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Gebremster Start in eine ungewisse Karnevalssaison

In Hoyerswerda und Bernsdorf werden die Rathäuser gestürmt. In Wittichenau gibt‘s eine Premiere. Ansonsten fallen Veranstaltungen reihenweise aus.

Von Ralf Grunert
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So sieht es aus, wenn die Bernsdorfer Karnevalisten am 11.11. um 11.11 Uhr zum Sturm auf das Rathaus aufmarschieren.
So sieht es aus, wenn die Bernsdorfer Karnevalisten am 11.11. um 11.11 Uhr zum Sturm auf das Rathaus aufmarschieren. © Archivfoto: Gernot Menzel

Nach dem Karneval-Totalausfall im vergangenen Jahr, geschuldet dem Corona-Lockdown, sollte in diesem Jahr zumindest ein Stück weit wieder Normalität Einzug halten. So planen die Karnevalisten in Hoyerswerda und Bernsdorf zum Auftakt der neuen Faschingssaison – und wie es Tradition ist – am 11.11. um 11.11 Uhr die Erstürmung der Rathäuser. Dort winkt wie immer „fette Beute“, denn Rathausschlüssel und Stadtkasse wechseln für den Verlauf der fünften Jahreszeit den Besitzer.

Soll will der Hoyerswerdaer Karneval Club (HKC) Gelb Blau 1997 mit etwa zehn Erwachsenen und um die 15 Kindern am Alten Rathaus aufmarschieren, wie von HKC-Präsident Andreas Kubale zu erfahren war. Er rechnet fest damit, Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh in dessen Amtssitz anzutreffen. In Bernsdorf wird es sich Bürgermeister Harry Habel mit seinem Rathaus-Team sicher nicht nehmen lassen, den Gardisten, Funken und Würdenträgern des Bernsdorfer Karneval Clubs (BKC) um Präsident Markus Neumann persönlich entgegenzutreten. Der Aufmarsch der Karnevalisten erfolgt allerdings mit gemischten Gefühlen. „Während wir mit 30 bis 40 Personen seit dem 5. November keine Programmproben mehr durchführen dürfen, darf die Rathausstürmung am 11.11. ohne Personenbegrenzung stattfinden, da es sich um eine landestypische Veranstaltung handelt“, wundert sich der BKC-Präsident.

Ob sich aufgrund der geltenden Corona-Beschränkungen das Geschehen in Hoyerswerda und Bernsdorf vor den Rathäusern abspielen muss oder das Konfetti auch über die Schwelle fliegen kann, das wird wohl ad hoc entschieden werden.

Ein „Kappenabend auf’m Markt“

Wie gewohnt ohne Sturm auf das Rathaus geht es in der Karnevals-Hochburg Wittichenau in die neue Saison, wobei es hier mit dem „Kappenabend auf’m Markt“ nach Absage der sonst üblichen Saalveranstaltungen eine Premiere geben wird. Dabei handelt es sich um ein neues Karnevals-Format. Es soll eine Mischung aus Kappenabend und Kostümfest werden, mit Programm, Büttenreden, Livemusik und vielleicht sogar einem neuen Dreigestirn für die 316. Saison. Der „Kappenabend auf’m Markt“ beginnt am 13. November um 18 Uhr – auf dem Markt.

Für den gleichen Tag plante der Uhyster Carnevals Verein (UCV) ursprünglich seine Eröffnungsveranstaltung der 39. Saison im Gasthof „Drei Linden“. Höhepunkt sollte das Programm unter dem Motto „Der UCV im Jahr 1“ sein. Daraus wird aber nichts. Wie UCV-Präsident René Kühn sagt, wird die Veranstaltung kurzfristig abgesagt werden müssen. Unter den ab Montag geltenden 2G-Regeln sei sie nicht machbar. „Das Programm ist einstudiert. Wir sind startklar“, bedauert er. Mit der Programmveranstaltung am 5. Februar und dem Kinderfasching am 27. Februar stehen zwei weitere Faschings-Veranstaltungen im Termin-Plan. Ob diese tatsächlich stattfinden können, das wird davon abhängen, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickelt.

Das gilt ebenso in Wittichenau. Hier soll zum Jahresende über die weitere Vorgehensweise hinsichtlich der Saalveranstaltungen und Umzüge Anfang 2022 beraten werden. Mathias Glaab, der Präsident des Wittichenauer Karnevalsvereins, hat bereits durchblicken lassen, dass anstelle der großen Saalveranstaltungen in kleinerem Maßstab und mit anderen Formaten regelkonforme Angebote für das närrische Volk geschaffen werden könnten.

Aktivitäten im Vereinsdomizil

In Hoyerswerda führt der HKC normalerweise kurz nach dem Saisonauftakt eine kleinere Faschingsveranstaltung durch. Darauf wird dieses Jahr verzichtet, sagt der HKC-Präsident. Die Karnevalisten orientieren mit ihren Hauptaktivitäten aktuell auf den Zeitraum Januar und Februar, wobei sich alles im Vereinsdomizil an der Heinrich-Mann-Straße abspielen soll. Der dortige Saal bietet etwa 100 Personen Platz. Denkbar sind bis zu zwei Veranstaltungen. „Das Programm steht bereits. Es ist eine Abwandlung dessen, was im vergangenen Jahr geplant war“, erzählt Andreas Kubale. Nur das Motto der bevorstehenden 24. Session sei noch offen. „Es wird etwas mit Weltraumreise zu tun haben“, sagt er.

Entweder alle oder keiner!

Die Bernsdorfer Karnevalisten haben die für den 13. November im „Grünen Wald“ geplante Veranstaltung „I Love the 80s – Die Fete“ bereits abgesagt. „Wir möchten niemanden benachteiligen und dafür Sorge tragen, dass jeder die Möglichkeit hat, unsere Veranstaltungen zu besuchen. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, keine Veranstaltung nur für Geimpfte und Genesene (2G) durchzuführen. Der BKC lehnt diese Art der Veranstaltungen ab! Wir möchten gern mit allen Gästen feiern, unabhängig von deren Impfstatus. Der BKC wird sich nicht an einer Spaltung der Gesellschaft beteiligen! Entweder alle oder keiner!“, heißt es in einer Erklärung des Vereins. Der neue Termin für diese 80er-Party ist nun der 2. April 2022. Karten können schon jetzt erworben werden.

Noch keine Karten gibt es dagegen für die Karnevalsveranstaltung am 5. Februar, den Weiberfasching am 24. Februar und den Kinderfasching am 27. Februar. „Da wollen wir die Entwicklung erst noch abwarten“, sagt der BKC-Präsident, der momentan davon ausgeht, dass der Umzug am 20. Februar stattfinden wird: „Das ist ja schließlich eine Veranstaltung im Freien.“