Weißkollm. Es gibt Dinge, die ändern sich scheinbar nie. Oder nur sehr geringfügig. Wer Dr. Herbert Lehmann und seine Ehefrau Helene aus Weißkollm kennt, fragt sich vielleicht auch, was das Ehepaar richtig oder besser macht. Beide Senioren haben sich in den letzten Jahren optisch betrachtet kaum verändert. Sie wirken auch im hohen Lebensalter geistig sehr fit und sehen sehr viel jünger aus als sie es tatsächlich sind. Das liege auch am regelmäßigen Mittagschlaf, ist sich das Ehepaar einig.

Umsorgt von der Familie

Dr. Herbert Lehmann hat immer noch diesen aufmerksamen „zuhörenden“ Blick, wenn er Gesprächen intensiv folgt und gedanklich in Erinnerungen schwelgt. Hin und wieder huscht dabei ein schelmisches oder freudiges Lächeln über sein Gesicht. Ehefrau Helene übernimmt gern den erzählenden Part. Die 92-Jährige berichtet, wie glücklich sie beide seien, weil es ihnen immer noch ganz gut geht und sie sich von Sohn Wolfram und anderen Familienangehörigen sehr umsorgt fühlen.

Das Ehepaar weiß die Zeiten des Friedens sehr zu schätzen. An der Fassade ihres Wohnhauses, das viele Jahre das sogenannte Lehrerhaus im Dorf war, sind noch Weltkriegs-Spuren zu sehen. Eine düstere und traurige Zeit in der das Ehepaar eigentlich seine Jugend und Liebe hätte genießen sollen.

Füreinander geschaffen

Wie sich die beiden genau kennengelernt haben, wissen sie nicht mehr so genau. Aber das ist auch gar nicht so wichtig. Denn letztlich haben sich damals zwei Menschen gefunden, die offensichtlich füreinander bestimmt sind. Nicht umsonst hält ihre Ehe schon seit mehr als sieben Jahrzehnten.

Dr. Herbert Lehmann feierte am 20. August seinen 95. Geburtstag. Mit seiner 92-jährigen Helene begeht er am 4. September den 75. Hochzeitstag. Dieser Ehrentag ist sehr selten und wird auch Kronjuwelen-Hochzeit genannt. Ein Dreivierteljahrhundert haben sie gemeinsam gelebt, gelacht, geweint sowie Tiefen und Höhen miteinander erlebt. Das muss dem Ehepaar erst mal jemand nachmachen. Lehmanns sind somit das am längsten verheiratete Ehepaar in der Gemeinde Lohsa. „Weitere Paare, die dieses Jubiläum geschafft haben, oder gar noch länger verheiratet sind, sind uns nicht bekannt“, berichtet Kirstin Staff vom Bürgerbüro auf Anfrage.

Eichenhochzeit wäre der Höhepunkt

In die Gratulationen werden sich sicherlich auch einige Glückwünsche von Ehemaligen und weiteren Wegbegleitern einreihen: Herbert Lehmann arbeitete ab 1946 als Neulehrer, später als Kreisschulinspektor sowie als Direktor an der ehemaligen POS in Lohsa und leitete über zehn Jahre bis 1990 die Volkshochschule in Hoyerswerda. Seine Frau Helene Lehmann war als pädagogische Mitarbeiterin im benachbarten Kindergarten Weißkollm tätig. Das Ehepaar hat drei Söhne, fünf Enkel und fünf Urenkel. Gerne verbringt die Familie Zeit miteinander. An den Wochenenden heißt es daher oft: Spielzeit oder auch Plinse backen in Omas bzw. Uromas Küche. Helene Lehmann widmet sich immer noch gern ihren Handarbeiten und strickt verschiedene Kleidungsstücke für ihre Angehörigen. „Auch Näharbeiten, wie das Kürzen oder enger machen von Bekleidungsstücken ist bei Oma in den besten Händen“, meint Enkeltochter Maja Lehmann.

Zur Eisernen Hochzeit vor zehn Jahren wünschte sich das Paar, die Steinerne Hochzeit gemeinsam erleben zu können. Dieses Ziel und die Gnadenhochzeit hat das Paar längst erreicht. Der nächste Höhepunkt wäre die Eichenhochzeit zum 80. Ehejubiläum. „Es ist auch heute nichts anders als vorher. Wir sind froh, dass wir uns noch haben, soweit gesund sind und die Familie sich gegenseitig hilft. Schauen wir mal, ob wir das nächste Jubiläum gemeinsam erreichen dürfen“, meint Helene Lehmann. (SZ)