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Würdigung mit Country-Klängen

Hoyerswerda hat seine Konrad-Zuse-Plakette an den Sohn des Namensgebers verliehen.

Von Mirko Kolodziej
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Seinen berühmten Vater auf Bildern im Rücken schrieb Horst Zuse sich am Donnerstag in das Goldene Buch der Stadt Hoyerswerda ein.
Seinen berühmten Vater auf Bildern im Rücken schrieb Horst Zuse sich am Donnerstag in das Goldene Buch der Stadt Hoyerswerda ein. © Foto: Gernot Menzel

Hoyerswerda. Nein, es hat bei der Verleihung der Konrad-Zuse-Plakette der Stadt Hoyerswerda am Donnerstag niemand getanzt. Aber es gab im nach Computervater Konrad Zuse, dem wohl berühmtesten Abiturienten der Stadt, benannten Museum im Stadtzentrum eine halbe Stunde Country-Musik – mit Yippee-i-ay und Yippee-i-o.

Preisträger Professor Dr. Horst Zuse, der Sohn, ist Johnny-Cash-Fan. Also organisierte die Stadt ihm zur Würdigung im ZCOM einen Auftritt der Johnny-Cash-Tribute-Band „Bandana“ aus Chemnitz. Vor der Laudatio erklangen darum „Walk The Line“, „Ring Of Fire“ und eben auch „Ghostriders In The Sky“. Dem Informatik-Professor gefiel‘s und er zauberte von irgendwoher für seine Dankesworte einen Stetson-Hut.

Dass es nicht jedem beschieden ist, eine nach dem eigenen Vater benannte Auszeichnung zu bekommen, fiel auch Horst Zuse auf, als Oberbürgermeister Stefan Skora (CDU) und sein damaliger Vize-Bürgermeister Thomas Delling (SPD) ihn in Berlin besuchten und ihn über die anstehende Ehrung unterrichteten. „Das kann man ja nur annehmen, wenn man ein gutes Gewissen hat und es nicht nur nach dem Nachnamen geht. Für den kann man ja nichts. Man muss schon selbst etwas beisteuern“, findet der inzwischen zehnte Empfänger der Konrad-Zuse-Plakette.

Die Stadt vergibt sie seit 2001 „für Verdienste bei der Pflege und Verbreitung des Erbes ihres Ehrenbürgers Konrad Zuse“. Laudator Professor Dr. Wolfgang Karl vom Karlsruher Institut für Technologie und Vorsitzender der Konrad-Zuse-Gesellschaft versuchte am Donnerstag unter anderem, dem Publikum etwas über Horst Zuses Spezialgebiet zu erzählen: Softwarevermessung. Ob der Vater stolz darauf war, dass der Sohn wissenschaftlich an Fragen gearbeitet hat, für die er selbst die Fundamente legte? „Er hat zu meiner Dissertation gesagt, dass er keinen Satz von dem, was ich geschrieben habe, versteht“, berichtet Horst Zuse. Er begleitete seinen Vater 1979 zum ersten Mal nach Hoyerswerda. Und vor allem nach Konrad Zuses Tod kam er vielfach wieder, hielt Vorträge, kooperierte zum Beispiel mit dem Lausitzer Technologiezentrum und dem Computermuseum. Er ist auch Mitglied in dessen Förderverein, dem Konrad-Zuse-Forum. Wie wichtig der in wenigen Tagen 75-Jährige für das geistige wie für das physische Erbe seines Vaters ist, mag der Umstand illustrieren, dass im aufgrund der Covid-19-Schutzregeln auf rund 50 Gäste beschränkten Auditorium auch weit gereiste Personen saßen.

Martina Sauerbier vom Magistrat der hessischen Stadt Hünfeld, dem langjährigen Wohnsitz von Konrad Zuse, war eigens zum Gratulieren angereist. Und Friedrich Krumme, dem im ebenfalls hessischen Bad Hersfeld ein Spezialbetrieb für den Kläranlagen-Bau gehört, war mal eben kurz im Privat-Flieger nach Kamenz geflogen, um im ZCOM sein zu können. Er ist nämlich auch Eigentümer einer alten Tuchfabrik, in die 1957 die Zuse KG einzog. Krumme plant in dem Gebäude seinerseits ein Museum. Sein Besuch in Hoyerswerda war eine Stippvisite. Er musste noch im Hellen wieder zu Hause sein. Der Hersfelder Flugplatz hat nämlich keine Nachtflug-Erlaubnis.

Horst Zuse seinerseits ist noch immer mit der Frage beschäftigt: „Wie hat Vaddern das eigentlich gemacht?“ Für seinen originalgetreuen Nachbau der Z 3, die als erste programmgesteuerte und frei programmierbare Rechenmaschine der Welt gilt, hat er gerade eine Eingabe-Einheit auf Lochstreifen-Basis fertig. Sie nun am Standort des Nachbaus, dem Berliner Technik-Museum, anzuschließen, ist nicht so einfach. „Denn das ist ja nicht nur ein USB-Stecker“, sagt Horst Zuse. Er verspricht aber, Hoyerswerda auch weiterhin treu bleiben zu wollen. Schon in einer Woche ist Horst Zuse wieder an der Schwarzen Elster. Sein Vortragsthema am Sonnabend: „Zuse – Von Hoyerswerda zur Z3“. Anlass ist das Festwochenende zum 25. Geburtstag des nach seinem Vater benannten Museums.

Professor Dr. Horst Zuse

geboren: 17. November 1945 in Hindelang im Oberallgäu
Abitur: 1965 an der Wigbertschule im hessischen Hünfeld
Militärdienst: Bundeswehr 1965 bis 1967 in Ulm und Trier
Studium: Elektrotechnik 1967 bis 1973 an der Technischen Uni Berlin
Dissertation: 1985 zu „Analyse von Softwarekomplexitätsmaßnahmen“
Lehrtätigkeit: USA, TU Berlin, seit 2003 BTU Cottbus-Senftenberg

Im selben Goldenen Buch trug sich Konrad Zuse vor fast genau 25 Jahren ein, am 19. September 1995. An diesem Tag wurde dem Computervater die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Im selben Goldenen Buch trug sich Konrad Zuse vor fast genau 25 Jahren ein, am 19. September 1995. An diesem Tag wurde dem Computervater die Ehrenbürgerwürde verliehen. © Foto: Gernot Menzel