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Ein Leben für den Handballsport

Der Lieblingsplatz von Conni Böhme ist die Sporthalle im BSZ Konrad Zuse in Hoyerswerda, wegen und trotz emotionaler Erinnerungen.

Von Frank Thümmler
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Conni Böhme in der Stamm-Spielstätte des LHV Hoyerswerda. Der 41-Jährige hat als Spieler und Trainer viel in der Konrad-Zuse-Sporthalle erlebt und sein Hobby inzwischen zum Beruf gemacht.
Conni Böhme in der Stamm-Spielstätte des LHV Hoyerswerda. Der 41-Jährige hat als Spieler und Trainer viel in der Konrad-Zuse-Sporthalle erlebt und sein Hobby inzwischen zum Beruf gemacht. © Foto: Frank Thümmler

Hoyerswerda. Dieser Ort ist für Conni Böhme mit ganz vielen Emotionen verbunden: In der Konrad-Zuse-Sporthalle des Berufsschulzentrums hatte er Gänsehautmomente, er hat gejubelt und war niedergeschlagen. Der 41-Jährige, Handballer mit Leib und Seele, liebt es, wenn seine Jungs hier um Tore und Siege kämpfen, wenn er ihnen Werte vermitteln kann, die im ganzen Leben nützlich sind, mit ihnen feiern oder an Niederlagen wachsen kann. Vom Handball kommt der Hoyerswerdaer nicht los, auch wenn er vor einem halben Jahr schwer enttäuscht wurde.

Conni Böhme ist in Hoyerswerda aufgewachsen. Seine Eltern sind hergezogen, als er noch Kleinkind war. Das Virus Handball hat ihn mit zehn Jahren erwischt. Als Torwart war er eine große Nachwuchshoffnung, spielte sich in die Sachsenauswahl, sogar ins Jugendnationalteam – bis ihn eine Verletzung bremste. „Ich hab mir mal bei einem Wurf während der Erwärmung den Finger ausgekugelt, der stand dann in einem unnatürlichen Winkel ab. Ich hab mir den Finger zwar in einer Schockreaktion sofort wieder eingerenkt, aber mit dieser Aktion war es für mich als Torwart vorbei. Als Torwart musst Du ein bisschen verrückt sein, wenn aus kurzer Entfernung die Bälle auf dich zu fliegen und du sie im besten Fall parierst. Angst darfst du da auf keinen Fall haben, ich hatte danach aber welche“, sagt er.

Sein Ausweg: Umschulung zum Feldspieler. Das klappte besser, als man normalerweise erwarten durfte. Conni Böhme schaffte es in die 1. Männermannschaft und erlebte mit ihr besagte Emotionen: „Gänsehaut war das Spiel 2001 gegen den SC Magdeburg, damals deutscher Meister und mit Handball-Ikone Stefan Kretzschmar. Die Stimmung in der Halle vergesse ich nie. Und der Aufstieg in die 3. Liga, damals die Regionalliga im Jahr 1997 war natürlich auch was ganz Besonderes. Da war ich ja noch ganz jung dabei“, schwelgt er in Erinnerungen.

Parallel begann Conni Böhme als Jugendtrainer, schon mit 17 Jahren, und war in den kommenden Jahren „Hansdampf in allen Gassen“. Er absolvierte eine Lehre als Bankkaufmann, studierte danach Betriebswirtschaftslehre und wagte danach den Schritt in die Selbstständigkeit. Und das kam so: „Meine Abschlussarbeit meines Studiums hatte das Thema: Business-Plan eines Sportgeschäfts in Hoyerswerda. Dabei kam raus, dass sich das rechnen sollte. Mein Professor sagte dann zu mir: ,Dann mach das doch einfach‘ und ging, nachdem ich mich entschieden hatte, sogar mit mir zur Bank, um die zu überzeugen, mir 80.000 Euro Kredit dafür zu geben. Das hätte ich ohne ihn nie geschafft“, erzählt Conni Böhme, noch im Rückblick lachend. Er hat dann 2007 das „Sport-Eck“ im Treff-8-Center eröffnet. „Meine wissenschaftlichen Zahlen aus meiner Abschlussarbeit haben in der Praxis zwar vorn und hinten nicht gestimmt, aber es hat trotzdem funktioniert. Ich war zufrieden und bin im Nachhinein froh, rechtzeitig den Absprung geschafft zu haben“, sagt er lachend.

Als die langjährige Mietpreisbindung für sein Geschäft auslief und eine Mieterhöhung anstand, war Böhme zu einer Entscheidung gezwungen: trotzdem weitermachen oder aufhören. Die zunehmende Konkurrenz durch den Internethandel und die veränderte Kostensituation führten 2019, nach zwölf Jahren, dann zur Entscheidung Ausverkauf und ohne Verluste raus. „Dann kam Corona, ich hatte richtig Glück“, sagt Conni Böhme, der seit 2014 auch Stadtrat in Hoyerswerda (für die CDU) ist, einfach, „weil ich was für die Leute bewegen will“.

Damals, 2019, lautete die Idee eigentlich, Lehrer als Seiteneinsteiger zu werden. Es gab außerdem andere Angebote: „Mit meinem Hintergrund als Bankkaufmann, Betriebswirtschaftler und jemand, der als Trainer des Führen von Erwachsenen gelernt hat, war ich auch für die Wirtschaft nicht uninteressant“, deutet Böhme an.

Aber da waren ja noch der Lieblingsplatz Konrad-Zuse-Sporthalle und der Handball. Den hatte Conni Böhme all die Zeit weitergespielt, war 2014 mit 33 Jahren direkt vom Feld auf die Trainerbank des LHV Hoyerswerda gewechselt, war all die Jahre auch Nachwuchstrainer, hatte sich Anerkennung erworben, die ihm auch 2019 half. Conni Böhme ist heute beim Handballverband Sachsen und LHV Hoyerswerda angestellt, ist Regional- und Stützpunkttrainer in Ostsachsen für den Nachwuchs, ist darüber hinaus weiterhin bei „seinem“ LHV Hoyerswerda engagiert, als Nachwuchstrainer und zum Beispiel als Organisator der Grundschulliga und des Konrad-Zuse-Cups, bei dem Landesauswahlmannschaften in Hoyerswerda gegeneinander antreten.

Dass ihm ausgerechnet „sein LHV“ so einmal so wehtun würde, hätte er nicht gedacht. Im Sommer der vergangenen Jahres wurde er als Männertrainer überraschend abgesetzt, nach einem starken dritten Platz in der Sachsenliga mit der Begründung, dass es nach acht Jahren neuer Impulse bedürfe. Ein wichtiger Rückhalt in dieser Zeit war seine tolle Familie, die ihn auch sonst in allen Lebenslagen immer unterstützt hat.

Conni Böhme hat den „Schlag in die Magengrube“ inzwischen verdaut, blickt heute mit einiger Distanz und mit sich im Reinen zurück und will nur einen Ratschlag geben: Der LHV solle den Weg, mit eigenen, jungen Handballern aus dem Verein und der Region, der 2016 eingeschlagen wurde, nicht aus den Augen verlieren.

Trotz dieser Geschichte hat sich der Handballer aus Leidenschaft die Konrad-Zuse-Sporthalle als Lieblingsplatz ausgesucht. Conni Böhme: „Viele meiner Freunde und Bekannten sind mit dem Handball verbunden. Inzwischen kenne ich in jeder Handballhalle der Region jemanden, hier natürlich besonders. Und ich liebe es, mit Kindern zu arbeiten. Die sind so herrlich direkt.“