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„Alle oder keiner“ und über 500 dabei

Szenenapplaus und stehende Ovationen für die Gundermann-Revue in der Lausitzhalle Hoyerswerda.

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Tom Kühnels Gundermann-Revue „Alle oder keiner“ wurde aus Anlass des 25. Todestages von Gerhard Gundermann am Dienstag in der Lausitzhalle aufgeführt. Das Publikum sparte nicht mit Beifall.
Tom Kühnels Gundermann-Revue „Alle oder keiner“ wurde aus Anlass des 25. Todestages von Gerhard Gundermann am Dienstag in der Lausitzhalle aufgeführt. Das Publikum sparte nicht mit Beifall. © Foto: Gernot Menzel

Von Angela Donath

Hoyerswerda. Im Oktober 2020 feierte Tom Kühnels Gundermann-Revue „Alle oder keiner“ am Staatsschauspiel Dresden seine Premiere. Kurz darauf begann eine lange Zeit der Stille. Das gewohnte Leben und vor allem die Kultur lagen am Boden. Fast drei Jahre später, am 20. Juni, kam die Revue, oder treffender das Regietheater, in der Lausitzhalle Hoyerswerda zur Aufführung. Es war der Vorabend des 25. Todestages von Gerhard Gundermann und ein würdiger Rahmen für ein Gedenken, zu dem sich über 500 Gäste eingefunden hatten.

Gerhard Gundermann führte ein Leben voller Widersprüche. Als überzeugter Sozialist, Baggerfahrer, als SED-Mitglied und auch als IM Grigori war er im Braunkohlerevier Lausitz tätig. Zugleich wurde er selbst bespitzelt und wegen Eigenwilligkeit aus der Partei ausgeschlossen. All das weiß man natürlich in Hoyerswerda. Man liebt ihn hier trotzdem – oder man lehnt ihn ab. Dazwischen gibt es kaum eine Grauzone.

Spätestens seit Andreas Dresens mehrfach mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Gundermann-Film aus dem Jahr 2018 und Grit Lemkes Dokumentation „Gundermann Revier“ aus 2019 – das Werk wurde 2020 für den Grimme-Preis nominiert – ist Gundermann in Deutschland und auch darüber hinaus bekannt. Er erfährt zunehmend auch in seinem HoyWoj die öffentliche Aufmerksamkeit, die ihm als Künstler und Mensch gebührt.

Regisseur Tom Kühnel macht es den Hoyerswerdaer Gundermann-Weggefährten und Freunden mit seinem Musical jedoch nicht ganz leicht: Bei uns genügt es oft, eine Sequenz aus Gundis Liedern anzusingen und viele fallen textsicher ein. Das gelingt in „Alle oder keiner“ nicht. Umsetzung und Herangehensweisen eignen sich für reine Nostalgie nicht. Viele Lieder wurden neu und unerwartet arrangiert, vom kleinen Liedchen bis Heavy Metal war alles dabei. Und Gundi, den mit sich und der Welt streitenden und oft in sich zerrissenen Menschen, gab es gleich sechsmal auf der Bühne, sowohl in männlicher Besetzung als auch in weiblicher. Bereits der erste Bühnenauftritt aller Gundermänner und Frauen wurde mit einem verstehenden und herzlichen Applaus bedacht. Szenenapplaus gab es während der über zweistündigen Vorstellung wieder und wieder - und am Schluss stehende Ovationen.

Nach der Vorstellung gab es im Atrium die Möglichkeit, bei einem Getränk mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Die Moderation hatte Grit Lemke übernommen. Sie selbst fand die Umsetzung des Stückes sehr gelungen und mutig. „Gundermann würde heute sicher auch anders als vor über 25 Jahren texten, komponieren und arrangieren“, ist sie sicher.

„Wann und wie bist du auf Gundermann gestoßen?“, wollte sie von Regisseur Tom Kühnel wissen. Überraschenderweise lautete die Antwort des in Cottbus geborenen Theatermannes: „Ich kannte Gundermann nicht. Ich habe mich seiner Kunst erst in den 2010er-Jahren in Zürich genähert. Ja, und dann gab es die Filme. Aber besser als Alexander Scheer im Andreas-Dresen-Gundermann-Film kann man das sowieso nicht machen“, dachte ich. Besser vielleicht nicht, aber anders sehr gut. Das war die überwiegende Meinung.

Die Idee, die Gundermann-Revue nach Hoyerswerda zu holen, hatte KuFa- Geschäftsführer Uwe Proksch im vergangenen Jahr bei einer Kulturberatung eingebracht. Er war damit sowohl im Rathaus als auch in der Lausitzhalle sofort auf offene Ohren gestoßen. „Allein hätte die KuFa das finanziell und vom Aufwand her nie stemmen können“, schätzt Uwe Proksch ein. Mit der Unterstützung der Stadt und der SWH-Gruppe sowie insbesondere der Lausitzhalle konnte der Gundi-Revue-Abend in der Lausitzhalle stattfinden. Auch das darf als Zeichen für die gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit für Gerhard Gundermann gewertet werden und lässt hoffen.