SZ + Hoyerswerda
Merken

Elektromotoren auf dem Prüfstand

Ein junges Unternehmen im Gründerzentrum in Schwarze Pumpe widmet sich Fragen der E-Mobilität.

Von Mirko Kolodziej
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Christian Jurisch (rechts) und sein Mitarbeiter Christian Reich fühlen sich im Gründerzentrum wohl. Es existiert jetzt seit einem Jahr.
Christian Jurisch (rechts) und sein Mitarbeiter Christian Reich fühlen sich im Gründerzentrum wohl. Es existiert jetzt seit einem Jahr. © Foto: Mirko Kolodziej

Schwarze Pumpe. Für maximal acht Jahre können sich Jungunternehmer im Gründer- und Gewerbezentrum Dock³ Lausitz am südlichen Rande des Industrieparks Schwarze Pumpe einmieten. „Man möchte Firmen etablieren, ihnen beim Start helfen, und idealerweise ziehen sie dann auf ein freies Grundstück im Industriepark.“ So beschreibt Christian Jurisch die Funktionsweise des Gebäudekomplexes mit Büro- und Werkstattflächen an der Südstraße.

Der 37-Jährige ist selbst ein solcher Jungunternehmer, geschäftsführender Gesellschafter der [Next] Automotive Testing GmbH. Sein Unternehmen ist Mitte 2018 ins Handelsregister eingetragen worden. Es beschäftigt sich mit Elektro-Antrieben.

In der Technik werden aus Modulen Komponenten, aus Komponenten Systeme. Und Einzelbestandteile sowie das jeweils Ganze müssen, bevor an eine Serienfertigung zu denken ist, geprüft werden. Es geht einerseits um Betriebssicherheit und andererseits um das Einhalten technischer Spezifikationen sowie amtlicher Vorschriften. Dies ist das Geschäft von Christian Jurisch und seiner Firma, die fünf festangestellte Beschäftigte hat und für die obendrein zwei Freiberufler tätig sind.

Einzug nicht bereut

Gegründet hat der Senftenberger [Next] Automotive Testing zunächst in seiner Heimatstadt. „Wir waren dann relativ lange auf der Suche“, schildert er. Denn zu Kunden zu fahren und dort zu prüfen, ist das eine. Das andere sind eigene Teststände. Das Dock³ bietet sowohl vollmöblierte Büroflächen wie auch nebenan in der Werkhalle Platz für die Prüftechnik. Vor ziemlich genau einem Jahr ist das Gründer- und Gewerbezentrum im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) eröffnet worden – wegen der Covid-Pandemie ein paar Wochen nach der Fertigstellung. Christian Jurisch hatte in den Tagen zuvor sein erstes Büro bezogen. „Man braucht ja im Grunde nur den Laptop mitzubringen“, sagt er. Inzwischen hat seine Firma im Dock³ schon drei Büros belegt. Und dieser Tage soll es nebenan auch mit dem Aufbau der Prüftechnik losgehen. Denn dazu war noch die Aufrüstung mit einem Starkstromanschluss erforderlich. „Bis zu 250 Kilowatt brauchen wir schon“, erklärt Jurisch. Er hat den Einzug in Schwarze Pumpe bisher nicht bereut, was nicht nur an den, wie er versichert, wirklich moderaten Mietpreisen liegt.

Die Mannschaft des Gründerzentrums, das im Auftrag der Stadt Spremberg und der Gemeinde Spreetal von der gemeinsamen Wirtschaftsförderungstochter ASG betrieben wird, die sich auch um das komplette Industriepark-Management kümmert, steht den Unternehmern wortwörtlich mit Rat und Tat zur Seite. Werden Kontakte etwa zu einer Firma gesucht, die eine Unternehmenswebseite gestalten kann, hat ASG-Manager Frank Müller ebenso die passenden Telefonnummern wie jene zur sächsischen Innovationsinitiative FutureSax, zu Dresden/Exists (dem Start-Up-Service der TU) oder zu anderen Beratern. Jurisch attestiert der Mannschaft des Dock³ außerordentlich großes Engagement. Anderswo habe er das so hingegen nicht erlebt, schiebt er nach.

Mühsame Personalsuche

Viel Hirnschmalz haben Jurisch und seine Kollegen, etwa sein einstiger Kommilitone Christian Reich, in etwas gesteckt, das sie „das Gehirn“ nennen. Im Grunde geht es um Daten-Erfassung und -Auswertung, um die Steuersoftware für die Tests in Sachen Elektromobilität. Nun stehen sie in den Startlöchern – und haben ein Problem, mit dem sie hier nicht allein sind, nämlich Personalmangel. „Wir brauchen Leute, die keine Angst vor Strom haben“, sagt der [Next]-Automotive-Chef. Maschinenbau-Ingenieure seien oftmals so an klassische Mechanik gewöhnt, dass E-Mobilität sie schrecke. Drei oder vier Stellen für Menschen mit Ausbildungen im Bereich Elektrotechnik wären aktuell zu besetzen. Vor ein paar Tagen war der Berliner Tagesspiegel im Dock³ zu Besuch. Die Zeitung zitierte, es brauche auch Rückkehrwillige; Menschen wie Christian Jurisch, der nach dem Studium in Dresden wieder in die Lausitz kam.