Hoyerswerda
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„Man muss Spuren hinterlassen“

Storchendorf Dissen ehrt Horst Jurtz aus Weißwasser zum 90. Geburtstag.

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Horst Jurtz.
Horst Jurtz. © Foto: Heimatmuseum Dissen

Von Beowulf Kayser

Dissen. „Alpenveilchen“, „Sonnenblumen“ und „Selbstbildnis in Venedig“ – diese und mehrere Dutzend andere Bilder des Weißwasseraner Künstlers Horst Jurtz hängen voraussichtlich ab diesen Sonntag (14. April) im Heimatmuseum des Storchendorfes Dissen bei Cottbus. Sie gehören zur neuen Ausstellung, die dem Weißwasseraner „Urgestein“ zu seinem 90. Geburtstag gewidmet sind. „Retrospektive“ ist sie betitelt. Die Präsentation gibt, wenn auch nur in „Bruchstücken“ wieder, was der betagte Volkskünstler in seinem bisherigen Leben in unterschiedlichen Techniken auf die Leinwand oder auf das Papier gezaubert hat. „Man muss Spuren hinterlassen nicht nur Staub“, ist bis heute die Maxime des einstigen Glasmalers aus Weißwasser. Von seinen unvergesslichen Spuren mit Pinsel und Farbe konnten sich die Besucher bisher nicht nur in der Lausitz überzeugen. Seine kreativen Arbeiten wurden unter anderen in Görlitz, Niesky, Senftenberg, Spremberg und Cottbus sowie im baden-würtembergischen Moosbach oder in Paris, Brüssel und Davos präsentiert.

„Horst Jurtz zeigt in seinen Arbeiten, wie mächtig die Natur ist, ein Feuerwerk an Farben, die dem Betrachter Kraft zum Auftanken geben“, sagte die Dissener Museumsleiterin Babette Zenker. „Im Gegensatz dazu stehen die Porträts von ihm selbst. Nachdenklich, mystisch und ein bisschen traurig, so begegnet er uns auf seinen Selbstbildnissen“, so Zenker. Fast immer sind Raben auf den Selbstporträts. Sie sind die Seelentiere in der sorbischen/wendischen Mythologie. Eine große Leinwand steht malfertig immer in seinem Atelier in Weißwasser. Auch mit 90 Jahren sind die kreativen Arbeiten sein Lebenselixier. So hat er noch viele Ideen im Kopf, die unbedingt auf die Leinwand müssen. Sein bisheriges Schaffen reicht vom Aquarell über Radierungen, Drucktechniken und Ölmalerei bis zur Herstellung von Plastiken. Sein Rüstzeug holte sich der Autodidakt bei erfahrenen Malern oder auch bei zahlreichen Pleinairs und Lehrgängen.

Wie viele Kunstwerke er in seinem bisherigen Leben geschaffen hat, kann der am 7. April 1934 geborene Horst Jurtz nicht genau sagen. „Weit über 1.000 werden es sein“, so der Künstler. In der künstlerischen Arbeitsgemeinschaft „Die Vier“ hat er im Kulturhaus der Glasarbeiter seine unverkennbare „Handschrift“ entwickelt. Besonders geprägt hat ihn nach der Wende die Teilnahme an den internationalen Pleinairs mit zwölf weiteren Kunstschaffenden aus der Lausitz. „Ich bin kein Maler von Bildern für die Wohnstube“, sagte der Jubilar. Er möchte zu Denkanstößen anregen und Gedanken, die ihn regelrecht quälen, mit seinen künstlerischen Mitteln umsetzen. Dazu gehören aktuelle Probleme wie Krieg, Terror und Flüchtlingspolitik, aber auch Kummer und Sorgen der Menschen unseres Alltags. Horst Jurtz hofft am 14. April (ab 15 Uhr) auf gute Gespräche im Heimatmuseum Dissen. Musikalisch wird die Ausstellungseröffnung vom sorbischen Liederpoeten Pittkunings begleitet. Die Jurtz-Retrospektive ist bis zum 23. Juni sehen.