SZ + Hoyerswerda
Merken

Das Konzept des Dritten Ortes scheint anzukommen

Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) informierte sich im Bürgerzentrum Hoyerswerda über ein neues Projekt.

Von Mirko Kolodziej
 3 Min.
Teilen
Folgen
Im Gespräch: KuFa-Mitarbeiter
Toni Züchner,
Prozessbegleiter Olaf Winkler, die Sozialministerin und Hoyerswerdas Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh (v.l.n.r.)
Im Gespräch: KuFa-Mitarbeiter Toni Züchner, Prozessbegleiter Olaf Winkler, die Sozialministerin und Hoyerswerdas Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh (v.l.n.r.) © Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. Ins Bürgerzentrum? Ach, da sind doch schon die KulturFabrik samt Anhang! Also nicht! So beschreibt KuFa-Geschäftsführer Uwe Proksch die Scheu mancher Hoyerswerdaer. „Dabei betreiben wir das Haus ja nicht für uns“, erzählte er am Mittwoch Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD). Vor dem Bürgerzentrum parkten gleich zwei dunkle Staatskarossen. Denn seit die Ministerin ein persönliches Feindbild mancher erbarmungsloser Zeitgenossen ist, hat sie Personenschutz dabei.

Köpping war nach Hoyerswerda gekommen, um sich erklären zu lassen, was die KuFa mit einer reichlichen Viertelmillion Euro an Steuermitteln anstellen will, die ihr Haus aus dem Programm „Orte des Gemeinwesens“ bereitstellt. Im Frühling waren die 265.000 Euro bewilligt worden.

Die Betreiber des Bürgerzentrums werden das Geld gewissermaßen in eine Offensive stecken, die der anfänglich beschriebenen Haltung entgegenwirken soll. Sie nennen das mit Unterstützung der Kulturstiftung Sachsen entstandene Konzept für die fünf durch den Auszug des Natz freigewordenen Räume im Erdgeschoss „Ein dritter Ort für Hoywoy“. Nach Zuhause und Arbeit sollen möglichst viele Leute hier einen Platz für gemeinschaftliche Aktivität haben – und zwar ausdrücklich nicht nur andere Vereine, sondern auch sonstige Initiativgruppen. Es geht im weitesten Sinne um bürgerschaftliches Engagement und soziale Vorhaben. „Eigentlich läuft es super“, sagt Toni Züchner, der im Januar eingestellt worden ist, um die Aktivitäten zu koordinieren. Nachfragen gebe es so gut wie täglich. Das beginnt bei einer Frau, die junge Mütter zum Thema Stillen beraten will und endet bei den Leuten der Initiative Mitmachstadt Hoyerswerda noch lange nicht.

Vom 6. bis zum 9. September wird der Dritte Ort von einem Existenzgründer-Kursus genutzt, am 7. September beginnt dann die „Brigade Instandsetzung“ mit ihrem Projekt „Reparatur-Center“ für Dinge, die im Haushalt kaputtgehen, aber nicht unrettbar verloren sind. Strukturwandel, Natur- und Umweltschutz oder Carsharing sind Themen, die seit Jahresanfang in den Räumlichkeiten schon eine Rolle spielten. In Vorbereitung ist aber zum Beispiel auch eine „Landebahn für Rückkehrer“.

Die auf drei Jahre ausgelegte Förderung des Landes und ein Zuschuss des Fonds Soziokultur e. V. haben es nicht nur erlaubt, Toni Züchner einzustellen sowie zwei Prozessbegleitern die Arbeit zu ermöglichen. Sondern die Räume können nun auch ausgestattet werden – und sind zumindest erst einmal gesichert bis 2024 auch mietfrei zu nutzen. Das gilt zum Beispiel ebenso für den „Open Space“, an den man sich – mit Laptop oder ohne – zum Arbeiten niederlassen kann. Petra Köpping sagt, sie sei beim Start des Landesprogramms „Soziale Orte“ skeptisch gewesen. Die Vielzahl an Anträgen, die ihr Ministerium erreichten, hätten sie aber eines Besseren belehrt: „Wir brauchen solche Orte des gemeinschaftlichen Miteinanders und fördern sie mit unserem Landesprogramm. Hier können Menschen zusammenkommen und gemeinsam etwas erreichen. Das stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Das gilt zugleich für den zweiten Teil aus dem Programm „Orte des Gemeinwesens“, das neben „Sozialen Orten“ auch „Orte der Demokratie“ teilfinanziert. Hieraus sind der Brigitte-Reimann-Stadtbibliothek Mittel zur Verfügung gestellt worden. In diesem Falle gilt adäquat das Angebot, die Bücherei als Platz zum Informieren, Diskutieren und Aktivwerden zu nutzen.