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Ein weites Spielfeld

Welche Sportstätten haben die meiste Zuwendung nötig, und in welchem Zeitraum sollte das abgearbeitet sein?

Von Uwe Schulz
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Beim Testspiel 1. FC Union Berlin gegen Chemnitzer FC im Jahn-Stadion Hoyerswerda entstand diese Aufnahme. Das Spiel fand im Rahmen von „100 Jahre Fußball Hoyerswerda“ am 5. September 2019 statt.
Beim Testspiel 1. FC Union Berlin gegen Chemnitzer FC im Jahn-Stadion Hoyerswerda entstand diese Aufnahme. Das Spiel fand im Rahmen von „100 Jahre Fußball Hoyerswerda“ am 5. September 2019 statt. © Foto: Uwe Schulz

Hoyerswerda. Fußball ist in Deutschland der Sport, der die meiste mediale Aufmerksamkeit bekommt, in Vor-Corona-Zeiten auch die meisten Zuschauer in die Sportstätten gezogen hat. In Hoyerswerda ist es offenbar für den einen oder anderen aber Grundanforderung an den Oberbürgermeister, dass dieser zumindest hin und wieder ein Handballspiel zu besuchen hat, am besten natürlich alle. International am erfolgreichsten sind hingegen die Sportakrobaten. Da gucken nur nicht so viele zu.

Sport ist nunmal ein sehr weites Feld. Für manche Arten benötigt man eigene Spielfelder oder Anlagen. Die einen ziehen Zuschauer an, die anderen betreiben den Sport für sich. Und dann gibt es sogar Sportler, die brauchen weder Zuschauer, noch eine spezielle Anlage – die laufen beispielsweise einfach los.

Hoyerswerda war in Zeiten seiner größten Sinnkrise ziemlich hinterher, sich einen speziellen Titel zu verpassen. Zuse-Stadt war so ein Schlachtruf. Man titulierte gern auch mal Sportstadt. Dann träumte man von einer großen Mehrzweckhalle, in der Spiele vor zig hundert oder tausend Zuschauern hätten stattfinden können. Allein – dafür fehlte Hoyerswerda stets das Geld. Es hat so schon reichlich damit zu tun, die bestehenden Sportanlagen in Schuss zu halten. Und auch das geht nur mit Prioritäten. Es gibt daher ein Sportstättenkonzept. Nur wurde das bislang offenbar nicht umgesetzt. Allen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl ist klar, dass die erforderlichen Summen von der Stadt gar nicht gestemmt werden können. Es geht also nur mit Fördermitteln. Und während sich im Stadtrat meist ein Konsens herstellen ließ, wenn es um Investitionen in die Schulen, in die Bildung ging, ist die finanzielle Decke der Stadt doch arg kurz. Überall stehen Investitionen an, natürlich auch in die Infrastruktur der Straßen.

Und so wird der Prozess der Findung weitergehen: Was braucht die Stadt wirklich, was kann sie sich leisten und was geht nicht? Welche Sportvereine können überhaupt auf sich aufmerksam machen. Bekommen nur die mitgliederstarken Vereine etwas ab, nach dem Motto: „Gehört wird, wer am lautesten brüllt“?

Alle fünf Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters haben sich zu diesem Thema Gedanken gemacht. Denn Sport hat in Hoyerswerda eine breite Basis – auch wenn jeder etwas anderes toll findet.Die Hoyerswerdaer Oberbürgermeister-Wahl findet am 6. September statt, ein möglicher zweiter Wahlgang am 20. September. TAGEBLATT hat allen fünf Kandidaten Fragen zu insgesamt fünf Themenkomplexen gestellt. Dies war der letzte Teil.

Dorit Baumeister, parteilos mit Unterstützung Linke, Grüne, Aktives Hoyerswerda:

Eine Priorisierung der Sportstättensanierung kann nur in Abstimmung mit den Akteuren der Sportlandschaft erfolgen. Das 2016 abgestimmte Sportentwicklungskonzept wurde bisher nicht umgesetzt. Der Strukturwandel wird auch in diesem Bereich neue Entwicklungspotenziale und Ausrichtungen aufzeigen, sodass dringend das Sportentwicklungskonzept anzupassen ist. In meinen Gesprächen mit dem Stadtsportbund Lausitzer Seenland und dem Kreissportbund wurden unterschiedliche Vorstellungen sichtbar. Als Oberbürgermeisterin werde ich diesen Abstimmungs- und Entscheidungsprozess mit den Akteuren der Sportlandschaft zielführend moderieren, eine Lösung kann nur über eine gemeinsam getragene Vorgehensweise erfolgen. Die vereinbarten Maßnahmen sollten dann bis 2030 realisiert werden. Mit über 20% im Sport organisierten Einwohnern liegt unsere Sportlandschaft deutlich über dem Durchschnitt. Der Sport wirkt somit als wichtiges, stärkendes Pfund für unsere Stadtzukunft nach innen und außen.

Claudia Florian, CDU:

Ich denke da zuerst an das Jahn-Stadion als sportliches Aushängeschild im Zentrum unserer Stadt, welches unbedingt fit gemacht werden muss. Hier sind im Sportstättenkonzept schon länger die Sanierung der Laufbahn geplant, aber auch die Banden und der Werferplatz bedürfen einer Sanierung. In welchem Zeitraum dies jedoch realisiert werden kann, ist von der Begleitung mit Fördermitteln abhängig und kann deshalb zu diesem Zeitpunkt nicht eindeutig beantwortet werden. Aber auch das FKO dürfen wir nicht vergessen. Hier müssen wir gemeinsam mit den Bürgern Konzepte zur Weiternutzung entwickeln. Jedoch sind potenzielle Planungen zum FKO, ebenso wie die Pläne zum Jahn-Stadion, allein durch unseren Stadthaushalt nicht machbar. Deshalb gilt auch hier, dass Zeiträume von möglichen Fördermitteln abhängig sind. Die Stadt muss prüfen, ob im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes Förderungen möglich sind, um diese Sportstätten und städtischen Identifikationsorte nicht verkommen zu lassen.

Marco Gbureck, AfD:

Dafür wurde am 23.10.2012 ein Sportstättenentwicklungsplan durch den Stadtrat ins Leben gerufen, damit die Zielsetzung der Stadt Hoyerswerda zur Förderung von Sport für die gesamte Bevölkerung realisiert werden kann. Die Sportstättenentwicklungsplanung ist die spezifische Fachplanung der Kommunen auf dem Gebiet der Sportpolitik. Sie ist ein aussagestarkes Dokument zu Sporteinrichtungen, welche die Planung und Belange des Schulsports, die Erwartungen der Sportvereine, die Meinung der nichtorganisierten Sportlerinnen und Sportler und der kommerziellen Sportanbieter widerspiegelt. Mit dem Sportstättenentwicklungsplan wird für einen längeren Zeitraum der Bedarf an Sportstätten, Sportgelegenheiten und Bewegungsräumen bestimmt. Er ist Ausgangspunkt und Grundlage zur Sanierung vorhandener Anlagen. Aufgeführte Maßnahmen sind natürlich abhängig von etwaigen Fördermittelgebern.Spricht man aber in diesem Plan von einer Dachentwässerungsanlage (2018) für die Sporthalle in Knappenrode und macht sich heute ein Bild von den katastrophalen Zuständen vor Ort, so sollte meines Erachtens genau hier schnellstmöglich gehandelt werden.

Dirk Nasdala, parteilos:

Es wird nicht möglich sein, jeden Sportplatz und jede Sporthalle zu erhalten. Ich will zeitnah vor allem mit den Sportvereinen gemeinsam herausfinden, was wir aus Sicht der Sportler unbedingt brauchen und was wir uns als Stadt gemeinsam mit den Vereinen leisten wollen und können. Den Sportstättenentwicklungsplan müssen wir erneut fortschreiben und mit unserer Haushaltsplanung konsequent verknüpfen. Auch sind wir mit den Vereinen, mit denen wir schon vor einigen Jahren die Bewirtschaftung von Sportstätten vereinbart haben, auf einem guten Weg. Als Sportstadt mit über 7.000 Sportlern in über 40 Vereinen sollten wir beispielsweise im Jahnstadion optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen schaffen. Aber auch mit unserem Lausitzbad müssen wir in unserer SWH-Gruppe und im Stadtrat daran arbeiten, Bedingungen für Schwimm- und Rehasport den aktuellen Standards regelmäßig anzupassen und die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu Hallenbädern in unserem Landkreis und auch darüber hinaus zu erhalten und auszubauen.

Torsten Ruban-Zeh, SPD:

Zum Erhalt und Ausbau der Sportstätten muss die Sportstättenleitplanung der Stadt mit dem städtischen Haushalt verzahnt werden, damit notwendige Investitionen sich dort wiederfinden. Mit der bereits geplanten Investition in die neue Dreifeldhalle der neuen Oberschule, wird die Stadt ein weiteres Zeichen setzen. Darüber hinaus gehören Projekte wie die Entwicklung des Jahn-Stadion zum Fußballzentrum und das Sportforum zum Leichtathletikzentrum dazu. Zur weiteren Nutzung der Sporthalle in Knappenrode bedarf es einer dringlichen Entscheidung. Den zeitlichen Rahmen können wir erst nach den notwendigen Gesprächen mit den betroffenen Vereinen und der Klärung von Fördermöglichkeiten festlegen. Hierzu gehört für mich auch ein Projektmanagement zur Förderrichtlinie „WIR! Wandel zur Innovation in der Region“, unter Einbindung von überregionalen Partnern und dem Ziel, den vielfältigen Vereinssport unserer Stadt weiter zu sichern. Gemeinsam können wir es schaffen, damit ZUKUNFT passiert und wir uns auch weiterhin all diese Stadien und Hallen leisten können!