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Hunde an die Leine?

Freitals CDU will eine Ausweitung der Leinenpflicht. Damit sollen zwei Probleme gelöst werden.

Von Annett Heyse
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Geht es nach der CDU-Fraktion im Freitaler Stadtrat, sollen zukünftig Hunde grundsätzlich nur noch an der Leine Gassi gehen. Die Lokalpolitiker streben an, dafür die entsprechende Verordnung zu ändern.
Geht es nach der CDU-Fraktion im Freitaler Stadtrat, sollen zukünftig Hunde grundsätzlich nur noch an der Leine Gassi gehen. Die Lokalpolitiker streben an, dafür die entsprechende Verordnung zu ändern. © Foto: dpa

Das Statut ist zwar nur fünf A4-Seiten lang, trägt aber einen sperrigen Namen: Hundepolizeiverordnung. In der Vorschrift steht, wie Hunde in Freital in der Öffentlichkeit zu halten sind. Es geht um ihr Gebell, den Hundedreck und den Leinenzwang. Vor allem Letzteres nimmt die Stadtratsfraktion der CDU nun ins Visier. „Uns geht es hauptsächlich um eine Ausweitung des Leinenzwanges in der Stadt Freital“, erklärt Fraktionsvorsitzender Martin Rülke.

Die Leinenpflicht wird in Freital bisher relativ locker gehandhabt. Sie gilt lediglich entlang der Dresdner Straße, Poisentalstraße, Wilsdruffer Straße, dem Pulverturmweg sowie dem Edgar-Rudolph-Weg zwischen der Burgwartstraße und der Carl-Thieme-Straße. Zudem gibt es vier Gebiete, in denen Hunde an die Leine gehören. Dies betrifft das Wohngebiet Zauckerode, das Gebiet entlang der Weißeritz zwischen Burgker Straße und Leßkestraße, das Areal des City Centers an der Ecke Bahnhofsstraße/Dresdner Straße sowie den Goetheplatz. Inwieweit die Leinenpflicht von allen Hundehaltern eingehalten wird, ist unbekannt. Entsprechende Kontrollen obliegen dem Ordnungsamt, können aber nur sporadisch erfolgen.

2016 gab es sechs festgestellte beziehungsweise angezeigte Verstöße gegen die Leinenpflicht, 2017 und 2018 waren es jeweils fünf. Mit einem Verwarngeld belegt wurde nur ein geringer Teil: 2016 gab es ein derartiges Verfahren, 2018 zwei. Die Differenz komme zustande, weil sich auf Anzeigen hin oft der Name des Hundehalters nicht ermitteln lasse, heißt es aus dem Rathaus. Mitunter belasse man es auch bei mündlichen Verwarnungen.

Viel schwerer wiegen ohnehin Beißattacken. Im vergangenen Jahr wurden vier Vorfälle ans Rathaus gemeldet. Besonders eine Attacke sorgte für Gesprächsstoff, weil sie vor dem Amtsgericht landete: Anfang März 2018 fiel ein unangeleinter Hund eine Passantin an, die mit ihrem eigenen, angeleinten Tier auf der Gassirunde war. Der Vorfall ereignete sich nahe des Kreisverkehrs auf der Coschützer Straße. Den Freitaler CDU-Politikern sonst sind keine größeren Vorkommnisse bekannt geworden. „Sogenannte Beißvorfälle sind offiziell zwar selten, die Dunkeziffer liegt aber deutlich höher“, kann Fraktions-Chef Rülke lediglich vermuten. Dennoch bewerten die Lokalpolitiker die legere Leinenpflicht in Freital als konfliktträchtig. „Ziel des Neuerlasses soll eine Erhöhung der Sicherheit für alle Bürger sein. Dabei geht es nicht nur um Angriffe auf Kinder, Radfahrer oder Jogger, sondern letztlich auch um Rangeleien zwischen Hunden“, sagt Rülke.

Hundehalter könnten ihre angeleinten Tiere bei der Gassirunde zudem besser im Blick behalten, wenn es ums Geschäft geht. Liegengebliebene Häufchen könnten dann nicht mehr mit der Ausrede, man habe gar nicht bemerkt, dass der Hund mal musste, entschuldigt werden.

Die CDU plant daher, einen entsprechenden Antrag in eine der nächsten Stadtratssitzungen einzubringen. Zuvor jedoch soll der Vorschlag in den Ortschaftsratssitzungen und den Ausschüssen des Stadtrates diskutiert werden. Damit knüpft die CDU an eine Anfrage an, welche die Freien Wähler im Mai 2018 bereits eingereicht hatten. Damals war es Stadträtin Claudia Mihály-Anastasio, die eine Verschärfung der Leinenpflicht forderte. Gleichzeitig brachte sie die Idee für eine Hundewiese ins Spiel. Ihr ging es um eine eingezäunte Fläche mit viel Auslauf für die Vierbeiner.

Nun nehmen die Stadträte einen neuen Anlauf zum Thema Hundehaltung, dieses mal seitens der größten Fraktion. CDU-Chef Rülke sagt dazu, man sei mit den Freien Wählern wegen der Wiese im Gespräch. „Wir wollen eine Lösung finden, die die meisten mittragen können.“ Wichtiger ist der CDU aber mehr Härte beim Leinenzwang.

Immerhin: In Freital werden rund 1 500 Hunde gehalten, die durchaus auch Geld in die Kasse bringen. Denn für jeden ersten Hund in einem Haushalt verlangt die Stadt 60 Euro Steuer, für jedes weitere Tier 120 Euro. Pro Kalenderjahr nimmt die Stadt rund 95 000 Euro an Hundesteuer ein. Das Geld ist nicht zweckgebunden und fließt in den allgemeinen städtischen Haushalt.