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Grüne Lunge für die Zukunft erhalten

Das Biosphärenreservat und die Gemeinde Lohsa riefen am „World Cleanup Day“ zum Waldeinsatz auf.

Von Andreas Kirschke
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Auch Lana Walde (14), Maximilian Ihbe (7), Betreuer Frank Kreßler und Finn-Luca Pimmer (10) vom Kinderheim Awo-Landhaus Lippen (rechtes Foto) beteiligten sich am „World Cleanup Day“ an dieser Müllaktion. An der S 108 gruben sie einen illegal entsorg
Auch Lana Walde (14), Maximilian Ihbe (7), Betreuer Frank Kreßler und Finn-Luca Pimmer (10) vom Kinderheim Awo-Landhaus Lippen (rechtes Foto) beteiligten sich am „World Cleanup Day“ an dieser Müllaktion. An der S 108 gruben sie einen illegal entsorg © Foto: Andreas Kirschke

Lohsa. Müll liegt im Wald bei Lippen herum. Am Samstag regten sich dort tüchtige Hände. „Wir sind noch nicht mal 100 Meter weit – schon ist der erste Sack gefüllt“, staunt Frank Kreßler, Mitarbeiter des Kinderheims Awo-Landhaus Lippen. Mit Lana (14), Maximilian (7), Finn-Luca (10) und weiteren jungen Heimbewohnern sammelt er Unrat an der viel befahrenen Staatsstraße S 108 in Richtung Lohsa auf. Es ist eine der Gruppen beim Wald-Einsatz.

Das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und die Gemeinde Lohsa haben dazu aufgerufen. Anlass war der globale „World Cleanup Day“. Dabei befreien Menschen weltweit die Landschaft von Müll. „Nachhaltigkeit ist unsere Grundhaltung. Es geht um saubere Waldbewirtschaftung. Und das in jeder Hinsicht“, sagt Organisatorin Katrin Riemer, seit 2008 Revierförsterin im Revier Hermsdorf Spree. Auf 6.000 Hektar Fläche erstreckt sich ihr Zuständigkeitsbereich von Bärwalde bis Königswartha.

Regen Zuspruch findet der Waldeinsatz. Von fünf bis 73 Jahren sind alle Altersgruppen dabei. Aus Lippen, Mönau, Lohsa, Mortka, Hoyerswerda, Radeberg und sogar Dresden kommen die Teilnehmer. Sie alle vereint die Liebe zum Wald und zur Natur. Entlang der S 108 vom Abzweig Lippen bis zum Silo, ebenfalls an der alten Panzerstraße Lippen bis zur Bahnlinie und zugleich in den Gemarkungen Lippen, Friedersdorf und Mortka sammeln die Gruppen Müll auf. Sie finden längst nicht nur Papier, Verpackungen, Pappbecher und „Corona“-Masken im Wald. Zutage treten jede Menge Plastikmüll, viele leere Schnapsflaschen, Bierbüchsen, Lkw-Reifen, Asbestplatten, Dachpappe, eine Gießkanne und sogar ein Toilettenbecken und ein großer Teppich ...

„Wer selbst mal Müll aufgesammelt hat, wirft nichts mehr achtlos weg. Der überlegt sich das“, meint Gerald Tronnier vom Bauhof Lohsa. „Heute ist mindestens eine Tonne Müll zusammengekommen.“ Auf so viel schätzt er später die Menge im gefüllten Container. Die Kinder und Jugendlichen packen fleißig mit an. „Das ist für unsere Zukunft. Die Natur soll erhalten bleiben“, meint Lana Walde. Sie erzählt von einem Einsatz im Frühjahr. Schon damals befreite eine Gruppe vom Awo-Landhaus Lippen den Wald von Müll. Mitbewohner Erick Pötzsch erzählt von seiner Schule. Er lernt in der Oberschule Hoyerswerda in Klasse 6. „Dieses Jahr gab es einen Einsatz in Hoyerswerda. Da kamen insgesamt bis zu 30 Müllsäcke zusammen“, schildert Eric im Rückblick. Zum Einsatz in Lippen ist er gern mitgekommen, liegt ihm doch wie Lana der Wald am Herzen.

„Wir sind als Gruppe viel mit dem Fahrrad unterwegs. Dabei stoßen wir oft auf Müll“, sagt Betreuer Frank Kreßler. So eine Idee wie den „World Cleanup Day“ für mehr Waldschutz und Waldsauberkeit kann er nur gutheißen. So geht es auch Steffen Knorr. Der 40-Jährige ist gelernter IT-Techniker und Netzwerk-Administrator. Er stammt aus Südbrandenburg und lebte einige Zeit in Dresden. Seit September 2020 wohnt er mit der Familie in Lohsa. „Ich bin Naturmensch und begeisterter Angler. Oft sehe ich in den Gewässern viel Müll.“ Mit seinen Kindern Anna (7) und Charlie (5) sammelt er öfter den Unrat auf. Er sorgt sich um den Erhalt der Natur. Ihn ärgern Achtlosigkeit und Ignoranz. „So ein weggeworfener Joghurt-Plastikbecker liegt auch in 400 Jahren noch im Wald herum. Der Müll überlebt uns“, sagt der Lohsaer nachdenklich. „Doch das ist ein Riesenproblem. Vielen Menschen fehlt einfach die Sensibilität für den Wald.“ Frank Knorr fängt in der eigenen Familie an. Er lebt die Liebe zur Natur vor.

„Was wir den Kindern hinterlassen, ist wichtig“, stimmen da Sandra Büttner (32) und Andreas Büttner (34) aus Radeberg mit ihm überein. „Wir wollen aktiv für unsere Natur etwas tun. Wir wollen der Natur etwas zurückgeben. Wir Menschen sollten nicht überall unsere Spuren hinterlassen. Es kann nicht angehen, dass die Tiere mit dem Müll im Wald spielen und den Müll verschlucken“, meinen die jungen Eheleute. Die Natur ist ein willkommener Ausgleich für sie. Andreas Büttner arbeitet als Diplomingenieur für Elektrotechnik im Bereich Forschung und Entwicklung für Industrie-Kameras. Sandra Büttner ist Sozialarbeiterin und Sterbebegleiterin. Ihre Heimat ist Mücka. Mit ihr fühlt sie sich nach wie vor stark verbunden. „Gerade im Biosphärenreservat kommen Wald, Teiche und Trockengebiete vor“, meint Andreas Büttner begeistert. „Das ist wie ein Landschaftsmosaik mit vielfältigen Formen.“ Zum Einsatz am „World Cleanup Day“ sind sie gern gekommen.

Revierförsterin Katrin Riemer freut sich über den regen Zuspruch, die Altersspanne und die Einsatzfreude. „Für mich ist auch wichtig, Kontakt zum Landhaus Lippen herzustellen“, meint sie. „Für mich ist wichtig, ihn zu pflegen und auszubauen.“