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Grand mit Vieren – und einer Dame

„Bassiona Amorosa“ gastierte am Freitag bei Hoyerswerdas 55. Musikfesttagen in der katholischen Kirche.

Von Uwe Jordan
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Onur Özkaya (Türkei), Andrei Shynkevich (Weißrussland), Ljubinko Lazic (Serbien) und Giorgi Makhoshvili (Georgien/München) (v.l.n.r.) spielten ein Konzert in Hoyerswerdas Kirche „Heilige Familie“.
Onur Özkaya (Türkei), Andrei Shynkevich (Weißrussland), Ljubinko Lazic (Serbien) und Giorgi Makhoshvili (Georgien/München) (v.l.n.r.) spielten ein Konzert in Hoyerswerdas Kirche „Heilige Familie“. © Foto: Uwe Jordan

Hoyerswerda. Nach zwölf Jahren waren die Kontrabässe wieder an der Schwarzen Elster zu Gast. Wer ihren damaligen Auftritt im Schloss in Erinnerung hatte, machte sich am Freitagabend mit hohen Erwartungen auf den Weg in die katholische Kirche „Heilige Familie“, in der die vier Tieftöner ein höchst anspruchsvolles Programm angekündigt hatten. Um die Kritikpunkte vorweg zu nennen: Die Kirche, gerühmt für die beste Akustik in ganz Hoyerswerda (Nachhall von sieben Sekunden -leer-, voll besetzt noch zwei Sekunden), stellt sie bei Orgelton, Solo-Instrumenten auf der Empore und Gesang im Kirchenschiff oder Chor auf den Stufen des Altars stets eindrucksvoll unter Beweis. Den zu ebener Erde spielenden Bässen, denen die gut besetzten ersten Reihen (in summa war es weit über ein Dreiviertelhundert Besucher) noch zusätzliche Dämmung bescherten, fiel es nicht so leicht wie auf der Schlossbühne, die Fülle des Wohlklangs zu entfalten. Die Kühle des Sakralraumes machte ständiges Nachstimmen notwendig. Die Stücke vor der Pause waren, besonders anfangs, sehr getragen. Programmteil 2 wurde kurzfristig geändert: vorfreudig erwartete Stücke wie Chatschaturjans „Säbeltanz“ fielen ganz weg ...

Schluss mit der Krittelei! Das alles waren Nebengeräusche eines in summa grandiosen Konzerts. Spätestens beim Stück „Passione Amorosa“, „Liebesleidenschaft“, von Giovanni Bottesini (das das Ensemble zu seinem Namen „Bassiona amorosa“, Liebe zu den Bässen“, umformuliert hatte), waren die vier in Höchstform: Alle Emotionen von zaghafter Scheu, Zweifeln, stürmischem Verlangen und endlich erfüllter Heiterkeit wurden so adäquat in Töne umgesetzt, dass man die Liebe (auch zu den Bässen ...) versteht und einfach teilen muss. Und wie wandlungsfähig ein Kontrabass ist: Violinen vermeinte man bisweilen zu hören; sogar eine Klarinette. Eigenkompositionen von Giorgi Makhoshvili, feste Größe der „Bassiona“, waren echte Perlen: sei es nun „Caramel“, so elegant, zäh-flüssig und süß (nicht: süßlich!) wie Karamell eben, oder sei es ein Walzer, der zu einem verschroben-schwermütigen Stop-Motion-Trickfilm von Tim Burton gepasst hätte. Das alles war ein „Grand mit Vieren“.

Und dann war da ja noch die Dame: Pianistin Gerlint Böttcher. Wie sie als Schlusspunkt des regulären Konzerts die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 von Franz Liszt in Szene setzte, von den Bässen nicht nur harmoniegewaltig begleitet, wie es ein vollbesetztes Philharmonisches Orchester nicht hätte besser tun können, sondern auch von vier Co-Solisten auf höchstem technischen Niveau und mit überschäumender Spielfreude kontrapunktiert – genial. Rauschender Applaus. Und die Hoffnung, es möge nicht wieder zwölf Jahre bis zum nächsten Bassiona-Auftritt in Hoyerswerda dauern.