Verein will Sporthalle übernehmen

Laubusch. Mit jeder Menge Eigeninitiative hält der SV Laubusch seit vielen Jahren seinen Sportplatz nicht nur in Schuss. Er sorgt auch für eine Aufwertung, sei es ein neuer Trainingsplatz, sei es Flutlicht, sei es die Tribünen-Bestuhlung oder die gerade erst in Betrieb genommene automatische Beregnungsanlage. Aktuell richtet sich der Fokus des Vereins auf ein Vorhaben, das eine völlig neue Hausnummer darstellt. Er ist daran interessiert, die Sporthalle am ehemaligen Laubuscher Freibad zu übernehmen.
„Wir als Verein könnten als Pächter die Turnhalle mit allen Pflichten und Rechten übernehmen. Sämtliche Kosten für die Stadt würden entfallen“, warb eine fünfköpfige Vereinsabordnung um Präsident Erhard Petelka in dieser Woche im Kreise der Stadträte für dieses Ansinnen.
Nutzungsvertrag bis Jahresende
Momentan wird die Halle am Bad vorrangig für den Schulsport und darüber hinaus durch den SV Laubusch genutzt. Nach dem Umzug der Grundschule von der Siedlung in das sanierte Gebäude Am Markt, der im Sommer erfolgt, wird die Sporthalle von der Stadt nicht mehr benötigt. Ende dieses Jahres läuft der Nutzungsvertrag zwischen der Stadt und dem Verein aus. Es ist also an der Zeit, darüber nachzudenken, wie es mit der Halle weitergehen kann.
Zwei Szenarien dafür liegen auf der Hand, immer unter der Prämisse, dass das Vorhalten einer Sporthalle für den Vereinssport keine Pflichtaufgabe der Stadt und daher auch kein Geld dafür vorhanden ist: Entweder der SV Laubusch übernimmt die Halle in Eigenregie oder die Stadt schließt die Sportstätte als finanziellen Klotz am Bein, und der Verein sucht sich eine neue Bleibe. Dass eine Vermarktung des über 40 Jahre alten Bauwerks gelingt, ist eher unwahrscheinlich. Daher würde früher oder später ein Abriss zur Debatte stehen.
Der SV Laubusch mit seinen etwa 170 Mitgliedern zeigt nun einen Weg auf, auf dem die Halle eine Perspektive bekommt. „Die Halle bietet für unseren Verein optimale Nutzflächen – hier können wir mit dem benötigten Platz trainieren und auch unser Trainingszubehör ordentlich verstauen“, heißt es. „Durch die Aufteilung der Halle besteht für die Spielereltern unserer Bambini-Mannschaften die Möglichkeit, während des Trainings dabei zu sein, ohne im Weg zu stehen. Die Halle eignet sich sehr gut für die Ausrichtung von Turnieren, da sowohl Zuschauer als auch die Sportler ohne Platzprobleme teilnehmen können. Viele Ideen und Konzepte zum Thema Gesundheitssport könnten weiter ausgebaut werden“, argumentiert der Verein, der auch nicht versäumt darauf hinzuweisen, dass im Fall der Nutzung der Halle Vandalismus vorgebeugt werden und auch die Außenanlagen-Pflege erfolgen kann.
Ein Blick nach Hoyerswerda
Dass eine Hallennutzung unter Vereinsregie funktioniert, zeigt das Beispiel des rund 120 Mitglieder zählenden Karate-Do-Vereins Hoyerswerda. Der hat 2003 seine Halle für eine Pacht von einem Euro pro Jahr von der Stadt übernommen und seither mit Unterstützung treuer Sponsoren viel Geld in den Erhalt seiner Sportstätte investiert, wie Geschäftsführer Mario Adolphs sagt. Im Gegensatz zu Laubusch, wo der Verein sämtliche Kosten allein schultern will, bekommt der Karate-Do-Verein einen Betriebskostenzuschuss, da die Stadt den Kinder- und Jugendsport fördert. Der betrug bei der Übernahme der Halle 75 Prozent.
Wertvolle Entscheidungshoheit
Dieser Zuschuss reduzierte sich in den nachfolgenden fünf Jahre um jeweils fünf Prozent und ist beim Stand von 2008 eingefroren. Was bei stetig steigenden Betriebskosten bedeutet, dass der vom Verein zu tragende Eigenanteil wächst. Würde der Verein die Halle abgeben, wäre das zwar günstiger. Denn die Stadt müsste 100 Prozent der Kosten tragen, wenn der Karate-Do mit seinen Sportlern bis 18 Jahre kommunale Hallen nutzen würde. Die derzeitige Konstellation hat nach Auskunft von Mario Adolphs aber einen entscheidenden Vorteil. „Wir haben die Entscheidungshoheit über alles, was in der Halle passiert.“
Die Sporthalle am Bad an den SV Laubusch abzugeben, ohne dass der Stadt dadurch Kosten entstehen, dieser Gedanke findet bei den Chefs der Stadtrats-Fraktionen durchweg Gefallen. „Ich persönlich finde das Vorhaben wunderbar. Besser kann es für beide Seiten nicht laufen“, erklärte Hubert Förster (Freie Wähler) auf TAGEBLATT-Anfrage. „Man kann den Verein bei diesem Vorhaben nur unterstützen. Hut ab vor dieser Riesen-Aufgabe, der sich die Sportfreunde stellen wollen. Und das alles ehrenamtlich“, betont er.
Eine glückliche Problem-Lösung
Andreas Weber (CDU) erinnert sich, schon vor Jahren in ersten Gesprächen mit den Laubuschern angeregt zu haben, sich darüber Gedanken zu machen, ob sie das Gebäude kaufen wollen. „Wenn sie jetzt die Nutzung so übernehmen, dass die Stadt kostenmäßig raus ist, dann ist das nur zur begrüßen.“ Wenn die Halle nicht mehr für den Schulsport benötigt wird, würde der weitere Betrieb unter die Kategorie freiwillige Ausgaben fallen, so der Hinweis von Andreas Weber. Im aktuellen Doppelhaushalt sieht er dafür allerdings so gut wie keine Luft. „Das, was nun möglich scheint, wäre eine glückliche Lösung für das Problem.“
Unterstützung für das Ansinnen des SV Laubusch gibt es auch von der AfD-Fraktion. „Wenn der Stadt keine Kosten entstehen“, ließ Martina Mädler wissen. Sie verwies ebenfalls darauf, dass es keine Pflichtaufgabe der Stadt sei, eine Halle für den Vereinssport vorzuhalten. Das wäre die Kür, für die kein Geld vorhanden ist. Und sie hofft, dass die Laubuscher genau wissen, welches Risiko sie eingehen.
Und was sagt der Bürgermeister? „Wir sind am Anfang des Weges. Aber der Weg zeichnet sich deutlich ab.“ Der Stadtrat sei einhellig dafür, die Halle an den Verein abzugeben. Ob ein klassischer Pachtvertrag oder Erbbaupacht die bessere Lösung ist, sei zu klären. Im September sollten Vertragsverhandlungen erfolgen. Eine Entscheidung im Stadtrat könnte im Oktober oder November fallen. „Das wird ein richtig dickes Brett sein, das der Verein zu bohren haben wird. Wir wollen ihm aber die Chance dazu geben“, so der Bürgermeister.
