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Vater der Knappenroder Feuerstättensammlung verstorben

Schornsteinfegermeister Bernd Müller brachte einst jede Menge Öfen aus seiner Heimatstadt Berlin in die Lausitz.

Von Mirko Kolodziej
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Bernd Müller in seinem Element: In Knappenrode führte der Schornsteinfegermeister oft durch die von ihm zusammengetragene Sammlung.
Bernd Müller in seinem Element: In Knappenrode führte der Schornsteinfegermeister oft durch die von ihm zusammengetragene Sammlung. © Foto: Archiv/JuLi

Knappenrode. 2015 hat Bernd Müller ein Buch mit einem Titel geschrieben, der wie für ein Museum gemacht ist. „Zukunft ist ohne Vergangenheit nicht möglich“ heißt es. Obwohl der Autor mit Leib und Seele Berliner war, hat sein Tod dieser Tage auch im Bergbaumuseum Betroffenheit ausgelöst. Seine Frau informierte das Management der Energiefabrik über sein Ableben, denn ein großer Teil von Bernd Müllers Lebenswerk steht in Knappenrode im Depot oder wird derzeit aufgearbeitet.

Die 1996 eingeweihte Ofen- oder Feuerstättenausstellung ist im Zusammenhang mit der Museumserneuerung vorübergehend nicht zu sehen. Schon Bernd Müllers Mutter Gertrud war ein echtes Berliner Original. Als Orgel-Trude spielte sie – gekleidet in Schornsteinfegerkluft – Drehorgel. Sohn Bernd, aufgewachsen im historischen Nikolaiviertel, kletterte in seinem Berufsleben auf Dächern herum, fegte in der Hauptstadt der DDR Schornstein um Schornstein. 1988 fing er dann, Öfen zu sammeln. Ihm war schon damals aufgefallen, dass immer weniger mit Kohle geheizt wurde. Aber die Anlagen, mit denen die Altvorderen die Stuben wärmten, sollten seiner Meinung nach nicht alle auf den Schrott. Müller schaltete eine Anzeige, und so nahm, was heute in Knappenrode bewahrt wird, seinen Anfang.

1990 eröffnete Bernd Müller sein erstes Museum auf dem Gelände einer ehemaligen LPG in Hellersdorf. Schon ein Jahr später war die Sammlung so sehr gewachsen, dass eine Scheune hinzukam. Doch dann stiegen in Berlin die Mietpreise in Höhen, die ein Schornsteinfegermeister im Ruhestand sich nicht mehr leisten konnte. Auf der Suche nach einem neuen Ausstellungsort wurde Müller in Knappenrode fündig. Die ideelle Verbindung war da, gingen doch historisch viele der im Ort gepressten Briketts nach Berlin. 20 Lkw brachten die historischen Stücke aus der Hauptstadt in die Lausitz: Öfen, Herde, Waschkessel, Kamine oder Räucherkammern – hunderte Feuerstätten mit tausenden Zubehörteilen.

Als 2006 der Leihvertrag endete und es für das Museum darum ging, die Sammlung zu erwerben, sprach ein Gutachten davon, dass sie „außerordentliche kulturhistorische Bedeutung“ besitze. Für Bernd Müller war es mit dem Transport nach Knappenrode in den 90ern auch nicht getan. Er sammelte weiter und bot im Bergbaumuseum regelmäßig Führungen an.

Nun ist Bernd Müller verstorben. Er wurde 91 Jahre alt, nächste Woche ist die Beisetzung. Auf dem Grabstein seiner Mutter stand tatsächlich das Wort „Schornsteinfegerleierkastenmüllerin“. In der Energiefabrik nannte man ihren Sohn oft nur „Ofenmüller“. In absehbarer Zeit soll seine Sammlung in Knappenrode wieder zu sehen sein. Nachdem sie einmal umgezogen war, ist nun geplant, sie wieder dort zu zeigen, wo Müller sie einst eröffnet hat.