Vertreibung von Gurkenfass und dem Markt

Von Beowulf Kayser
Senftenberg/Brieske. In typischen Pantoffeln, rot gepunkteten Strümpfen, weißer Schürze und blauem Kleid mit Grünanteil steht die dicke „Marga“ mit ihrem Einkaufskorb auf einem Gurkenfass. Seit 18 Jahren ist die von vielen geliebte und verehrte Marktfrau auf dem Platz des Friedens in der Briesker Gartenstadt Marga eine Sehenswürdigkeit. Nun soll sie möglicherweise für immer verschwinden.
„Weg vom Markt oder Entsorgung – alles ist noch offen“ sagte der Ortsvorsteher von Brieske und Brieske-Dorf, Tino Balzer (SPD). Am Montag, dem 24. Januar, wollte der Ortsbeirat darüber diskutieren, was nun aus der Figur wird. „Auf dem Müll wird sie wahrscheinlich nicht landen“, hofft ein alter Briesker. Wegen der voreiligen Ankündigung hatte es zunächst einen Sturm der Entrüstung und viele Aufreger gegeben. Dort, wo jetzt noch die „Marga“ steht, soll unter anderen ein neues, digitales Informations- und Wegeleitsystem aufgestellt werden. Auch eine Picknick-Ecke und ein Fahrradständer sind geplant.
„Ein umstrittenes Kunstwerk“
Da passe die von einem Dresdener Künstler geschaffene „dicke Tilda“ (wie sie richtig heißt) eigentlich nicht mehr ins aktuelle Bild. Wenn sie wenigstens eine sorbisch-wendische Tracht tragen würde, die Arbeitskleidung eines Bergmanns hätte oder sich als unmittelbare Verwandte des sagenumwobenen Lausitzer „Wassermanns“ deklarieren ließe, dann könnte sie vielleicht noch Identität stiften, hieß es. Die frühere Briesker Ortsvorsteherin wollte damals das unter Denkmalschutz stehende Areal mit einer besonderen Attraktion beleben und an das ehemalige Markttreiben in der Tagebauregion erinnern. Aber die Meinungen zur „Marga“ waren zwiespältig. „Es handelt sich um ein umstrittenes Kunstwerk“, stellten die IBA-Verantwortlichen damals fest. Dennoch hat die auch als „Wahrzeichen“ der Gartenstadt bezeichnete Figur alle Anfechtungen bisher schadlos überstanden.
Mehrere Bewerber
Um die legendäre Marktfrau hat bereits ein Hauen und Stechen begonnen. Wie der Senftenberger Pressesprecher Henry Doll bestätigte, haben sich neben dem FSV Glückauf Brieske/Senftenberg auch noch andere Interessenten gemeldet. Dazu gehört die regionale Haushaltshilfe „SauberZauber“ von Hobby-Bäuerin Liane Wagener aus Drochow. Sie will der „dicken Marga“ auf ihrem Landhof im 15 Kilometer von Brieske entfernten Schipkauer Ortsteil das „Gnadenbrot“ geben. Möglich wäre aber auch eine Aufstellung der Marktfrau im Gewerbegebiet „Briesker Kreisel“. Hier könnte „Marga“ die Gäste der Gartenstadt begrüßen und ihnen den Weg weisen, unter anderen auch zu ihrem ehemaligen „Wohnsitz“ auf dem Platz des Friedens.