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Die Arbeit unter Coronabedingungen

Besondere Zeiten für Patienten und Personal. So läuft es im Detail im Lausitzer Seenland-Klinikum Hoyerswerda.

Von Uwe Schulz
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Auf der Iso-Station im ersten Obergeschoss des ehemaligen Gyn-Pavillons wurden im Seenland-Klinikum extra Schleusen vor die Patientenzimmer gebaut. Das Betreten und Verlassen eines Zimmers ist aufgrund des Anlegens der Schutzkleidung mit erhöhtem Zeitauf
Auf der Iso-Station im ersten Obergeschoss des ehemaligen Gyn-Pavillons wurden im Seenland-Klinikum extra Schleusen vor die Patientenzimmer gebaut. Das Betreten und Verlassen eines Zimmers ist aufgrund des Anlegens der Schutzkleidung mit erhöhtem Zeitauf © Foto: LSK/Schweitzer

Hoyerswerda. Wer Angehörige, Freunde, Bekannte hat, die in einem der Lausitzer Krankenhäuser arbeiten, der weiß, dass es dort derzeit noch stressiger als sonst schon ist. TAGEBLATT hat beim Lausitzer Seenland-Klinikum nachgefragt, wie der Alltag unter Corona-Bedingungen aussieht.

Wie erfolgt unter Corona-Bedingungen die Patientenaufnahme?

Patienten kommen auf unterschiedlichen Wegen ins Krankenhaus. Folgende Varianten sind möglich:

Geplante Aufnahme mit vorstationärer Sprechstunde: Im Rahmen der vorstationären Sprechstunde wird neben einem schriftlichen Corona-Fragebogen (Symptome, Reisen, etc.) auch einen Tag vor der stationären Aufnahme ein Test auf Sars-CoV-2 durchgeführt. Eine Aufnahme erfolgt nur, wenn der Test ein negatives Ergebnis hat.

Liegendanfahrt / Notfälle: Hier spielt der Zustand des Patienten die entscheidende Rolle. Zuerst muss dieser versorgt werden, bis sein Zustand stabil ist. Dies erfolgt mit FFP-2-Maske und entsprechender Schutzkleidung. Wenn der Patient stabil ist, erfolgt direkt in der Notfallaufnahme ein Abstrich, und der Patient wird anschließend auf der Station in einem Einzelzimmer isoliert. Liegt ein negatives Ergebnis vor, kann er normal weiterbehandelt werden. Bei einem positiven Ergebnis erfolgt die Verlegung bzw. Weiterbehandlung auf der Iso-Station.

Alle patientennahen Behandlungen/Tätigkeiten werden vom Klinikum-Personal mit FFP-2-Masken ausgeführt, so dass für Patienten und Ärzte/Pflegekräfte eine größtmögliche Sicherheit gegeben ist.

Die Abstriche der Patienten werden im hauseigenen Labor untersucht. Ein Ergebnis liegt in der Regel nach spätesten 3 Stunden vor. Dann kann die Isolierung aufgehoben oder fortgeführt werden.

Wie wird mit Patienten verfahren, die zwar symptomfrei, aber positiv auf Sars-CoV 2 getestet worden sind?

Wenn Patienten wegen anderer Krankheiten im Haus behandelt werden müssen und positiv getestet sind, werden sie auf der Iso-Station behandelt.

Ist die eigentliche Behandlung abgeschlossen und der Patient ist weiterhin positiv ohne stationäre Symptomatik, wird er in häusliche Quarantäne entlassen und eine Meldung an das zuständige Gesundheitsamt gegeben.

Ist die eigentliche Behandlung abgeschlossen, der Patient muss nun aber wegen einer Covid-Symptomatik stationär behandelt werden, erfolgt dies auf der Iso-Station. Zeitweise schwierig gestaltet sich die Entlassung positiver Patienten in eine Einrichtung wie zum Beispiel Alten- oder Pflegeheim. Hier bedarf es meist intensiver Absprachen mit den Trägern.

Wie schützt sich das Klinik-Personal vor einer Infektion mit Sars-CoV 2?

Die Schutzkleidung für die Arbeit auf der Isolierstation besteht aus Schutzkittel, Haube, FFP-2-Maske, einem Visier und Einmalhandschuhen. Diese müssen in einer bestimmten Reihenfolge angezogen und - ganz wichtig – auch in bestimmter Reihenfolge und mit Händedesinfektion zwischen jedem Schritt wieder ausgezogen werden, um eine Kontamination zu vermeiden. Das Anlegen dauert im Minimum 5 Minuten. Das Ablegen durch die Desinfektionsschritte entsprechend länger. Die abgelegte Schutzausrüstung wird im Schleusenbereich in verschließbaren Behältern für Infektions-Müll gesammelt und anschließend gesondert entsorgt.

Auf der Iso-Station der Pulmologie werden die kleinen Vorräume als Schleusenbereiche genutzt. Auf der Iso-Station im ersten Obergeschoss des ehemaligen Gyn-Pavillons wurden extra Schleusen vor die Patientenzimmer gebaut.

Wo kommt das Personal für die Iso-Stationen her?

Für die Versorgung der Covid-19-Patienten ist im Durchschnitt deutlich mehr Personal notwendig, als auf einer Normal-Station. Um diesen Aufwand gewährleisten zu können, wurden Stationen zusammengelegt, also in ihren Betten reduziert. Das so freigewordene Pflegepersonal und auch Ärzte können entsprechend mit auf den ISO-Stationen eingesetzt werden. Die einzelnen Fachrichtungen werden alle weiterhin bedient. In Einzelfällen liegen Patienten als „Fremdlieger“ auf einer Station, das heißt, ein kardiologischer Patient wird dann beispielsweise auf der Dermatologie versorgt.

Da Covid-19 in den meisten Fällen eine Erkrankung der Lunge verursacht, sind die Iso-Stationen dem Fachbereich der Pulmologie zugeordnet. Der Iso-Bereich innerhalb der Intensivstation läuft weiterhin in Regie der Intensivstation ITS.

Wie lange dauert es, bis ein Iso-Zimmer desinfiziert ist?

Die Desinfektion eines Zimmers dauert bis zu zwei Stunden. Dabei ist vor allem die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels zu beachten und die anschließende Lüftungszeit einzuhalten.

Wie stellt sich die Personalsituation im Seenland-Klinikum dar?

Die Absicherung der Dienste ist schon ein Kraftakt. Momentan ist ein höherer Krankenstand als üblich festzustellen. Dies resultiert sicherlich daraus, dass Mitarbeiter genauso von Corona betroffen sind (Erkrankung, Quarantänen), wie der Rest der Bevölkerung. Vor allem im Pflegebereich sind Mütter mit jüngeren Kindern beschäftigt. Wenn die Kita dann Corona-bedingt schließen muss, oder, wie jetzt beschlossen, die Ferien vor Weihnachten früher beginnen, wird die Kinderbetreuung schnell ein Problem und kann zu weiterem Personalausfall führen.

Anderswo fordert man Soldaten an, warum nicht in Hoyerswerda?

Diese Option wurde bisher nicht gezogen und es ist auch noch nicht geplant. Bis dato wurde durch die Umlenkung von Therapeuten und den Einsatz der Auszubildenden eine Unterstützung der Pflegefachkräfte in „pflegenahen“ Bereichen organisiert.

Wie stark wird eigentlich das WLAN im Klinikum nachgefragt, gerade zum Kontakthalten mit den Angehörigen?

Den Patienten im Lausitzer Seenland-Klinikum steht kostenfreies WLAN zur Verfügung. Sie können sich mit einem Zugangscode mit ihrem persönlichen Endgerät einwählen. Seit Inbetriebnahme wird der Service gut nachgefragt. Eine spürbare Zunahme durch Corona ist nicht festzustellen.

Wenn ein Patient im Sterben liegt. Wer darf ihn unter welchen Bedingungen besuchen?

Die aufgeführten Ausnahmen zu unserem Besuchsverbot sehen ja die Intensiv- und Palliativstation ausdrücklich vor. Eine Verabschiedung ist also möglich. Wir haben keine Zahl der Besucher festgelegt. Unter diese Ausnahmeregelung fallen aber nur die engsten Angehörigen.

Darf auch ein sterbender Covid-Patient besucht werden?

Auch das ist möglich. Die Besucher müssen dann nur ebenfalls in Vollschutz das Patientenzimmer betreten.

Die Fragen wurden von Pflegedirektorin Birgit Wolthusen beantwortet.