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Unterhaltsame Denkschrift zum sanierten Haus

Die Broschüre „Kath. Kirchen und Kapellen – Wittichenau“ ist ein wohlproportionierter Kunst- und Glaubensführer.

Von Uwe Jordan
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Die neue Broschüre in deutscher und sorbischer Fassung. Das Titelbild zeigt St. Mariä Himmelfahrt zu Wittichenau; die Rückseite ziert das Bild der Hl. Familie aus der Filialkirche Bernsdorf (daselbst rechts von der Chorapsis). Rechts unten: der Vorgän
Die neue Broschüre in deutscher und sorbischer Fassung. Das Titelbild zeigt St. Mariä Himmelfahrt zu Wittichenau; die Rückseite ziert das Bild der Hl. Familie aus der Filialkirche Bernsdorf (daselbst rechts von der Chorapsis). Rechts unten: der Vorgän © Collage/Foto: Uwe Jordan

Wittichenau. Nach 13 Jahren Bauzeit konnte die Sanierung der Wittichenauer Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt endlich abgeschlossen werden: Am 11. Juli 2021 wurde dies mit einer Dank-Andacht mit eucharistischem Segen gefeiert. Am 15. August, dem Tag der Aufnahme St. Mariens in den Himmel, gab es erneut Grund zum Feiern in Wittichenau: Patronatfest!; schließlich ist die Gottesmutter ja Schutzherrin der katholischen Wittichenauer Kirche. Passend zu diesen beiden Tagen erschien die Neuauflage der Broschüre „Kath. Kirchen und Kapellen – Wittichenau“ aus dem Regensburger Verlag Schnell + Steiner mit Texten von Dr. Doreen Zerbe und Fotos von Peter Eberts (Bamberg).

Auf über das Doppelte gewachsen

Aber man täte besser daran, von einem völlig neuen Werk zu sprechen, denn mit der Erst-Auflage von 1998 („Wittichenau Pfarrkirche Mariä Aufnahme in den Himmel“) verbindet die jetzige Broschüre fast nur das Grundanliegen. Das betrifft, um mit dem Formalen zu beginnen, auch die technischen Grundparameter. Zum einen ist die Qualität erheblich höher geworden. Gewählt wurde jetzt für die Bilder ein Druckraster, das eine foto-realistische, fast kunstdruck-gleiche Wiedergabe der Motive ermöglicht statt der doch etwas grobkörnigen Bebilderung, wie sie vor gut 20 Jahren (ökonomisch vertretbarer) Standard solcher Büchlein war. Zum anderen ist das Format auf 13,5 x 19 cm gewachsen gegenüber dem Vorgänger (12 x 17 cm), und wer das als geringfügig abtut, möge sich vor Augen halten, was beim Fernsehen ähnlich minimale Veränderungen der Bildschirm-Diagonale an Komfort-Zuwachs bedeuten – und hier ist es genau so. Nicht vergessen sei ferner der Umfang: War das 1998er Heftchen mit 24 Seiten rechtschaffen bescheiden, ist der 2021er Nachfolger mit 52 Seiten auf mehr als das Doppelte gewachsen: Genau genommen sind es sogar 54 Blätter, denn den Abschluss bildet eine doppelseitige, ein- und ausklappbare Legende mit Orientierungskarte und einem erläuternden Grundriss von St. Mariä Himmelfahrt.

Und damit wären wir bei den inhaltlichen Neuerungen. Beschäftigte sich die besagte Erst-Ausgabe von 1998 fast ausschließlich mit St. Mariä Himmelfahrt nebst einem kurzen Abriss zur Wittichenauer Kreuzkirche, so haben diesmal, wie schon aus dem Titel ersichtlich, auch die Filialkirche „St. Joseph“ Bernsdorf und die Kapellen in Wittichenau und dem zur Stadt gehörenden Umland Aufnahme gefunden: die Kapelle im (Wittichenauer) Stift St. Adalbert, die Kapellen Dörgenhausen, Dubring, Hoske, Keula (Wittichenau), Kotten, Saalau, Sollschwitz und Rachlau.

Kenntnisreich und in Kurzfassung wird zur Geschichte (von Kirche und Stadt), zur Lage, zur Ausstattung und zu Besonderheiten Auskunft erteilt; ergänzt um die Rubrik „Besonders sehenswert“ und eine Zeittafel. Manch Erzähltes verlockt, das Beschriebene genauer zu betrachten – etwa in St. Mariä Himmelfahrt, gegründet 1440, die prächtigen, von Hubert Rüther (* 11. April 1886 -Dresden-; † 16. September 1945 -Dresden-) geschaffenen expressionistischen Glasfenster (1933/34). Den Bonifatius-Schrein mit einer Reliquie des „Eisheiligen“. Die Katharinenkapelle mit ihrem Flügelretabel von 1467 ...

Symbolisch in der Gotik wurzelnd

Oder man lässt das Gotteshaus selbst auf sich wirken, errichtet in der symbolischen Gedankenwelt der Gotik: der Mittelgang als Lebensweg hin zum Heiligen, dem Altar; ein Weg, den der Gläubige nicht allein zurücklegt, denn er wird flankiert vom „Volk Gottes“; versammelt in den Kirchenbänken links und rechts. An den Wänden stehen ihm die Heiligen(figuren) als Vorbild vor Augen; über ihm, der schützenden Hand der (Gottes-) Mutter gleich, das Gewölbe. In allem der unausgesprochene Hinweis: Die wichtigsten Dinge im Leben kann man nicht wissen – man muss sie glauben: Liebe und Hoffnung.

Aber auch die externen Gotteshäuser sind sehenswert – etwa die Kreuzkirche (*). Oder eine der kleinsten Kirchen Mitteleuropas: die 2016 umfassend sanierte Kapelle Hoske. Oder die Kapelle in Dörgenhausen, deren eindrucksvollster Schmuck über dem Eingangsportal die Christkönigsfigur ist, geschaffen vom Hoyerswerdaer Künstler Jürgen v. Woyski aus Sandstein. Oder die Kapelle Keula, die wohl kleinste des Bistums (Görlitz). Oder die Kapelle Kotten, die sich auf den ersten Blick so gar nicht als Sakralraum zu erkennen gibt. Oder die Kapelle Saalau, deren „Prunkstück“ eine Muttergottes als Himmelskönigin ist, ein Werk von Mathias Wenzel Jäckel (sorbisch: Maćij Wjacław Jakula; * 11. September 1655 in Wittichenau -Kulow-; † nach dem 16. Januar 1738 in Prag), zu dessen bekanntesten Schöpfungen zwei Figuren auf der Prager Karlsbrücke zählen: die „Hl. Anna mit Jesuskind“ (1707) und „Madonna mit Hl. Bernhard“ (1709) ...

Im Vorwort der Broschüre schreibt Dr. Wolfgang Křesák, Pfarrer von Wittichenau: „Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten an unserer Pfarrkirche ist zum Patronatsfest 2021 ein kleiner Kunstführer zu den Schätzen, die es in unserer Kirche zu finden gibt, erschienen. Das Heftchen führt in einem Rundgang durch die Pfarrkirche und die Kirchen und Kapellen unserer Pfarrei. Die Erläuterungen sollen zu einem tieferen Verständnis dieser Zeugnisse christlichen Glaubens führen und zu Andacht und Gebet einladen.“

Aktuell und antiquarisch

Die Broschüre ist auf Deutsch erhältlich und auch in einer sorbischen Fassung (siehe das obige Bild / Mitte: „Katolske Cyrkwje a Kapałki Kulow“). Sie kann für 5 Euro in der Pfarrkirche erworben werden: im Pfarrbüro am Kirchplatz 1 – oder im Vorraum der Kirche St. Mariä Himmelfahrt über die „Kasse des Vertrauens“. Dort kann man auch noch Rest-Exemplare der 1998er Ausgabe finden. Diese kosten 2 Euro und haben durchaus antiquarischen Reiz.