht auch in der Landeskronstraße. Somit gäbe es künftig ein einheitliches Bild.

Auch in der Struvestraße will die Stadt eher behutsame Veränderungen vornehmen. Die Einbahnstraße bleibt erhalten, eine Freigabe für Radfahrer in die andere Richtung soll später besprochen werden. Die Fußwege erhalten wieder historische Granitkrustenplatten und Basaltmosaikpflaster. Der Gehweg an der Südseite, also zur Otto-Müller-Straße hin, ist durchgängig zwei Meter breit – und soll es auch bleiben. „Auf der anderen Seite ist der Gehweg sehr schmal“, sagt Kunstmann. Gerade wenn die Mülltonnen draußen stehen, ist er für Fußgänger zu eng. Deshalb plädiert der Verkehrsplaner auch hier auf eine Breite von mindestens zwei Metern. Dadurch würde die Fahrbahn schmaler: 5,50 Meter statt bisher zwischen 5,90 und 6,40 Meter.

Für Autofahrer sei das unerheblich, sagt Kunstmann: Das einseitige Parken bleibt erhalten und nimmt in der Breite etwa zwei Meter ein. Folglich bleibt ein 3,50 Meter breiter Fahrstreifen. „Der reicht völlig aus“, sagt Kunstmann. Somit können nicht mehr und nicht weniger Autos fahren und parken als bisher. Dass das Tempolimit von 50 auf 30 Stundenkilometer fällt, sorgt unter den Räten für keinen Widerstand – mehr als 30 ist schon jetzt kaum möglich.

Größter Streitpunkt in der Struvestraße bleibt folglich die Frage, ob Pflaster oder Asphalt. „Wir haben Pflaster vorgeschlagen, weil es an dieser Stelle noch vorhanden ist“, sagt Kunstmann. Die Lärm-Argumentation aber sehe er ein. Wieler ist sich nicht sicher, ob das Landesamt für Denkmalpflege der Asphalt-Variante zustimmen würde: „Der Belag gehört zeitgeschichtlich zur Architektur, das ist nun mal so.“