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Ins Pfarrhaus sollen wieder Wärme und Leben einziehen

Die evangelische Kirchengemeinde Lauta-Dorf renoviert die vormalige Pfarrwohnung und sucht dafür neue Mieter.

Von Andreas Kirschke
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Ins Pfarrhaus in Lauta-Dorf soll wieder Leben einziehen. Darauf hoffen Sigrid Roeser, seit 2000 Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, und Pfarrer Gerd Simmank.
Ins Pfarrhaus in Lauta-Dorf soll wieder Leben einziehen. Darauf hoffen Sigrid Roeser, seit 2000 Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, und Pfarrer Gerd Simmank. © Foto: Andreas Kirschke

Lauta-Dorf. Wuchtige Feldsteine und rote Ziegel prägen die Außenwände des alten Lautaer Pfarrhauses. Vor dem Haupteingang des Pfarrhauses öffnet sich weitläufig die Dorfaue. Von der gegenüberliegenden Hofseite blickt der Besucher staunend auf den Garten, auf Felder und auf die St. Laurentius Kirche von 1457 mit Glockenturm. Sie gilt als Wiege und Ursprung von Lauta und ist somit das älteste Gebäude vor Ort.

Die Laurentiuskirche ist im Inneren als bildreichste Kirche im gesamten südlichen Niederlausitzer Raum bekannt. Aus der Barockzeit zeigt sie am Altar, an der Kanzel und an den Emporen eine komplett erhaltene Geschichte der Passion Christi. „Auch unser Pfarrhaus atmet Geschichte. Hier wohnten von Beginn an immer die Pfarrer mit ihren Familien, zuletzt Norbert Krüger von 1989 bis 2022. Im April 2022 ging er in den Ruhestand und zog in seine Heimatstadt Berlin zurück“, erzählt die 72-jährige Sigrid Roeser, die seit 2000 Vorsitzende des Gemeindekirchenrates ist.

Grundriss von 1857 bekannt

Jetzt will die Kirchengemeinde die Pfarrwohnung renovieren und vermieten. Und das möglichst an eine Familie. Die Ersterwähnung des Pfarrhauses ist nicht bekannt. Die Grundmauern stehen schon seit Jahrhunderten. 1859 jedenfalls vermeldete das Königliche Rent- und Polizeiamt Senftenberg den Neubau des Pfarrhauses „zu 3190 Thaler und des neuen Pumpenbrunnens dabei“. Wohnstube, Flur, Küche, Speisekammer, Gesindestube und Schlafstube vermerkte die Grundrisszeichnung des Zimmermeisters Lindemann im März 1857. „Als mein Urgroßvater Anfang 1860 getraut wurde, fand das Traugespräch in einer vorläufigen, vorübergehenden Pfarrwohnung statt. So steht es geschrieben im Protokoll dieses Trauvorgespäches. Wahrscheinlich im schlechten Zustand sollte das Haus wieder neu aufgebaut werden“, erzählt Sigrid Roeser. In ihrer Kindheit kam sie oft ins Pfarrhaus. Ihr Großvater, der fest im Glauben stand, schickte sie dorthin zum Spielen mit der Pfarrers Tochter – Klaus Köller war 1953 bis 1960 Pfarrer im Dorf. Später hatte sie hier Konfirmanden-Unterricht. „Der Pfarrer hat uns Schülern auch von den Vorfahren und von den alten Schriften, den Kirchenbüchern im Haus erzählt und uns diese gezeigt“, erinnert sich Sigrid Roeser.

Die Vorfahren im Kirchbuch

Auch Gerd Simmank, der Pfarrer der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Mittellausitz mit den Ortskirchen Bernsdorf, Hohenbocka, Hosena und Laubusch ist und seit dem Eintritt in den Ruhestand von Pfarrer Norbert Krüger nun auch der Vakanzverwalter in Lauta, verbindet viel mit der Geschichte des Ortes. Am 1. Januar 2024 wird auch die Evangelische Kirchengemeinde Lauta-Dorf zur Gesamtkirchengemeinde hinzukommen. „Meine Mutter, meine Großeltern, meine Tanten sind alle hier im Kirchbuch der Kirchengemeinde Lauta vermerkt. Lauta gehört – wie Partwitz, Hoyerswerda, Schwarzkollm und andere – zu den ältesten Kirchengemeinden in der Mittellausitz“, sagt Gerd Simmank und betont: „Hier ist noch die Atmosphäre zu spüren, Traditionen und Familiäres zu bewahren und fortzuführen.“

250 Christen gehören zur Kirchengemeinde Lauta-Dorf mit den Filialdörfern Leippe und Torno. Frauenhilfe, Kinder-Eltern-Gottesdienst für die Region und Christenlehre finden regelmäßig statt. „Seit 2014 gibt es am Heiligen Abend wieder ein Krippenspiel in der Laurentiuskirche. Dank des Krippenspiels entstand eine Christenlehregruppe geleitet von Katechetin Kristin Malinski. Im Juni 2017 gab es erstmals seit Jahren wieder einen Familiengottesdienst. Heute haben wir eine Krabbelgruppe für Eltern mit kleinen Kindern. Wir organisieren auch den Schulanfängergottesdienst“, erzählt Katrin Klein, Mitglied im Gemeindekirchenrat. Ihre Erfahrung ist: Vorgelebter Glaube bleibt haften, gerade junge Familien sind offen dafür. Sie hofft, dass eines Tages eine Junge Gemeinde und regelmäßige Jugendarbeit entstehen. Viel bewegt die kleine Kirchengemeinde im Ort.

In und an der St. Laurentiuskirche sind Dach und ein Teil der Nagelorgel saniert worden. Ebenso gelang die Sanierung des neben der Kirche stehenden Holzglockenturmes. Die umfangreiche Spendenaktion „Gut beDacht“ wurde durch die Kirchengemeinde initiiert. Ins Ortsleben ist sie fest integriert. Zum Heimatklub und zur Freiwilligen Feuerwehr gibt es gute Kontakte, sie unterstützen sich gegenseitig in ihren Projekten. Jetzt will die Kirchengemeinde die Pfarrwohnung renovieren. „Ursprünglich hatten wir eine große Variante im Blick: die Sanierung des gesamten Pfarrhauses und des Gemeindesaales mit den darüber liegenden zwei Räumen im Anbau“, schildert Gerd Simmank. „Doch die Kosten dafür würden über eine Million Euro betragen, so die erste Hochrechnung eines Architektenbüros. Wir mussten bei unseren Wünschen die Notbremse ziehen. Realistisch und machbar ist nur eine Renovierung der früheren Pfarrwohnung.“ In sie soll wieder Leben einziehen. Noch vor der Renovierung will die Kirchengemeinde eine interessierte Familie finden. Deren Ideen und Vorstellungen sollen in die Maßnahmen der Renovierung mit einfließen. Die Pfarrwohnung ist 149 Quadratmeter groß. Sie verfügt über einen Keller mit Abstellmöglichkeiten, ebenso über einen geräumigen Dachboden, geeignet zum Wäschetrocknen und es besteht auch die Möglichkeit, ein Stück des Pfarrgartens zu pachten.

Saal bleibt Gemeinde erhalten

„Im Pfarrhaus sind Menschen ein- und ausgegangen, die Seelsorge suchten und Freud und Leid teilten und begleitet werden wollten“, erläutert Pfarrer Gerd Simmank und unterstreicht: „Über den Einzug glaubensoffener Mieter würden wir uns sehr freuen. Den Mietern steht der vordere Bereich im Pfarrhaus zur Verfügung und der hintere Bereich mit Gemeindesaal bleibt zur Nutzung für die Kirchengemeinde erhalten. Ins Pfarrhaus sollen bald wieder Wärme und Leben einziehen.“

An der Pfarrwohnung Interessierte können sich an Pfarrer Gerd Simmank wenden. Er ist telefonisch unter 035722 97111 bzw. 035722 91286 erreichbar sowie via E-Mail an [email protected].

Infos zur Kirchengemeinde Lauta-Dorf gibt es unter
https://pfarramtlauta.wordpress.com.