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Hüter der Wehlener Schätze

Peter Müller folgt Constantin Cassel nachund kümmert sich nunum die Chronik Wehlens.

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Von Peter Salzmann

Für Historiker und Chronisten galt bisher als sicher: Die Stadt Wehlen ist anno 1250 als „de Vylin“ erstmals urkundlich erwähnt worden. „Doch jetzt“, vermerkt Peter Müller, „gibt es neue Erkenntnisse.“ Eine Oberlausitzer Urkunde aus dem Jahre 996 bezeichnet die Wehlener Burg als Grenzlandburg. „Demzufolge muss unser Wehlstädtel älter sein, als bisher angenommen“, betont Müller, der seit 1983 in Wehlen zu Hause ist und 2005 vom Stadtrat zum Wehlener Ortschronisten berufen wurde.

Der 46-jährige Familienvater, Tischlermeister und Lehrer des Beruflichen Schulzentrums für Technik Pirna, ist damit Nachfolger des verdienstvollen Constantin Cassel, der 1991 als Chronist begann und diese Aufgabe 2005 aus Alters- und Gesundheitsgründen in die Hände von Peter Müller gelegt hat.

Im Mittelpunkt: die Burg

Müller sei „wissbegierig, hat sehr viel Interesse an der Geschichte Wehlens und seiner Ortsteile Pötzscha, Zeichen und Dorf Wehlen“, betont Constantin Cassel und hebt hervor: „Mir ist es wichtig, dass alles Wesentliche über Wehlen dokumentiert wird.“ Der 79-jährige Cassel, gelernter Möbeltischler und Buchhalter, sagt über seinen Nachfolger: „Er hat engen Kontakt zur Bevölkerung, unterstützt die Vereinsarbeit und kümmert sich auch um kommunalpolitische Belange“; das sei für einen Ortschronisten unerlässlich.

Peter Müller, vom Bürgermeister Klaus Tittel jederzeit unterstützt, sammelt und forscht nicht allein. Er nennt neben Wolfgang Thomas auch Reiner Frömmel, der in Wehlen die Historie der drei Militärgeschichtsvereine im Blick hat. „Für mich ist die Burg Wehlen der Dreh- und Angelpunkt“, bekennt Müller und erzählt, dass deren Gewölbe noch bis in die Jahre um 1965 zu besichtigen waren. „Der Burgkeller müsste wieder zugänglich gemacht werden“, wünscht sich der Chronist.

Das Archiv im Wehlener Rathaus birgt reiche Schätze. Akten und Fotos, Faksimiles und Urkunden lagern in Kästen und Kisten. Die Wehlener Ortschronisten haben schon vieles aufgearbeitet, wertvolle Dokumente nach Jahrhunderten in Folien, Ordnern und Mappen sortiert.

Unbekannte Persönlichkeiten

„Großes Augenmerk legen wir auf Persönlichkeiten, deren Wirken weit über Wehlen hinaus Bedeutung hat“, nennt Peter Müller einen Schwerpunkt. Er verweist auf Friedrich Märkel, der sich als Entomologe große Verdienste um die Insektenkunde erworben hat und Alexander von Humboldt in Wehlen begrüßen konnte. Märkel war Lehrer, Kantor in Wehlen und hat als Forscher Eingang in die Annalen der Wissenschaft gefunden. „2010 begehen wir mit Entomologen aus vielen Ländern den 150. Todestag Märkels“, gibt Müller preis. Kulturausschuss und Stadtrat bereiten Veranstaltungen und Konzerte vor. Der Insektenforscher – geboren 1790, gestorben 1860 – hat auf dem Friedhof des Städtels seine letzte Ruhe gefunden. Seine Grabstätte soll in einen würdigen Zustand versetzt werden.

Das älteste Dokument aus Wehlens Geschichte ist eine Urkunde aus dem Jahre 1269, ausgestellt von Markgraf Heinrich dem Erlauchten auf „Castro Wylin“ – der Burg. Eine Kopie gehört zum wertvollsten Wehlener Chronik-Fundus.

Privat sammelt Peter Müller leidenschaftlich Bierdeckel. 3000 Stück nennt er sein Eigen. Neben seiner ehrenamtlichen Arbeit als Chronist geht der Berufsschullehrer gern wandern.