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Direktvermarktung ist ein starker Trumpf

Das Sägewerk und die Holzkohle-Anlage Lohsa schaffen neue Arbeitsplätze.

Von Andreas Kirschke
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Der Geschäftsführer der Sägewerk Lohsa GmbH, André Sauer (l), zeigt mit Robin Noack, Leiter des Sägewerks, die moderne Technik.
Der Geschäftsführer der Sägewerk Lohsa GmbH, André Sauer (l), zeigt mit Robin Noack, Leiter des Sägewerks, die moderne Technik. © Foto: Andreas Kirschke

Lohsa. Geräumig wirkt die 20 mal 40 Meter große neue Sägehalle im Gewerbegebiet Lohsa. Ende Oktober begann der Probelauf. „Seit März starten wir durch. Es ist hochkomplexe, hochmoderne Technik“, meint André Sauer, Geschäftsführer der Sägewerk Lohsa GmbH. Die Maschinen mussten bis dahin richtig programmiert, abgestimmt und eingestellt werden.

„Wir können vom geernteten Baum als Roh-Holz eine große Facette von Produkten fertigen. Das reicht von Dachlatten bis zur Hobelware wie zum Beispiel Terrassendielen“, sagt Robin Noack, Leiter des Sägewerks.Die moderne Sägehalle ist eine komplexe Produktionslinie. Die Mitarbeiter mussten sich in die Abläufe erst hineinfinden. Insgesamt 1,7 Millionen Euro investiert die Sägewerk Lohsa GmbH. Mit insgesamt 0,5 Millionen Euro fördert der Freistaat Sachsen durch die Sächsische Aufbaubank das Vorhaben. 1,2 Millionen Euro werden durch Kredite und Eigenkapital finanziert. „Dieses Vorhaben wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. Die Maßnahme hat eine Vorgeschichte“, holt André Sauer weit aus.

Forstdienstleiter in vielen Bereichen

Vor zehn Jahren stieg er mit in die Lohsaer Firma PLB ein. Sein Vater Hildebrand Sauer war Geschäftsführer. 1992 gründete er die Firma Planung und Landschaftsbau Lohsa – Lausitzer Gesellschaft für Bodenwertstoffe und Landschaftsbau mbH (PLB). Mit 14 Mitarbeitern begann er. In Konjunkturzeiten der Rekultivierung, 1995 bis 2002, beschäftigte PLB 220 Mitarbeiter. Heute sind es 40 – meist aus Lohsa und Umland. Es sind Forstwirte, Kraftfahrer, Maschinenführer, Schlosser, Verwaltungskräfte und Landschaftsgärtner. Sohn André Sauer leitet PLB seit 2016. „Wir sind Forstdienstleister. Wir holzen ab, forsten auf und pflegen Flächen“, erläutert der 38-Jährige. „Wir leisten Transport- und Logistik-Aufgaben. Wir sind immer wieder im Wegebau tätig, ebenso bei Erdarbeiten und bei der Schadholz-Beseitigung.“ Einsatzfelder sind unter anderem die Rekultivierung im Bereich der Tagebaue Nochten und Reichwalde, die Holzeinschlag- und Holzrücke-Arbeiten am Knappensee sowie der Holzeinschlag von Fichten bei Wilthen. Oft sind private Waldbesitzer Kunden von PLB. „In diesem Zusammenhang beliefern wir auch Heizkraftwerke, Spanplattenwerke und Sägewerke“, sagt der heutige Geschäftsführer. „Dorthin liefern wir Holz von privaten Waldbesitzern.“

Nischen wurden gefunden

2016 gründete André Sauer ergänzend die neue Firma Sägewerk Lohsa GmbH. Die Idee: Die Stärkung der heimischen Wertschöpfung, Gewinnung von Energieholz, individuelle Holzverarbeitung, Direktverkauf an Endverbraucher wie Zimmerer, Tischler, Baufirmen und private Hausbauer. Dabei stößt die Firma durchaus in Nischen. „Oft bleibt im Wald beim Einschlag starkes Holz mit großem Durchmesser übrig. Es ist nicht so einträglich, kann auf dem normalen Vertriebsweg über die großen Sägewerke kaum verwendet werden, oder es ist nicht mehr wertschöpfend“, so André Sauer. „Genau hier liegt unsere Chance. Wir können dieses Holz noch wertbringend verarbeiten und vermarkten. Wir gewährleisten zugleich eine moderne maschinelle Stapelung des Holzes dank Stapel-Roboter. Wir setzen ebenfalls auf die moderne Trocknung des Holzes.“ All das sind wichtige Trümpfe.

In der Sägehalle kommt das zu verarbeitende Roh-Holz zunächst auf den sogenannten Radlader. Von dort gelangt es über den Holz-Zuführtisch, auf verschiedene Sägen bis hin zur Vakuum-Stapel-Anlage. Dort werden die Bretter-Balken auf die entsprechenden Stapel-Plätze gesetzt. Das Ganze wirkt wie eine Sortieranlage. „Die Sägewerksanlage in Kombination mit der Stapelanlage in dieser Form ist einzigartig“, sagt André Sauer stolz.

Auf dem sogenannten Drei-Wege-Sortier-Tisch werden die Produkte getrennt: nach Fertigware, also Schnittholz wie Bretter und Bohlen, sowie nach unbesäumten Brettern und Schwarten. Die Fertigware gelangt aufs Förderband und von dort zum Fördertisch und zur Vakuum-Stapel-Anlage. Eben dort wird das Holz – je nach Breite – sortiert und auf fünf Wagen verladen. „Die Fertigware geht direkt an die Endverbraucher“, erklärt André Sauer. Unbesäumtes Holz, was Bretter und Bohlen mit noch vorhandenen Baumkanten meint, kann mit der sogenannten Doppelbesäumsäge weiter verarbeitet werden. Dank Lasertechnikkönnen die Schnittkanten und Schnittbreite angezeigt werden, bei der die Baumkanten entfernt werden. Die Baumschwarten und Baumkanten werden draußen zwischengelagert und später zu Holzhackschnitzeln verarbeitet. Aus ihnen kann auch Holzkohle hergestellt werden.

Auch Holzkohle wird hergestellt. Der Energieprozess verläuft umweltfreundlich, schadstoff- und lärmreduziert.
Auch Holzkohle wird hergestellt. Der Energieprozess verläuft umweltfreundlich, schadstoff- und lärmreduziert. © Foto: Andreas Kirschke

Individuelle Kundenwünsche

„Dank der modernen Technik können wir bis zu 90 Zentimeter starke Stämme schneiden und bearbeiten“, betont André Sauer. „Wir können individuell auf Kundenwünsche eingehen. Der aufwendige Transport durch Zwischenhändler entfällt.“ Heimische Zimmerer zum Beispiel können in Lohsa bis zu sechs Meter lange Schnitthölzer zuschneiden und trocknen lassen. Baufirmen können sich Schalungen für ein Haus hobeln und trocknen lassen. Sie können sich den sogenannten Rau-Spund (einseitig gehobelte Bretter) fertigen lassen. Hauseigentümer können für Terrassen Riffeldielen aus Lärchenholz fertigen lassen. „Dank der Vier-Seiten-Hobel-Maschine ist all dies möglich“, erläutert André Sauer. „Letztendlich können wir bis zum Endprodukt vieles herstellen – bis zum fertigen Balken, bis zum fertigen Schalungsbrett, bis zur fertigen Hobelware.“

Die Firma PLB liefert das Holz, das Sägewerk bearbeitet das Holz. Abnehmer des Schnittholzes sind zum Beispiel das Bundesforstamt Weißkeißel, Tischler, Zimmerer, ein Dresdner Hersteller für Verpackungen und ein Görlitzer Paletten-Hersteller.

Gleich gegenüber der Sägehalle steht eine moderne Pyreg-Holzkohle-Anlage. Holzhackschnitzel werden dort in den sogenannten Schub-Boden-Container verbracht. In einem geschlossenen Kreislauf-System werden sie mittels Pyrolyse zu Holzkohle verarbeitet. Dabei entsteht aus Holz-Biomasse bei Temperaturen von 400 bis 800 Grad Celsius unter Entzug von Sauerstoff zu Holzkohle. Geräuscharm und rund um die Uhr arbeitet die Anlage. Ihre Restwärme wird noch verwertet. Sie dient zum Trocknen des Holzes. „Gute, sorgfältige Trocknung ist die Voraussetzung dafür, dass wir das Holz im Anschluss hobeln können“, verdeutlicht der Geschäftsführer und fügt an: „Die Anlage stößt auch kaum Abgase aus. Die Abgase sind vergleichbar mit jenen bei einer Holzvergaser-Heizung. Das ist CO2-neutral.“ Am Ende bleibt das fertige Produkt Holzkohle. Diese ist feinkörnig und nicht vergleichbar mit sonst üblicher Holzkohle zum Grillen.

Pflanzen- und Holzkohle

Die erste feinkörnige Holzkohle in Lohsa ist bereits hergestellt. Ziel ist eine Produktion von 200 bis 300 Tonnen im Jahr. Dazu sollen rund 2.000 Festmeter Holz jährlich im Sägewerk aufgenommen und verarbeitet werden, die nicht nutzbaren Reste werden Pflanzenkohle. „Auch hier gibt es viele Kunden“, weiß André Sauer. „Abnehmer der Pflanzenkohle sind zum Beispiel Biogas-Anlagen und Landwirte.“ Pflanzenkohle kann vielseitig verwendet werden – zum Beispiel in der ergänzenden Tierfütterung. Dort bindet Pflanzenkohle die Schadstoffe im Tierdarm. Holzkohle kann zudem eingesetzt werden in Biogas-Anlagen zur Förderung des Wachstums der Fermenter-Bakterien und als Mittel zur Bodenverbesserung – als Speicher für Nährstoffe. „Dank der Holzkohle bleibt der Boden länger fruchtbar. Viele Öko-Landwirte nutzen das. Spannend ist auch die Herstellung von Terrapreta aus Holzkohle – eine Art Kompost-Erde.“ Letztendlich, betont er, leistet die Anlage Pionierarbeit. Denn sie stellt umweltschonend Energie aus Holz her. Die gewonnene Wärme dient dem Eigenbedarf im Sägewerk. Die Bodenqualität für Landwirte kann langfristig verbessert werden. „In dem Sinne leisten wir einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.“