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Vom Hobby- zum Berufspiloten

Unter den Teilnehmern des Sommerlagers beim Aeroklub Hoyerswerda auf dem Flugplatz Nardt ist auch Benjamin Pichl.

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Benjamin Pichl (links) und Tobias Thaler füllen Wasser in die Flügeltanks eines Segelflugzeuges, um damit dessen Gleitgeschwindigkeit zu erhöhen.
Benjamin Pichl (links) und Tobias Thaler füllen Wasser in die Flügeltanks eines Segelflugzeuges, um damit dessen Gleitgeschwindigkeit zu erhöhen. © Foto: Katrin Demczenko

Von Katrin Demczenko

Nardt. Es gibt ein ganz besonderes Gefühl, wenn man in einem Segelflugzeug stundenlang lautlos durch die Lüfte gleitet. Dieses Gefühl ist es, das Jahr für Jahr Enthusiasten dieser Freizeitbeschäftigung, die auch ein Teamsport ist, zum Flugplatz Nardt lockt. Flugschüler und Lizenzflieger des gastgebenden Aeroklubs Hoyerswerda sowie circa 35 Gäste aus Gütersloh, Singen oder Oerlinghausen vervollkommnen dann jeweils bei einem zweiwöchigen Sommerlager ihr Können und erleben die Welt voller Freude von oben.

Etwa tausend Kilometer kann ein Segelflieger an einem Tag zurücklegen, wenn er die vorhandene Thermik gut ausnutzt, sagt Udo Mühlenkord aus Oerlinghausen im Teutoburger Wald. Er weilt schon zum vierten Mal in Nardt, wobei er mit dem Auto anreist und sein eigenes Flugzeug im Anhänger mitbringt. Die Lausitz verspricht mit besonders hoher Wahrscheinlichkeit gutes Flugwetter, sagt er und erzählt, dass er seit vorigem Sonntag täglich fünf bis sechs Stunden in der Luft war. Udo Mühlenkord ist mit Oerlinghausener Vereinsfreunden hergekommen. Sie haben zwei vereinseigene Flugzeuge für ihre Flugschüler mitgebracht. Deren Ausbildung findet hier in Zusammenarbeit mit den Fluglehrern und -schülern des Aeroklubs statt.

Tobias Thaler und Benjamin Pichl befüllen gerade die Flügeltanks eines Einsitzers mit mehreren Litern Wasser, um dessen Flugeigenschaften zu verändern. Ein schwereres Segelflugzeug steigt in der Thermik etwas langsamer auf, kann aber mit der so gewonnenen Energie schneller gleiten und mehr Strecke machen als ein leichteres Flugzeug, erklärt Benjamin Pichl. Das sei ja das Ziel beim Segelfliegen. Von Nardt aus sind an einem Tag auf einem dreieckigen Kurs die Schneekoppe und Guben zu erreichen, macht er Entfernungen greifbar. Das Auffinden und Nutzen der Aufwinde, die direkte Auseinandersetzung mit den Kräften der Natur und die Ruhe im Cockpit faszinieren Benjamin Pichl bei seiner Freizeitbeschäftigung Nummer 1 am meisten. 1999 hatte der ehemalige Hoyerswerdaer, der noch heute Mitglied des Aeroklubs auf dem Flugplatz Nardt ist, seinen ersten Alleinflug.

Heute wohnt der 38-Jährige in Bremen und hat das Fliegen längst zu seinem Beruf gemacht. Seit 15 Jahren fliegt er für die Lufthansa Passagiermaschinen bis nach Asien und Amerika. Dabei geht es vor allem um das Managen des Fluges, sagt Benjamin Pichl. Pünktliches Abheben und Ankommen sind wichtig. Das bedeutet, alle Abläufe vor dem Start vom Sicherheits-Check des Flugzeuges über die Betankung bis zur richtigen Einschätzung der Wetterlage müssen exakt durchgeführt werden. Davon hängt die Sicherheit der Passagiere ab. Als Senior First Officer ist Pichl mit einer Crew unterwegs und hat manchmal zwischen Ankunft und Rückflug ein bis zwei Tage Zeit. Tokio, Kapstadt und verschiedene Städte in den USA konnte er sich auf diese Weise schon etwas anschauen, erzählt der Verkehrspilot. Einmal hat er Weihnachten im Iran verbracht. Weil aber Muslime das Fest nicht feiern und seine Familie zu Hause war, ist dieser Aufenthalt für ihn nicht so schön gewesen.