Merken

„Ich bin überzeugt, dass es richtig ist“

Die Bautzener Krone gehört ab Januar der BWB. Chefin Kirsten Schönherr hat dafür hart verhandelt. Eins tut sie sich aber nicht an.

Von Madeleine Siegl-Mickisch
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ziel erreicht: Die Krone gehört ab Januar der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB) und damit der Stadt. BWB-Chefin Kirsten Schönherr hat intensiv verhandelt, bis der Kaufpreis passte. Doch die Diskussion um die Stadthalle ist damit noch nicht beendet.
Ziel erreicht: Die Krone gehört ab Januar der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB) und damit der Stadt. BWB-Chefin Kirsten Schönherr hat intensiv verhandelt, bis der Kaufpreis passte. Doch die Diskussion um die Stadthalle ist damit noch nicht beendet. © Steffen Unger

Bautzen. Der Parkplatz an der Krone ist knackevoll. Ganz hinten findet Kirsten Schönherr für ihr Auto gerade noch einen Platz. Ihr ist das nur recht. „Die Einnahmen aus der Parkplatz-Vermietung fließen tatsächlich so wie avisiert“, sagt die Chefin der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB) zufrieden.

Vor einem reichlichen viertel Jahr hat sie den Kaufvertrag über das Krone-Areal unterzeichnet, wozu auch der Parkplatz an der Töpferstraße und ein Haus an der Steinstraße gehören. Inzwischen hat sie ihre Unterschrift auch unter die Zahlungsanweisung über den Kaufpreis von 2,1 Millionen Euro gesetzt. „Das macht man auch nicht alle Tage“, sagt die Geschäftsführerin. Trotz der stolzen Summe hat sie kein schlechtes Gefühl dabei: „Ich bin überzeugt, dass es richtig ist.“

Unterlagen füllen mehrere Ordner

Doch der Weg dorthin war lang. Schon im August 2016 sei Alexander Kindermann das erste Mal bei ihr gewesen, erinnert sich Schönherr. Der Berliner Geschäftsmann wollte sich von seinen Bautzener Immobilien trennen und habe sie zunächst der städtischen Wohnungsbaugesellschaft angeboten. Doch Schönherr lehnt die Offerte ab – der BWB-Aufsichtsrat habe damals keinen Grund gesehen, über einen Kauf nachzudenken.

Ein halbes Jahr später landet das Thema wieder auf ihrem Tisch. Denn als bekannt wird, dass ein anderer Kaufinteressent auf dem Areal eine Pflegeeinrichtung bauen möchte, befeuert das in der Stadt die Debatte darüber, wie es auf der Fläche weitergehen soll.

Fortan nehmen auch Kirsten Schönherr und ihre Mitarbeiter das Thema Krone näher unter die Lupe. Analysen, Gutachten, wirtschaftliche Betrachtungen – die Unterlagen dazu füllen mehrere Ordner. Dazu immer wieder Gespräche und Verhandlungen. Kirsten Schönherr sieht sich gleich mehreren Herausforderungen gegenüber: Einerseits soll sie einen vertretbaren Kaufpreis erzielen, andererseits gibt es in Stadtverwaltung und Stadtrat keine einhellige Meinung, stattdessen von glühenden Befürwortern bis vehementen Kritikern alle Facetten von Haltungen zum Krone-Kauf.

Krone-Parkplatz wird gebraucht

Warum sie sich die Aufgabe dennoch antut? Hat sie als Chefin des größten Vermieters in Bautzen nicht genug zu tun? Sie schaut über das Automeer an der Krone: „Weil ich glaube, dass es wirklich wichtig ist.“ 

Dabei hat sie vor allem den Parkplatz im Blick. Sie erinnert sich an ihren Start 2015 in Bautzen, als sie die Leitung der BWB übernahm. Eins ihrer ersten Gespräche hier drehte sich um die Verkehrsströme und die Parksituation in der Stadt. Würde der Krone-Parkplatz wegfallen, hätte das Folgen für die Innenstadt, vor allem für den Handel, ist Kirsten Schönherr überzeugt. Und so ungewöhnlich sei es ja gar nicht, sich als Wohnungsunternehmen auch mit anderen Immobilien zu befassen. In anderen Städten kümmern sich Wohnungsgesellschaften auch um Kitas, Schulen, Stadthallen und sogar Stadien.

Keine Abstriche an anderen Investitionen

Doch den Betrieb der Krone will sich Kirsten Schönherr nicht auf den Tisch ziehen. Das sei eindeutig ein Zuschussgeschäft. Um im Saal wieder eine Veranstaltung stattfinden zu lassen, würden allein 350 Euro an Heizkosten auflaufen. Den Kaufpreis zu finanzieren, sieht sie hingegen nicht als Problem. Es seien dadurch auch keine Abstriche an den geplanten Investitionen nötig. So beabsichtigt die BWB, ab 2019 mit zwei Neubauprojekten an der Hegel- und der Flinzstraße Wohnraum vor allem für Familien zu schaffen.

Auf dem Krone-Areal, dessen offizielle Übergabe am 8. Januar erfolgen soll, laufe alles „haargenau so weiter wie bisher“. Für die Mieter wie Pizza-Service, Mono-Club und ein Nagelstudio ändere sich nichts. Für leer stehende Flächen, wie den früheren Fahrradladen oder Büros an der Steinstraße, suche man Mieter und für die Bewirtschaftung des Parkplatzes einen Betreiber, ohne dass sich für Dauer- und Kurzzeitparker etwas ändern soll.

Doch ob im Saal irgendwann wieder das Licht angeht, darüber sollen andere entscheiden. Die Krone wird auch 2019 für Debatten in der Stadt sorgen.