Hoyerswerda
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Ein Halleluja für Bach und seine Interpreten

Die Barockmusik strahlt bei den Hoyerswerdaer Musikfesttagen in der Johanneskirche hinein bis ins 21. Jahrhundert.

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Das Thüringer Bach Collegium unter der Leitung von Gernot
Süßmuth (5.v.l.) hat die Zuhörer in Hoyerswerda begeistert.
Das Thüringer Bach Collegium unter der Leitung von Gernot Süßmuth (5.v.l.) hat die Zuhörer in Hoyerswerda begeistert. © Foto: Christine Neudeck

Von Christine Neudeck

Hoyerswerda. Ein bisschen Lokalpatriotismus schwingt mit, wenn in Hoyerswerda ein Konzert des Thüringer Bach Collegiums mit seinem Leiter, Gernot Süßmuth, überschwänglich gefeiert wird – hauptsächlich aber wegen der frischen, lebendigen barocken Musik, die auf historischen Instrumenten zu hören war.

Es gibt eine Vielzahl ähnlicher Bach Collegia, doch Gernot Süßmuth gründete 2018 ein eigenes, mit dem er als künstlerischer Leiter neue, individuelle Wege beschreitet. Süßmuth wurde 1964 in Lauchhammer geboren, besuchte die Musikschule Hoyerswerda, lernte dort das Geigenspiel und studierte bis 1984 an der Musikhochschule Hans Eisler in Berlin. Danach war er in renommierten Orchestern als erster Konzertmeister tätig, diese Funktion übt er heute bei der Staatskapelle Weimar aus und wirkt gleichzeitig als Professor an der Hochschule „Franz Liszt“ in Weimar.

Mit den Musikern des Bach Collegiums beschreitet er neue Wege. Er spielt nicht nur Musik von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), sondern sucht in Archiven nach vergessenen Komponisten aus dem thüringischen Umfeld Bachs.

Das Konzert beginnt mit einem Concerto Vivaldis, der nur wenig älter als Bach ist. Der Italiener Antonio Vivaldi, sagt man, wurde prägend für Bachs Kompositionsstil. Bach wiederum legte den Grundstein für viele Musikergenerationen weltweit.

Im Konzert folgt als Nächstes eine Orchestersuite von Johann Bernhard Bach, wobei neben den historischen Streichern und dem Cembalo eine Barockoboe zu hören ist – ein Stück, das nicht nur Caprice heißt, sondern sehr kapriziös und heiter erklingt. Gernot Süßmuth findet die richtige Balance zwischen den feierlich langsamen Sätzen und den schnellen, wild furiosen, das macht das Zuhören nahezu „himmlisch“.

Diese frische, mitreißende Spielweise ist auch in allen weiteren Stücken zu hören. Besonders in einem Stück für Oboe und Violine von Johann Sebastian Bach, wobei die Oboe wunderbar gespielt wird von Luise Haugk, die ebenfalls Wurzeln in Hoyerswerda hat. Ihr Vater war in den 80er-Jahren Pfarrer am King-Haus. Die weichen tiefen Töne der Oboe wetteifern mit den ebenso weichen Stimmlagen der historischen Instrumente. Diese, von Violine über Viola bis zu Cello und Kontrabass, sind oft mit Darmsaiten bespannt und müssen häufiger nachgestimmt werden, erzeugen daher einen Naturton, mit weniger Perfektion, aber umso „menschlicher“. Beim Cembalo werden die Saiten nicht angeschlagen wie beim Klavier, sondern mit einem Plektrum „gezupft“, es ist daher ein Saiteninstrument.

Zur wunderbaren Barockmusik in der Interpretation des Thüringer Bach Collegiums bildete die Johanneskirche Hoyerswerda den perfekten Resonanzraum, auch für den Abschluss des Konzerts mit Bachs Concerto für zwei Violinen in d-Moll, wobei das bekannte melancholische Largo ganz berührend mit den furios gespielten Sätzen Vivace und Allegro zu einem besonderen Klangerlebnis verschmilzt. Selbst Johann Sebastian Bach hätte seine Musik ganz neu entdeckt. Nur mit weiteren Zugaben konnte sich das Collegium vom begeisterten Publikum verabschieden.