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Quo vadis Tierschutzverein?

Der Tierschutzverein hat in der Vergangenheit viel geleistet. Jetzt braucht er selbst Hilfe. Im Raum steht eine mögliche Auflösung.

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Die stellvertretende Vorsitzende Marlies Holst (links) und die Vorsitzende Sabine Pechstein bilden momentan den Vorstand des Tierschutzvereins, der damit nicht arbeitsfähig ist. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung kamen nicht nur Fakten, sondern auch g
Die stellvertretende Vorsitzende Marlies Holst (links) und die Vorsitzende Sabine Pechstein bilden momentan den Vorstand des Tierschutzvereins, der damit nicht arbeitsfähig ist. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung kamen nicht nur Fakten, sondern auch g © Foto: Silke Richter

Von Silke Richter

Hoyerswerda. Der Tierschutzverein (TSV) Hoyerswerda steht vor einer schweren Entscheidung. Das wurde bei der jüngsten Mitgliederversammlung mehr als deutlich. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob der TSV weiter existieren kann. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen hat der im Jahre 1991 gegründete Verein – wie viele andere Gemeinschaften – mit rapidem Mitgliederschwund und mangelndem Nachwuchs zu kämpfen.

Einige sehr engagierte Mitglieder, wie die ehemaligen beiden Vorsitzenden Eberhard Kneschke und Dr. Ulrich Kurth sowie Schatzmeisterin Steffi Suda, sind verstorben und hätten, so die jetzige Vereinsvorsitzende Sabine Pechstein, große Lücken hinterlassen, die nur schwer zu füllen seien. „Sie haben sehr gute Arbeit geleistet und fehlen unserem Verein sehr.“

Des Weiteren bedürfe es auch dringend zeitgemäßer Änderungen, wie beispielsweise die Aktualisierung der veralteten Vereinssatzung. Auch die Kündigung von passiven Mitgliedern, die seit längerer Zeit keine Beiträge mehr zahlen, verzogen oder aus anderen Gründen nicht mehr aktiv im Verein sind, sei dringend notwendig.

„Die realistische Anzahl der momentanen Mitglieder ist für uns sehr wichtig, damit wir Entscheidungen und Beschlüsse treffen können, bei denen die Mehrheit erforderlich ist. Zudem besteht der Vorstand nur noch aus der Vorsitzenden und meiner Wenigkeit. Für eine weitere erfolgreiche Vereinsarbeit fehlt damit eine wichtige Basis. Wir sind nicht mehr arbeitsfähig“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende Marlies Holst.

Finanzielle Rücklagen schwinden

Auch die Verwaltung der Vereinsfinanzen solle zukünftig ein engagiertes Mitglied übernehmen, dass möglichst vom Fach ist. Silvia Faber vom TSV hat die Arbeit von der verstorbenen Schatzmeisterin Steffi Suda übernommen – aber nur für kurze Zeit. Dennoch ein absoluter Glücksgriff, sind sich Vorstand und Mitglieder einig. „Die Finanzen sind bei Silvia Faber in sehr guten Händen“, erklärt Sabine Pechstein. Diese Erkenntnis ereilte auch schnell die sieben anwesenden Mitglieder als die ehemalige Mitarbeiterin im Finanzwesen verständlich und durchaus nachvollziehbar die finanzielle Entwicklung des TSV näher erläuterte.

Für die vier weiteren anwesenden Vereinsmitglieder waren die Erklärungen und Zahlen aber auch ein Schock. Denn damit hatten sie nicht gerechnet. „Wir müssen der Realität ins Auge sehen. Der Verein schrieb längere Zeit rote Zahlen und konnte sich nur dank finanzieller Rücklagen so lange über Wasser halten. Zukünftig wird das Geld aber immer weniger werden“, ist Silvia Faber überzeugt.

Ein Beispiel sei die Kastration von streunenden Katzen und Katern. So habe sich der TSV Hoyerswerda seit seiner Gründung der Kastration mehrerer tausender Katzen gewidmet. Allein in diesem Jahr konnte damit bei über 330 Tieren eine Fortpflanzung erfolgreich vermieden werden. Die operativen Eingriffe werden vom Freistaat Sachsen zwar bezuschusst, aber dennoch muss der TSV auch einen finanziellen Eigenanteil pro Kastration leisten. „Die enormen Preissteigerungen in der Gebührenordnung für Tierärzte tun bei der finanziellen Schieflage der Vereinsfinanzen ihr Übriges“, erklärt Sabine Pechstein.

Die Vorsitzende und ihr Team bedauern auch sehr, dass der Tierschutzverein von der Stadt Hoyerswerda und anderen Institutionen sowie von möglichen Sponsoren in der Vergangenheit nicht die Unterstützung bekommen habe, die er gebraucht hätte. „Wir haben wirklich viel versucht und auch Gespräche gesucht. Wir fanden für unsere ehrenamtliche Tierschutzarbeit bei der Stadt aber nur selten Gehör“, erklärt Marlies Holst rückblickend.

Hilfe und Unterstützung für Halter

Der TSV Hoyerswerda engagiert sich neben der Kastration von streunenden Katzen und Katern auch in vielen anderen Bereichen.

So unterstützen und beraten die Mitglieder aktiv bei der Versorgung, Pflege und Vermittlung von Haus- und Wildtieren. Weiterhin wird Hinweisen bei nicht artgerechter Tierhaltung nachgegangen, um eine einvernehmliche Lösung für alle Beteiligten zu finden. Auf Antrag und nach jeweiliger Prüfung übernimmt der Verein für bedürftige Tierhalter im Notfall auch tierärztliche Kosten oder organisiert die Weitergabe von Futterspenden.

Im Januar wird es eine außerordentliche Mitgliederversammlung und eine Entscheidung für oder gegen den Erhalt des Vereins geben. Wer für den Tierschutz aktiv in der Vereinsarbeit tätig sein möchte, kann sich gern bei den Verantwortlichen – unten stehend die Kontaktdaten – melden. Bei einer ernst gemeinten und positiven Resonanz ließe sich das endgültige Ende des Vereins vielleicht noch abwenden.

Kontakt: [email protected], Tel. 0177 2852865