Hoyerswerda
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Aktionstag „Blickpunkt Auge“ in der Stadtbibliothek

Ein Netzwerk verbessert auch in Hoyerswerda die Lebensqualität seheingeschränkter Menschen.

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Beim Aktionstag „Blickpunkte Auge“ in der Hoyerswerdaer Stadtbibliothek „Brigitte Reimann“ wurden verschiedene Lese-Hilfsmittel vorgestellt.
Beim Aktionstag „Blickpunkte Auge“ in der Hoyerswerdaer Stadtbibliothek „Brigitte Reimann“ wurden verschiedene Lese-Hilfsmittel vorgestellt. © Foto: Katrin Demczenko

Von Katrin Demczenko

Hoyerswerda. Jeder Mensch kann durch Krankheiten wie den Grünen oder Grauen Star einen dauerhaften starken Sehverlust erleiden und braucht dann spezielle Hilfsmittel im Alltag. Lesestoffe in Großdruck oder Brailleschrift ermöglichen weiter den Zugang zu Literatur, mit Bildschirmlesegeräten bleiben Formulare erkennbar und „sprechende“ Uhren mit großen Ziffern verraten die Zeit. Doch wie erfährt der Betroffene, welche rechtlichen und finanziellen Ansprüche er jetzt hat und wie er sie bei Optikern und Krankenkassen durchsetzen kann.

Diese Informationen verbreitet ein bundesweites Netzwerk, dem unter anderem der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen (BSVS) mit seinem Angebot Blickpunkt Auge, das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen) Leipzig sowie Augenärzte, Optiker und Partner wie die Hoyerswerdaer Stadtbibliothek „Brigitte Reimann“ angehören.

Vergangene Woche haben Mitarbeiter des Blickpunktes Auge und des dzb lesen Bibliotheksbesucher und die Regionalgruppe Hoyerswerda des BSVS informiert. Am wichtigsten ist für den Bibliothekar Stefan Biewald, der den Aktionstag organisierte, dass alle Partner-Bibliotheken in ganz Deutschland zum Jahresende neue Großdruckbücher vom dzb lesen beziehen können. Bisher hat Hoyerswerda nur einige Romane und Märchen, ansonsten CDs, klärte er auf. Die dzb lesen-Mitarbeiterin Jana Lorenz erläutert, dass ihre Einrichtung ca. 1,2 Millionen blinde, seh- und lesebehinderte Menschen deutschlandweit kostenlos per Fernleihe mit Großdruckbüchern, Braille- und Hörmedien versorgt. Die Bibliotheksnutzer werden von Mitarbeitern am Telefon beraten. Im Haus können der gewünschte Roman, das Sachbuch, eine Zeitschrift oder Noten per Computer in die Brailleschrift übersetzt und ausgedruckt werden. Auch die Herstellung von Hörbüchern ist möglich, sagt Jana Lorenz. Diese sind per App oder über digitale Sprachassistenten wie Alexa empfangbar.

Die Mitarbeiterin des Beratungsangebotes Blickpunkt Auge aus Dresden, Sarah Smitkiewicz, kennzeichnet das Sehen als wichtigste Möglichkeit, die Welt wahrzunehmen. „Den Bordstein zu sehen verhindert Unfälle“, nennt sie ein Beispiel. Wer schlecht sieht, muss sein noch vorhandenes Sehvermögen durch die Vergrößerung des Gedruckten, guten Kontrast und eine blendfreie Umgebung unterstützen. Bei einer individuellen Beratung stellt die Mitarbeiterin genau wie ihre Kollegin in Bautzen Lupen, sprechende Uhren und andere Hilfsmittel vor, die im Landeshilfsmittelzentrum des BSVS in Dresden verkauft werden. Die Beantragung der Kostenübernahme bei der Krankenkasse wird in dem Gespräch ebenfalls erklärt. Sigrun Quetschlich ist an diesem Tag für ihre stark seheingeschränkte Mutter in die Stadtbibliothek gekommen, denn die Seniorin kommt mit den vielen Tasten ihres Seniorenhandys nicht mehr zurecht. Außerdem muss ihr stationäres Bildschirmlesegerät repariert werden. Das Geschäft, in dem es gekauft wurde, besteht nicht mehr, erklärt Sigrun Quetschlich. Sie soll den Hersteller kontaktieren, rät Sarah Smitkiewicz. Bezüglich des Handys gibt es Geräte mit nur einem Knopf zum Umhängen. Beim Auslösen wird ein eingerichteter Kontakt aktiviert, sodass sofort Hilfe möglich ist.

Das Beratungsangebot Blickpunkt Auge in Bautzen ist jeden zweiten Dienstag im Monat von 14 bis 16 Uhr besetzt. Die Adresse lautet GHD GesundHeits GmbH Deutschland, Im Ärztehaus - Haus 11, Am Stadtwall 3a. Termine sind unter Telefon 0351 8090628 zu vereinbaren.