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Holm Große gewinnt das Duell

Bischofswerdas neuer Oberbürgermeister holt überraschend viele Stimmen. Der Wahlverlierer gibt sich fair.

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© Steffen Unger

Gabriele Naß

Sonntagabend gegen 19 Uhr brechen sich die Emotionen Bahn. Dr. Holm Große weiß jetzt, dass er ab August Bischofswerdas neuer Oberbürgermeister sein wird. Die Schiebocker haben ihn mit überraschend großer Mehrheit auf den Weg dorthin geschickt. „Ein bewegender Augenblick“, sagt Holm Große, als das Wahlergebnis feststeht. 66 Prozent für ihn, 34 Prozent für den Kandidaten Robert Geburek. Großes Frau Ute, die mit ihrem Mann vor wenigen Tagen Silberhochzeit gefeiert hat, kommen Freudentränen.

Das Wahlkampfteam, Familie, Freunde und Unterstützter haben sich mit Holm Große am späten Nachmittag in den schicken neuen Räumlichkeiten des Netzwerkes für Kinder- und Jugendarbeit versammelt. Zwischendurch zieht der Tross in den großen Rathaushaussaal, wo die Ergebnisse der 15 Bischofswerdaer Wahllokale zusammenlaufen und wo schließlich das vorläufige amtliche Wahlergebnis bekannt wird. Noch-Amtsinhaber Andreas Erler (CDU) und seine Frau sind hier auch dabei. Händeschütteln, freudige Umarmungen, Interwiews... Dann geht’s zurück ins Netzwerk. Viele Menschen mit freudigen Gesichtern, darunter namhafte Vertreter von Bischofswerdas Wirtschaft, wollen mit dem Mann feiern, der die Geschicke von Bischofswerda lenken wird und auf den sie so große Hoffnungen setzen. „Mal sehen, wie lange wir heute durchhalten werden“, sagt Große. Ihm ist anzusehen, wie viel Anspannung gerade von ihm abfällt. „Wir haben zwanzig Wochen auf diesen Tag hingearbeitet. So viele waren an meiner Seite, viele Wegbegleiter sind extra heute hierhergekommen, auch aus Hoyerswerda und Bautzen. Danke an alle. Dieses deutliche Wahlergebnis ist ein Vertrauensvorschuss. “

Robert Geburek und sein Team haben sich am Sonntagabend im Bestattungshaus Katzer versammelt. „Dann soll es so sein für Bischofswerda“, sagt der Wahl-Zweite. Im ersten Augenblick, da sei der Eindruck richtig, war er enttäuscht. Schon wenig später gibt Robert Geburek sich als fairer Verlierer und wieder kämpferisch: „Herzlichen Glückwunsch dem Wahlsieger. Wir werden ihn an seinen Versprechen messen. Wir sind bereit zur konstruktiven Zusammenarbeit, aber natürlich werden wir weiter kritisch hinterfragen.“ Robert Geburek kündigte am Abend an, Chef der einflussreichen Stadtratsfraktion Bürger für Bischofswerda zu bleiben.

Auch hier wurde gewählt

Großharthau

Jens Krauße (SPD) 76,3 Prozent

Andreas Ehrentraut (CDU) 23,7 Prozent

Wahlbeteiligung 61,2 Prozent

Demitz-Thumitz

Gisela Pallas (DePoRo) 92,9 Prozent

Wahlbeteiligung 43,5 Prozent

Rammenau

Hiltrud Snelinski (parteilos) 98,6 Prozent

Wahlbeteiligung 59,0 Prozent

Frankenthal

Kerstin Otto (CDU) 94,6 Prozent

Wahlbeteiligung 47,5 Prozent

Bautzen

Alexander Ahrens (Linksbündnis) 30,7 Prozent

Matthias Knaak (CDU) 27,5 Prozent

Mike Hauschild (unabh.) 17,3 Prozent

Andreas Hase (unabh.)11,1 Prozent

Jörg Urban (AfD) 9,0 Prozent

Andreas Thronicker (unabh.) 4,5 Prozent

Wahlbeteiligung 43,6 Prozent

Göda

Gerald Meyer (Einzelbewerber) 70,2 Prozent

René Beddies (Freie Wähler) 29,8 Prozent

Wahlbeteiligung 51,9 Prozent

Wilthen

Michael Herfort (CDU 98,3) Prozent

Wahlbeteiligung 46,7 Prozent

Alle Angaben in Prozent; Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

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Dr. Holm Große, seit 2002 Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien, warb im Wahlkampf mit „Biw – bürgernah, innovativ, wirtschaftsorientiert.“ Er versprach, Bischofswerda neues Selbstbewusstsein geben und die Rolle der Stadt in der Region stärken zu wollen. Mit seinem Acht-Punkte-Wahlprogramm suchte er das Gespräch mit den Bischofswerdaern, von denen viele noch vor Wochen sagten: Wer ist Holm Große? Der neue OB ist geborener Radebeuler. 1993 kam die Familie nach Bischofswerda. Holm Große hat Frau und drei Kinder (23,20, 11).

Diese OB-Wahl war für Bischofswerda eine besondere. Zum ersten Mal seit 1990 war Amtsinhaber Andreas Erler (CDU) kein Kandidat mehr. Zum ersten Mal seit der Wende hatte die CDU keinen Bewerber mit Parteibuch ins Rennen schicken können. Holm Große wurde von der Union unterstützt, darüber hinaus von FDP und Grünen. Der neue OB sucht die Zusammenarbeit mit allen in der Stadt. Es war sein Wunsch, schon für die Wahl eine noch breitere Unterstützer-Gemeinde hinter sich zu bringen. Am Wahlabend nun sagte er: „Die Arbeit beginnt jetzt. Es gibt viel zu tun. Wir brauchen jeden. Wir werden den Enthusiasmus und die Energie, die hier vorhanden sind, bündeln.“

Im Stadtrat gibt es seit der Wahl 2014 eine linke Mehrheit aus den Fraktionen Bürger für Bischofswerda und Linken mit jeweils fünf sowie der SPD mit drei Sitzen. Zahlenmäßig stärkste Fraktion ist die gemeinsame von CDU und FDP mit zusammen neun Sitzen. 4889 Bischofswerdaer gingen zur Wahl. Das sind vergleichsweise gute 50,9 Prozent Beteiligung.