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„Ich bin ein Schaf im Wolfspelz“

Handpuppe Wolfred nimmt seit Jahren die Wolfsdiskussion aufs Korn. Die Figur von Lutz Männel aus Oppach ist immer noch ein beliebter Internet-Star.

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© Matthias Weber

Von Romy Kühr

Der Wolf macht sich gerade keinen guten Namen. Immer wieder wird von Wolfsrissen bei Wild- und Weidetieren die berichtet, erst vor wenigen Wochen ging bei Großhennersdorf Damwild auf das Konto des grauen Riesen. Wolfred Wolf, eine Figur von Puppenspieler Lutz Männel aus Oppach, hat es sich zur Aufgabe gemacht, in kleinen Sketchen über das Thema und den Wolf aufzuklären. Auf ironische Weise nimmt er sowohl Wolfsgegner als auch Befürworter auf’s Korn – und auch die Gesetzeslage rund um das Wildtier. „Dadurch kann die Figur die anhaltende Wolfshysterie gut karikieren“, sagt Puppenspieler und Wolfred-Erfinder Lutz Männel. Der Beliebtheit seiner Wolfsgeschichten hat die Diskussion über das Wildtier keinen Abbruch getan. Die Geschichten werden im Internet vermehrt abgerufen. Dort kann man Wolfred mit seinem typischen Akzent erleben. SZ interviewte die Figur selbst zur Lage.

Wolfred Wolf lebt in Oppach. Er will vor allem mit Vorurteilen gegenüber Artgenossen aufräumen. Das macht ihn sehr beliebt.
Wolfred Wolf lebt in Oppach. Er will vor allem mit Vorurteilen gegenüber Artgenossen aufräumen. Das macht ihn sehr beliebt. © Matthias Weber

Wolfred, deine Artgenossen in freier Wildbahn fallen ja in letzter Zeit eher negativ auf. Bekommst du das auch zu spüren?

Das stimmt. Meine Kumpel überreagieren manchmal, wenn sie von Schafen provoziert werden. Das macht sie sehr unbeliebt. Andere würden am liebsten einen Wolf adoptieren. Ich als Bundeswolfsbeauftragter bemühe mich um die Integration der Wölfe. Mich mögen sogar jägerische Wolfsgegner und meine Videos kursieren auch außerhalb Sachsens. Man hat mich auch schon einmal ein Schaf im Wolfspelz genannt.

Wie reagieren Menschen denn auf dich?

Ein kurzer Schock, wenn ich über die Bühne schaue, dann aber kommt der Wiedererkennungseffekt. Ich bin eben aus dem Internet von Youtube bekannt. Dann folgt freudige Erregung und abschließend anhaltender stürmischer Beifall.

Trittst du noch öffentlich auf oder traust du dich mittlerweile nicht mehr vor die Tür?

Mein Hauptmedium ist ein bekannter Videokanal im Internet, deshalb muss ich gar nicht raus. Wolfred wird eher privat gebucht. Ich trete öffentlich erst wieder im Herbst in der Bibliothek in Reichenbach bei einem Balladenprogramm auf. Sonst sieht man mich eben bei Youtube.

Ging es dir auch schonmal richtig an den Kragen?

Ich habe immer einen als Puppenspieler verkleideten Bodyguard bei mir, der beherrscht Sudoku.

Wirst du weiterhin für Veranstaltungen gebucht?

Ja, da habe ich ab und zu zu tun.

Was wünschst du dir für dich und deine „echten“ Artgenossen?

Ich wünsche mir sehr eine friedliche Koexistenz zwischen Wolf, Schaf, Ziege, Mensch – aber ich weiß nicht, ob das realistisch ist.