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Dem Borkenkäfer besser Paroli bieten

Wittichenau nimmt am Projekt PRIMA für Planung und Risikomanagement im Kommunalwald teil.

Von Andreas Kirschke
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Die Borkenkäferplage beschäftigt auch Wittichenau. Im Bild zu sehen ist das typische Schadbild unterhalb der Rinde einer Kiefer.
Die Borkenkäferplage beschäftigt auch Wittichenau. Im Bild zu sehen ist das typische Schadbild unterhalb der Rinde einer Kiefer. © Foto: Uwe Schulz

Wittichenau. Die Stadt Wittichenau will ihren kommunalen Wald stärken und künftig widerstandsfähiger gegen Forstschädlinge entwickeln. Dazu bekannte sich der Stadtrat und beschloss einstimmig die kostenlose Teilnahme am Forschungsprojekt PRIMA (Planung und Risikomanagement). Partner sind der Staatsbetrieb Sachsenforst als der von der Stadt beauftragte Bewirtschafter der 153 Hektar Kommunalwald sowie die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

„Wir brauchen Hinweise darauf: Wie können wir Forstschädlingen wie dem Borkenkäfer künftig wirkungsvoller begegnen? So können wir die Planung auf fundierte Basis stellen“, unterstrich Bauamtsleiter Stephen Rachel in der Ratssitzung. „Wir hoffen, dass der Wald damit widerstandsfähiger wird gegen Forstschädlinge.“

In einem Schreiben an die Stadt hat der Staatsbetrieb Sachsenforst bereits im Dezember 2020 auf die Bedeutung des Projekts PRIMA hingewiesen. „Die Vorteile einer solchen kostenlosen Teilnahme sind eine integrierte Risiko-Analyse für Ihren Forstbetrieb und angepasste Planungsergebnisse. Die Umsetzung bleibt mit der jährlichen Wirtschaftsplanung selbstverständlich in Ihrer Hand und wird durch unsere forsttechnische Betriebsleitung in bewährter Weise untersetzt“, schrieb Holm Karraß, Leiter des Forstbezirks Oberlausitz im Staatsbetrieb Sachsenforst, an die Stadt.

Der nächste 10-Jahres-Plan

Derzeit basiert die Bewirtschaftung des Kommunalwaldes auf der Grundlage der zehnjährigen periodischen Betriebsplanung für den Forst für den Zeitraum von 2012 bis 2021. Die nächste Planung für die Jahre 2022 bis 2031 steht jetzt an. In diesem Zusammenhang regte der Staatsbetrieb Sachsenforst die Teilnahme von Wittichenau am Projekt PRIMA an. Dieses Projekt zielt auf eine Risiko-Analyse und mögliche Maßnahmen. In Sachsen sieht es vor, dass Forstreferendare im kommenden Sommer in den Kommunalwäldern vor Ort sind. Die Ergebnisse ihrer Risiko-Analyse sollen in die forstliche Planung einfließen.

Ein Beispiel ist die Verkehrssicherungspflicht. Praktisch alle Kommunen haben sie im Wald zu leisten. Bei einer genaueren Betrachtung lassen sich Detailfaktoren wie „Lage an viel befahrenen Straßen“ und „Sturmereignis“ als relevant festhalten. Im Rahmen der Risiko-Analyse ließe sich die „Lage an viel befahrenen Straßen“ eingrenzen. So könnte die Kommune in Zusammenarbeit mit der Verkehrs- und Straßenbehörde prüfen, welche der Straßen in welchem Maße für die Verkehrssicherungspflicht relevant wäre.

In Bezug auf „Sturmgefährdung der Bäume“ wiederum lassen sich zum Beispiel mit genauerem Hinschauen die Bestände auf wechselfeuchten Standorten und auch die gefährdeteren Baumarten sowie die Baumhöhen, die eine erhöhte Sturmgefährdung aufweisen, herausarbeiten. „An diesen als risikobehaftet herausgearbeiteten Straßen in Kombination mit Baumart, Bodenart und Baumhöhe könnte dann in der Forsteinrichtung zum Beispiel die Einrichtung eines stufigen Waldrandes zur Verringerung des Aufwandes der Verkehrssicherungspflicht als Maßnahme vorgesehen werden, um die Zielerreichung nicht zu gefährden“, heißt es in der Beschreibung des Projektes PRIMA.

Holzentnahme ist vorgesehen

Bereits im Oktober 2020 hat der Wittichenauer Stadtrat den Wirtschaftsplan Kommunalwald 2021 beschlossen. Dieser sieht für dieses Jahr waldbauliche Pflegemaßnahmen auf 23 Hektar vor. Das betrifft vor allem den Wald bis Oßling entlang der Staatsstraße S 95 ab der ehemaligen Kiesrampe sowie die Gemarkung Zeißig im Bereich des Einkaufsmarkt Thomas Philipps auf 1,5 Hektar. „Wir lassen an den genannten Standorten Holz entnehmen, das erntereif oder geschädigt ist“, erläuterte Georg Brösan, der stellvertretende Leiter des Bau-, Gewerbe- und Ordnungsamtes der Stadt Wittichenau. Mehr Maßnahmen sind derzeit nicht vorgesehen, denn die Holzpreise sind sehr niedrig. Somit ist beim Verkauf nicht mit hohen Einnahmen zu rechnen.

Mehr Einnahmen als Ausgaben

Der Erlös aus dem Holz-Verkauf wird laut Wirtschaftsplan Kommunalwald 2021 voraussichtlich 22.800 Euro betragen. Der Erlös aus dem Jagdbetrieb liegt bei 500 Euro. Das ergibt insgesamt Einnahmen von 23.300 Euro. Bei den Ausgaben vermerkt der Wirtschaftsplan voraussichtlich 15.600 Euro Kosten für Holzeinschlag-Arbeiten, 1.440 Euro Kosten für die Waldpflege, 500 Euro für den Waldschutz, 500 Euro für Verkehrssicherung und 4.200 Euro für Verwaltungskosten. Letztere schlüsseln sich auf in die Posten forstlicher Revierdienst und Wirtschaftsverwaltung Holzverkauf. Insgesamt ergibt die Aufwand-Seite Ausgaben von 22.265,20 Euro. Unter dem Strich kann die Stadt Wittichenau 2021 mit einem Jahres-Ergebnis von 1.037,80 Euro rechnen.