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Großer Personalschwund nicht verkraftbar

Das Seenland-Klinikum informiert im Stadtrat über die Lage vor der geplanten Impfpflicht.

Von Uwe Schulz
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Geschäftsführer Mirko Papenfuß (vorn), Pflegedirektorin Birgit Wolthusen und Heiko Sahre, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin am Dienstag im Hoyerswerdaer Stadtrat.
Geschäftsführer Mirko Papenfuß (vorn), Pflegedirektorin Birgit Wolthusen und Heiko Sahre, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin am Dienstag im Hoyerswerdaer Stadtrat. © Foto: Uwe Schulz

Hoyerswerda. Wachschutz sichert den Eingang zum Schulgebäude bei den Stadtratssitzungen in der Aula des Leon-Foucault-Gymnasiums immer ab. Am Dienstag war auch reichlich Polizei vor Ort. Denn es gab einen Aufruf beim Messengerdienst Telegram, im Umfeld des Gymnasiums während der Sitzung spazieren zu gehen. Bei den Coronaprotesten am Montag werden dann auch Losungen skandiert, Trillerpfeifen und Tröten benutzt.

Doch der Aufruf hatte nur vereinzelt Resonanz hervorgerufen, andere störte offenbar das Aufgebot von schätzungsweise 60 Polizisten, die wegen diesem Aufruf zur Absicherung der Sitzung teils extra nach Hoyerswerda gekommen waren. Und Jugendliche sind am Abend auf dem Schulgelände eigentlich immer anzutreffen. Drinnen in der Aula gehörte die erste Dreiviertelstunde ungestört Vertretern des Lausitzer Seenland-Klinikums, an dem die Stadt Hoyerswerda zu 51 Prozent beteiligt ist, um ihren Bericht zur Corona-Lage im Seenland-Klinikum zu geben.

Geschäftsführer Mirko Papenfuß, Pflegedirektorin Birgit Wolthusen und Heiko Sahre, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, setzten dabei auf Fakten und emotionale Schilderungen (dazu morgen mehr). Da mit der Aussage des 1. Landkreis-Beigeordneten Udo Witschas zur Nicht-Kontrolle seitens des Gesundheitsamtes die Debatte um die Impfpflicht für Pflegekräfte in dieser Woche Fahrt aufgenommen hat, stand das Thema auch bei der Ratssitzung im Raum.

Rein medizinisch wirbt Heiko Sahre für die Impfung. Doch ebenso wie Mirko Papenfuß spricht er sich gegen die Impfpflicht aus. Stand Dienstag habe die rund 1.000 Personen zählende Belegschaft des Seenland-Klinikums eine Covid-Schutzimpfungsquote von 80 Prozent betragen. Die Verkürzung der Anerkennung des Genesenstatus habe da mittlerweile etwas zurückgeschlagen.

Mirko Papenfuß betont: „Wir positionieren uns ganz klar: Impfen hilft. Wir sind aber auch ein Arbeitgeber für Ungeimpfte.“ In den Spagat werden man jetzt hineingetrieben. Für das Klinikum sei das eine Herausforderung. Allerdings betonte der Geschäftsführer auch auf Nachfrage, dass er weder die Äußerungen von Udo Witschas kommentieren noch die politischen Entscheidungen zur Impfpflicht bewerten werde: „Da sind wir der falsche Ansprechpartner. Wir setzen Gesetze um. Ich kann das Thema nicht bedienen. Wir sind Dienstleister im System, das ist nicht unser Themenfeld.“

Auf explizite Nachfrage von Stadtrat Marco Gbureck, ob es angesichts der bevorstehenden Impfpflicht verstärkt Kündigungen im Haus gibt, versicherte Mirko Papenfuß, dass er Stand Dienstag solche expliziten Kündigungen nicht bekommen habe. Er sagte aber auch, dass die Krankenhäuser von der Personalstruktur her nicht so konstruiert sind, dass ein Personalschwund von 10 oder gar 20 Prozent zu verkraften ist. „Ich will mich aber nicht auf die Seite der Geimpften oder der Ungeimpften stellen. Wir werden auch keine Kündigungen aussprechen. Wir werden gesetzliche Regelungen erfüllen.“

Die Erkenntnisse aus dem jüngsten Informationsgespräch mit dem Gesundheitsamt des Landkreises fasste der Geschäftsführer für die Stadträte zusammen. Demnach müsse der Arbeitgeber dem Gesundheitsamt bis zum 15. März die Namen jener Mitarbeiter melden, die nicht geimpft sind bzw. keinen Nachweis vorgelegt haben. Das Gesundheitsamt wird dann den Mitarbeitern vier Wochen Zeit geben, Unterlagen nachzureichen. Dann wird wohl ein Bußgeld angedroht – was weitere vier Wochen dauert. Dann werden weitere vier Wochen vergehen, in denen mit den Arbeitgebern nach Lösungen gesucht wird, und das individuell. Denn im Vordergrund stehe die Patientenversorgung. Papenfuß sagt: „Wir müssen schauen, wie wir diesen Mitarbeitern dann bis zum Ende der Impfpflicht am 31.12.2022 Arbeit geben können.“

Birgit Wolthusen schilderte, dass es an der Sicherheit für die Patienten, so wie jetzt schon, nicht mangeln werde, was Schutzausrüstung der Mitarbeiter anbelangt, aber auch die regelmäßige Testung auf eine Covid-Infektion.