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Eingewöhnung im Ausnahmezustand

Hinter der neuen Hoyerswerdaer Oberschule liegt ihr erstes Schuljahr.

Von Mirko Kolodziej
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Schulleiterin Romy Stötzner freut sich über die jüngste Anschaffung von Holz-Geräten für einen Bewegungs-Parcours.
Schulleiterin Romy Stötzner freut sich über die jüngste Anschaffung von Holz-Geräten für einen Bewegungs-Parcours. © Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. So, wie viele Menschen über die vergangenen Monate mit Umständen zu ringen hatten, die zuvor über das Vorstellungsvermögen gegangen wären, schätzt auch Romy Stötzner die Zeit mit den Sars-CoV-2-Viren und den dagegen ergriffenen Restriktionen ein. „Es war Schule im Ausnahmezustand“, sagt die Leiterin der Hoyerswerdaer Oberschule. Das erste Schuljahr der nach Umbau und Erweiterung frisch bezogenen und inhaltlich neu konzipierten Einrichtung im WK I ist nun Geschichte. Heute ist der letzte Schultag.

Dreimal eine 1 vor dem Komma

Die Stadt hatte sich nicht weniger vorgenommen, als mit der Auflösung der bisherigen zwei Oberschulen und der faktischen Neugründung die Real- und die Hauptschulbildung in Hoyerswerda auf ein deutlich höheres Niveau zu heben. „Sie hatten in der Schule null Chance, ihr Konzept umzusetzen“, sagte Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh (SPD) vorige Woche, als er Forschern der Helmholtz-Gemeinschaft die Stadt und damit auch ihre Bildungslandschaft vorstellte. Das Stadtoberhaupt hat seine Erkenntnisse nicht ausschließlich über offizielle Kanäle. Seine Frau arbeitet auch als Lehrerin an der Oberschule.

„Grundsätzlich hat er recht“, sagt die Schulleiterin zur Einschätzung des Stadtoberhauptes. Im September war Eröffnung, im November gab es die ersten Quarantänefälle. Wie an anderen Schulen auch folgten Online-Unterricht und Komplettschließung. Das Einrichten und Einleben ist so nicht gerade erleichtert worden. Beispiel: Das sogenannte Mittagsband zwischen 11.20 Uhr und 12.30 Uhr mit vielen externen Partner konnte nur bis zu den Oktoberferien getestet werden. Es gab später zwar eine Online-Variante, aber die Schulleiterin sagt: „Das ist nicht dasselbe. Schule ist nicht nur prägend, was den Stoff angeht, sondern auch bezüglich sozialer Beziehungen.“ Dazu kam für die Pädagogen, immer wieder kurzfristig die Schulorganisation an die neuesten Regeln anzupassen und das auch den Eltern zu vermitteln.

Einige der Mütter und Väter waren gelinde gesagt wenig begeistert. „Aber das hat sich auch relativiert“, berichtet die Schulleiterin. Teils gab es nach Kritik Dank, teils sogar Entschuldigungen. Darauf, dass beispielsweise der Online-Unterricht relativ reibungslos lief, ist Romy Stötzner stolz. Denn der Altersdurchschnitt im Kollegium ist recht hoch und einige ältere Pädagogen hatten durchaus Anlaufschwierigkeiten.

Dass nun gleich drei Absolventen der zehnten Klassen eine 1 vor dem Komma der Abschlussnote stehen haben, ist für Romy Stötzner ein Beleg dafür, dass die politische Entscheidung, den Fokus in den Abschlussklassen auf die schriftlichen Prüfungen zu legen, richtig gewesen ist. Sie freut sich jedenfalls über die Bestnoten beziehungsweise über die Persönlichkeiten der betreffenden Schülerinnen und Schüler.

Ein junger Stellvertreter

Zur Zeugnis-Übergabe waren nicht nur der Oberbürgermeister und Bürgermeister Mirko Pink (CDU) erschienen, sondern auch ein Vertreter des Landesamtes für Schule und Bildung – bislang ein ziemliches Novum und für die Schulgemeinschaft unbedingt ein Zeichen der Wertschätzung. Es gab zuvor auch weitere Momente der Freude. Romy Stötzner ist zum Beispiel froh, dass sich das Morgenband zwischen 7.30 Uhr und 8 Uhr, das mehr oder weniger zum Ankommen gedacht ist, auf andere Weise bewährt hat. Die Lehrerinnen und Lehrer hatten hier Zeit für Tests und Regel-Vermittlung, ohne etwas vom Unterricht abknapsen zu müssen. Romy Stötzner hat auch einen Stellvertreter bekommen. Marco Schab ist ein junger Kollege Anfang 30, der sich nach einem Besuch ganz bewusst für die Oberschule entschieden hat. „Er hat sich beworben, weil er das Schulkonzept so toll fand.“

Auch das Angebot wächst. Gerade erst sind auf dem Schulhof die hölzernen Gerätschaften eines Bewegungs-Parcours für die jüngeren Jahrgänge aufgebaut worden. Für die älteren Schüler ist etwas Ähnliches geplant. Doch natürlich sind einige Dinge liegengeblieben. Romy Stötzer will sich zum Beispiel um ein gesünderes Angebot zum Mittagessen kümmern. Und auch die räumlich schicke Bibliothek soll inhaltlich zum Laufen gebracht werden. Immerhin ist in Kooperation mit der ZooKultur gGmbH jetzt jemand eingestellt worden, der sich darum kümmert. Aber weder ist der Bücherbestand optimal, noch konnte bisher die Idee öffentlicher Lesungen umgesetzt werden. Das Ziel ist also sonnenklar. „Ich wünsche mir von Herzen, dass wir im kommenden Schuljahr richtig durchziehen können“, sagt Romy Stötzner.