Von Silke Richter

Zeißig. Es ist Mittwochnachmittag. Im Keller der Zeißiger Ortsteilverwaltung gibt es einen Raum, der regelmäßig mit Leben erfüllt wird. Ein langer Tisch, viele Stühle und im Hintergrund stapeln sich Utensilien zum Basteln, Malen und Kreativsein. Ein Blick auf viele kleine Kunstwerke lässt erahnen, mit was sich die Kinder hier beschäftigen. Die kreativen Arbeiten haben den Trocknungsprozess überstanden und warten nun auf ihre Vollendung.

„Mit der Gans ist leider nicht mehr viel geworden“, meint Annett Rößler und zeigt auf eine weiß gebliebene Gipsfigur, deren Hals gebrochen ist. Macht aber nichts. Denn gleich daneben liegen viele weitere Figuren, die alle heil geblieben sind.

Jetzt kommt Leni die Treppe hinunter. Sie ist heute die Erste. Die Neunjährige sei fast immer überpünktlich und helfe gern bei den Vorbereitungen, freut sich Annett Rößler über die Unterstützung. Die 56-Jährige ist die Vorsitzende des Sorbischen Kindervereins Zeißig, der sich nach einer Ruhephase vor sieben Jahren inzwischen wieder neu formiert hat und dessen Wurzeln bis in das Jahr 2006 zurückreichen.

Der Verein trifft sich jeden Mittwoch, außer in den Ferienzeiten. Dann wird gemeinsam gespielt, gebastelt, gelacht. Ausflüge werden unternommen, Erfahrungen ausgetauscht, neue Freundschaften geschlossen und neue Dinge dazugelernt. Im Durchschnitt kommen wöchentlich um die 25 Kinder im Alter zwischen drei und zehn Jahren aus Zeißig, Spohla und Hoyerswerda. Zum Vereinsleben gehört auch die Vermittlung regionaler Geschichte.

Die sorbische Kultur nimmt einen besonderen Stellenwert ein. Zu den gemeinsamen Aktivitäten gehören beispielsweise das Verzieren von sorbischen Ostereiern und das Tragen von sorbischen Trachten bei verschiedenen Anlässen. „Wenn die größeren Kinder aus dem Verein ausscheiden, rücken jüngere Kinder automatisch nach. Ein Mangel an Mitgliedern können wir nicht feststellen“, berichtet Tina Lange. Die gelernte Erzieherin und stellvertretende Vereinschefin ist mit dem Vereinsleben durch ihre Mutter Annett Rößler quasi groß geworden und in die Rolle hineingewachsen, wie sie sagt. Gemeinsam mit Nicole Strauch bilden die drei Frauen das Fundament des jüngsten Zeißiger Vereins.

Mittlerweile hat sich der Raum im Keller gut gefüllt. Die Mädchen und Jungen sind gespannt darauf, was sie heute gemeinsam veranstalten werden. Schnell sind die Unterlagen, Farben und Pinsel verteilt – und schon kann das Bemalen der Figuren weitergehen. Fast könnte man meinen, man befinde sich inmitten einer Großfamilie. Es wird gelacht, geredet und sich gegenseitig unterstützt.

Nebenbei wird auch das Thema Theateraufführungen angesprochen, mit denen der Kinderverein Anlässe im Dorf unterstützt und bereichert. Aber nicht jedes Kind kann eine Tracht tragen. Dafür reicht der Fundus nicht, der neben evangelischen Festtagstrachten auch zwei Alltagstrachten beinhaltet. Um deren aufwendige Pflege kümmert sich Heidemarie Liszt ehrenamtlich. Die Vorbereitungen für das bevorstehende Theaterschauspiel laufen bereits auf Hochtouren. Kimberly und Lena sind schon ganz aufgeregt und wollen unbedingt eine sorbische Tracht tragen. „Die Kinder sind alle sehr stolz, wenn sie die Trachten tragen dürfen, auch wenn das Anziehen sehr lange dauert und sie sich mit der Kleidung vorsehen müssen“, berichtet Annett Rößler. Zudem könne durch die Theaterspiele und andere Auftritte das Selbstwertgefühl und der Mut von Kindern gestärkt werden, so die Erfahrung der Vereinsvorsitzenden.

Im Mai wartet der nächste größere Höhepunkt, die Teilnahme am Frühlingsfest. Abenteuer auf Spielplätzen, in Wäldern, kleine Sportwettkämpfe und Ausflüge ergänzen die Angebote und machen das Vereinsleben bunt und vielfältig. „Wer mag, kann gern bei uns vorbeischauen und vielleicht sogar mitmachen“, lädt Annett Rößler alle interessierten Kinder ein, am Vereinsleben teilzunehmen.

Unter der E-Mail-Adresse [email protected] können weitere Informationen über den Verein erfragt werden.