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„Ich wollte nicht zu Hause rumsitzen“

Gleich zwei Kreisreformen hat die ehemalige Landrätin Petra Kockert miterlebt.

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Das Foto zeigt Petra Kockert am 2. Januar 1996 beim Räumen ihres Schreibtisches im Landratsamt Hoyerswerda, das in diesem Moment kein Landratsamt mehr war.
Das Foto zeigt Petra Kockert am 2. Januar 1996 beim Räumen ihres Schreibtisches im Landratsamt Hoyerswerda, das in diesem Moment kein Landratsamt mehr war. © Archivfoto: Uwe Schulz

Von Angela Donath

Hoyerswerda. „Ach, du meine Güte“, sagt Petra Kockert verwundert, als sie das alte Schwarz-Weiß-Foto aus dem TAGEBLATT-Archiv anschaut. Es zeigt, wie sie ihren Schreibtisch im damaligen Landratsamt Hoyerswerda aufräumt. Bis zum Ende des Jahres 1995 war sie die stellvertretende Landrätin an der Seite von Wolfgang Schmitz.

Befragt nach dem Gefühl, was sie beim Betrachten des Fotos bewegt, sagt sie: „Nun, das war nicht so schlimm wie später, im Jahr 2008, in Kamenz. Die erste Neugliederung der Landkreise erfolgte ja bereits 1994, wir hatten damals gegen die Aufgabe des Kreises Hoyerswerda geklagt, mussten die gesetzlichen Vorgänge abwarten. Am 31. Dezember war unser Landkreis Geschichte, neue Kreisstadt war nun Kamenz. Hoyerswerda wurde kreisfreie Stadt. Doch das betraf uns ja alle.“

Mit alle meint Petra Kockert nicht nur ihren Chef Wolfgang Schmitz und ihre Dezernentenkollegen. Gemeint sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreises Hoyerswerda, die nun entweder vom Kreis Kamenz oder von der Stadt Hoyerswerda übernommen wurden oder – und das betraf vor allem die Leitungsebene – auf die Suche nach neuen Aufgaben in Wirtschaft oder Politik gingen. Petra Kockert hatte sich in Kamenz als Beigeordnete beworben, gewählt wurde vom Kreistag. In zwei Wahlgängen lag sie knapp vorn, doch Landrätin Andrea Fischer hatte Einspruchsrecht und machte davon Gebrauch. „Man hatte uns wohl übel genommen, dass wir geklagt hatten“, vermutet sie.

Ihr erstes Büro als Beigeordnete in Kamenz bekam sie in einem Nebengebäude. 2002 wurde sie zur Landrätin gewählt. Als im Jahr 2008 weitere Kreise in Sachsen zusammengelegt wurden, als der Kreis Kamenz und die kreisfreie Stadt Hoyerswerda zum Landkreis Bautzen kamen, beschieden ihr die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zum Abschied, schriftlich und als Urkunde gestaltet: „Es war uns eine Freude, mit Ihnen arbeiten zu dürfen“.

Petra Kockert hätte sich noch einmal zur Wahl für den neuen Landkreis zur Verfügung gestellt. „Ich hatte auf Unterstützer im CDU-Kreisverband gehofft, habe geglaubt, was man mir sagte.“ Neuer Landrat für den Kreis Bautzen wurde dann Michael Harig. Das war schwer für sie.

Petra Kockert hatte sich zunächst in den einstweiligen Ruhestand versetzen lassen, doch sie wollte nicht „zu Hause rumsitzen“. Eine neue, spannende Aufgabe fand sie in den Jahren von 2009 bis 2012 in der Projektgruppe Lausitzer Seenland. So wie heute der Zweckverband Lausitzer Seenland Sachsen verstand sich dieses Projekt als Interessenvertreter der Kommunen des Seenlandes, als Vorbereiter von Genehmigungsverfahren und strukturellen Maßnahmen.

Seit Ende 2012 ist Petra Kockert wirklich zu Hause, aber sie sitzt keinesfalls herum. Davon zeugt nicht nur das gepflegte, große Grundstück, das erzählen vor allem die vielen Familienfotos mit den inzwischen elf Enkeln.

„Wir sind beide viel unterwegs. Wir haben Ehrenämter, denen wir gerne nachkommen, ich bin beispielsweise im Vorstand des Trägervereins Johanneum, im Kreisvorstand der CDU und in weiteren regionalen kommunalpolitischen Vereinigungen. Wenn es geht, gibt es ein gemeinsames Frühstück mit meinem Mann Gerhard. Er hilft gern und oft bei Sohn Tobias in der Milchwelt Kotten mit. Das Mittagessen will bei uns beiden aber jeder kochen, die Enkel entscheiden oft, wer das macht.“ Wie viele dann schließlich mitessen, das kann ganz sehr unterschiedlich sein, auch gemeinsame Essenszeiten gibt es daher nicht. Das geht gar nicht mit dieser großen Familie.

Fragt man Petra Kockert, Jahrgang 1947, wie sie auf ihr berufliches Leben zurückschaut, sagt sie: „Ich bin dankbar, dass ich so vieles machen durfte. In der Zeit meiner politischen Verantwortung waren wir damals alle oft unterschiedlicher Meinung, wir waren in verschiedenen Parteien, aber wir hatten das gleiche Ziel.“

Das Bild von Petra Kockert entstand bei ihr Zuhause vor wenigen Tagen.
Das Bild von Petra Kockert entstand bei ihr Zuhause vor wenigen Tagen. © Foto: Angela Donath