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Wiederbelebung des Knappensees

Die Gemeinde Lohsa stemmt große Projekte und setzt auch auf Kleines – Bürgermeister Thomas Leberecht im Gespräch.

Von Uwe Schulz
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Bürgermeister Thomas Leberecht (CDU) in seinem Büro im Rathaus Lohsa. Das Interview wurde wegen Corona telefonisch geführt.
Bürgermeister Thomas Leberecht (CDU) in seinem Büro im Rathaus Lohsa. Das Interview wurde wegen Corona telefonisch geführt. © Foto: Gemeinde Lohsa/Kloss

Herr Leberecht, als Sie 2016 Bürgermeister wurden, hätten Sie sich da vorstellen können, dass das Thema Abwasser ihre ganze Amtszeit bestimmen wird?

Ich hatte ja schon als ehrenamtlicher Bürgermeister und Gemeinderat mit dem Thema im Vorfeld und über mehrere Jahre zu tun. Und mir war schon bewusst, dass, wenn eine Lösung mit einer Mehrheit im Gemeinderat beschlossen wird, diese dann auch so umzusetzen ist. Wir haben 2020 vollumfänglich am Abwasser arbeiten können. In Groß Särchen konnten wir die Rachlauer Straße oder auch Neubuchwalde und in Koblenz die ganzen Nebenstraßen außer der Ortsdurchfahrt abwasserseitig erschließen bzw. anschließen. Wir haben hier nicht weniger als 1,5 Millionen Euro verbauen können allein als Gemeinde. Verschiedene Bedingungen verlängern jetzt leider diese Maßnahme. Aber ich möchte betonen, dass die Gemeinde Lohsa unverschuldet in die Situation der noch nicht ausgebauten Ortsdurchfahrt Koblenz oder der B 96 gekommen ist.

Das waren die fehlenden Fördermittel des Freistaats?

Ja. Die Ortsdurchfahrt Koblenz ist eine Kombinationsmaßnahme mit dem Landkreis Bautzen und der Ewag Kamenz. Jetzt ist hier ein gewisser Verzug festzustellen. Gleichwohl haben wir in diesem Jahr gut weiterarbeiten können und werden es auch 2021 tun. Ich denke, wir kommen in Richtung Zielgeraden.

Sind beide großen Straßen im Jahr 2021 drin?

Die Ortsdurchfahrt Koblenz wollen wir im Jahr 2021 zusammen mit dem Landkreis fertigstellen. Vorarbeiten sind schon geleistet. Jetzt werden wir mal den Winter abwarten, Ausschreibungen und Vergaben sind erfolgt, sodass wir 2021 in die Erneuerung von Trinkwasser und Abwasser und den Straßenbau gehen können.

Und die Fördermittel vom Freistaat sind da?

Meines Wissens nach Ja. Unsere Mittel sind im Haushalt gesichert. Insofern kann die Maßnahme 2021 umgesetzt werden. Die Planungen für die B 96-Ortsdurchfahrt Groß Särchen laufen weiter. Das ist eine Maßnahme des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (LaSuV). Das wird den Straßenbau übernehmen und wir die Abwassererschließung. Die B 96 kommt aber erst im Jahr 2022.

Ihr anderes Großprojekt ist die Grundschule „Am Knappensee“ in Groß Särchen. Wann können Sie hier sagen: Haken dran, fertig?

Wir konnten in diesem Jahr mit Mehrheitsbeschluss im Gemeinderat die von uns vorgestellte und favorisierte Variante umsetzen, dementsprechend einen Freizug des Schulkörpers und gleichwohl die Beschulung der Schüler am selben Standort sichern. Damit sind wir sehr gut gefahren. Es ist ein sehr hochwertiges Ersatzgebäude für die Zeit der Innensanierung. Wir möchten im Februar 2022, in den Winterferien, wieder ins Hauptgebäude zurückziehen, sodass im Jahr 2022 natürlich noch die Außenanlagen fertigzustellen sind, also die Hofgestaltung und die Bepflanzung.

Dann wird ja 2022 ein spannendes Jahr für Groß Särchen – Straßenbau, Schulfertigstellung und die erste Saison am dann freigegebenen Knappensee.

Aus unserer Sicht steht diese Terminkette am See. Wir haben eine weitere Herausforderung, wir müssen definitiv Wasserrecht bekommen bis zum Beginn der Badesaison 2022. Das ist ein sehr umfängliches Unterfangen. Nach der politischen Wende wurde das Baden ja nur geduldet, es war nie legitimiert. Jetzt haben wir durch die Nutzungsunterbrechung die Aufgabe, das alles komplett zu legitimieren. Dabei hoffe ich auf eine Allgemeinverfügung, die das Baden erlaubt und auch die Nutzung von motorisierten Booten gestattet. Wir planen als Gemeinde, die Wiederbelebung des Knappensees weiter anzuschieben. Bebauungspläne sind zu begleiten. Einerseits wollen wir unseren touristischen Leistungsträgern vor Ort die Chance geben, sich neu aufzustellen, Angebote zu schaffen. Andererseits ist es so, dass die unterschiedlichen Nutzungen eben in eine Genehmigungsfähigkeit gebracht werden müssen.

Der Bau des Vereinszentrums sollte ja eigentlich schon starten…

Ab 2021 werden wir die infrastrukturelle Erschließung durchführen, sodass Ende des Jahres wahrscheinlich das erste sichtbar ist, wie Straßenbau und Beleuchtung oder auch Einbindung der Medien. Dann kann es für die Vereine weitergehen.

Am Knappensee stammt vieles von dem, was noch da ist, aus Zweckverbandszeiten, Pflege stand in den letzten Jahren nicht so im Vordergrund. Welche Kraft und Energie stecken Sie da rein bis 2022?

Wir haben unter anderem einen Paragraf-4-Antrag gestellt für die Brücke über den Zulauf des Sees zum Vereinszentrum. Wenn wir einen rechtskräftigen Haushalt 2021 haben, gilt es diese zu überarbeiten. Auch wird es um die Brücke in Koblenz gehen. Diese ist nur temporär errichtet, somit wird ein Rückbau stattfinden und infolge dessen ein Brückenneubau durchgeführt. Dort soll es ja nicht komplett Durchgangsverkehr geben, sondern die Bauleitplanung wird definieren, welche Campingformen dort möglich sind. Das muss die Betrachtung zeigen. Wir möchten da schon verkehrsberuhigte Bereiche haben. Nicht zu vergessen der asphaltierte Seerundweg, der kommen muss, der soll ebenfalls über diese Brücke eine Anbindung finden.

Aber der Weg kommt ja nicht schon 2022.

Wir wissen, dass noch im Hinterland der Uferbereiche Anpassungen durch den Sanierer erfolgen müssen. Es gibt schon Abstimmungen mit den Städten Hoyerswerda und Wittichenau, wonach wir an einem Strang ziehen und eine Asphaltierung komplett um den See erreichen wollen. Der Landestalsperrenverwaltung ist es wichtig, einen durchgängigen Wirtschaftsweg zu haben, ist dieser dann auch komplett asphaltiert, umso besser für alle Beteiligten.

Am Silbersee ist die weitere Sanierung ab 2021 vorgesehen. Bleibt es dabei außerhalb der Saison?

Ich hatte noch mal Rücksprachen mit der LMBV. Ich halte es für mehr als sinnvoll, nur außerhalb der Saison zu arbeiten. Die Einlass-Stelle für die Technik wird fertiggestellt, dann soll es wohl ab 2021 losgehen.

Vor einem Jahr sagten Sie, dass Sie hoffen, dass sich die Kommune 2020 finanziell freischwimmen kann für freiwillige Aufgaben. Ist das gelungen?

Jein. Auf der einen Seite nicht, da die Vorfinanzierung der Abwasserkanalisation für Koblenz und Groß Särchen erheblich den Haushalt belastet. Aber wir konnten infrastrukturelle Entwicklungen und Bauleitplanungen voranbringen. Da ist zum Beispiel die touristische Entwicklung oder die Zentralisierung der Vereine am Knappensee. Ich bin zuversichtlich, zusammen mit dem Gemeinderat immer wieder kleine Punkte zu setzen, um in der Kommune voranzukommen. Wohl wissend, dass wir schwere Zeiten haben, bis das Abwasser abgeschlossen und der Schulhausbau in Groß Särchen durch ist.

Wie zufrieden sind Sie mit der touristischen Entwicklung in der Gemeinde? Müssen Sie als Kommune mehr tun?

Da müssen wir was tun. Dieses Jahr hat Schwierigkeiten aber eben auch Chancen aufgezeigt, unter anderem in der Richtung Wohnmobilstellplätze. Am Dreiweiberner See auf der Pyramidenseite muss sich der Investor bekennen, ob er hier alsbald etwas umsetzt. Laut Bebauungsplan sind Caravanstellplätze vorgesehen und das Baurecht ist gegeben. Und in den Bebauungsplanverfahren Knappensee und Silbersee wird es ebenfalls mit betrachtet. Am Silbersee müssen wir zudem schauen: Was brauchen wir an der Promenade für den Pächter, für die Kurzzeitbesucher, für Dauercamper und Wohnmobile. Da hoffe ich, im Jahr 2021 schon ein paar Neuigkeiten zu haben und den Gemeinderäten zur Abwägung vorstellen zu können. Am Knappensee wurde der Masterplan 2.0 entwickelt. Hier möchten wir eine gewisse Zentralisierung stattfinden lassen. Wir haben das Vereinszentrum, dann hinter der Schule die komplette Promenade sowie das Stück zwischen Promenade und Brücke Koblenz zu betrachten. Und in dem letztgenannten Bereich können wir uns grob Camping und Caravaning vorstellen.

Worauf können sich Einwohner der Gemeinde 2021 noch freuen?

Erst einmal natürlich darauf, dass das soziale Leben wieder mehr gestaltet werden kann. Das ist ziemlich ins Hintertreffen geraten, vieles musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Es ist noch nicht sicher, ob es stattfindet, aber das Pfingstfest in Steinitz ist jetzt erst mal ebenso zu begleiten wie kleinere Feierlichkeiten in anderen Ortschaften. Ich setze auf große Fortschritte am Knappensee, Silbersee und final beim Abwasser in Koblenz und Groß Särchen. Und ich hoffe auf eine gute Badesaison. Persönlich wäre mir wichtig, dass wir gesamtgesellschaftlich weiter so zusammenhalten. Man kann von der Situation halten, was man will, aber eine solche war so in den letzten Jahrzehnten noch nie da. Wir konnten seit der politischen Wende recht große Erfolge verzeichnen und diese Einschränkungen jetzt müssen wir begleiten. Daher großen Dank an meine Mitarbeiter, an den Gemeinderat und die ehrenamtlich Tätigen. So haben wir gute Chancen, gestärkt aus der Pandemielage herauszukommen. Auch was Kommunikation und Bürgerbeteiligung anbelangt.

Fragen: Uwe Schulz