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„Ich trete wieder an“

Die parteilose Bürgermeisterin Susann Frentzen hat viel vor mit ihrer Gemeinde. Und spricht über die eigene Zukunft.

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© Anne Hübschmann

Von Catharina Karlshaus

Priestewitz. Sie ist eine gefragte Frau. Zumindest an diesem Vormittag und gerade jetzt in dieser Woche, in der das kommunalpolitische Geplänkel nach der Sommerpause wieder langsam zum Leben erwacht. Susann Frentzen fasst sich beim dritten Telefonanruf in Folge kurz und stapft in Gummistiefeln über die grüne Wiese des Gewerbegebietes an der Staudaer Straße. Ein zurzeit noch recht beschaulicher Ort, der sich für ein Gespräch mit der parteilosen Priestewitzer Bürgermeisterin gut eignet.

Frau Frentzen, Sie wollten sich gern hier zum Interview mit der SZ verabreden! Gibt es dafür einen Grund?

Ja, und zwar einen Erfreulichen! Unsere Gemeinde verfügt hier im Ortsteil Priestewitz über dieses voll erschlossene Gewerbegebiet. Die Nettofläche beträgt nicht unbeachtliche 7,56 Hektar. Gut die Hälfte sind seinerzeit verkauft worden und dieses Areal sicherte sich der Fruchthof Meißen, der sich Anfang der 90er Jahre als erster Nutzer im Gelände ansiedelte. Er ist neben der Tierkörperbeseitigungsanstalt Lenz und den Landwirtschaftsbetrieben wie der MAP Meißener Agrarprodukte AG inzwischen einer der größten Arbeitgeber in der Gemeinde. Außerdem hier ansässig sind Tino Schietzel mit seiner Autoreparaturwerkstatt und Heiko Schietzel mit dem Taxibetrieb. Beide haben 1996/97 gebaut. Seitdem ist es still um das Gewerbegebiet geworden. Zu weiteren Ansiedlungen ist es trotz aller Bemühungen nicht gekommen. Mit dem Speiserestverwerter Refood hatten wir kurzzeitig Hoffnungen, dass Bewegung in den Verkauf und ein weiterer Arbeitgeber hinzukommen. Aber aufgrund von diversen Schwierigkeiten des Unternehmens war das leider nicht der Fall.

Und was hat sich nun verändert?

Es ist uns über die letzten Monate gelungen, alle bis auf ein 0,5 Hektar großes Grundstück zu verkaufen! Es werden sich zwei regional ansässige Firmen im Gewerbegebiet niederlassen. Damit ist nach 17 Jahren das Areal fast vollständig belegt.

Nicht die einzige gute Nachricht aus Priestewitz. Im Juni war ja durchgesickert, dass die Gemeinde nun doch eine Umgehungsstraße bekommen soll. Wissen Sie schon Näheres?

Immerhin so viel, dass die Bundesregierung am 3. August ja den Verkehrswegeplan 2030 beschlossen hat, in welchem das Projekt in die Dringlichkeitsstufe weiterer Bedarf mit Planungsrecht eingeordnet worden ist. Das ist schon mal ein Anfang und auf dem werden wir gemeinsam mit dem Engagement des Gemeinderates und betroffener Bürger aufbauen. Es ist nun mal ein Fakt, dass die Wohnqualität entlang der Bundesstraße 101 aufgrund der Geräuschkulisse maßgeblich eingeschränkt ist. Allerdings haben wir als Gemeinde auch kein Interesse daran, dass mit der möglichen Schließung des Bahn-Haltepunktes jegliches Leben aus dem Ort verschwindet. Von der Verkehrsanbindung nach Großenhain, Leipzig, Dresden und Berlin ganz zu schweigen. Dort werden wir uns als Gemeinde auf jeden Fall stark in die Diskussion und Planung einbringen. Wir wollen nicht, dass Priestewitz, wie in Großenhain durch eine Fehlplanung geschehen, durch eine Art Sackgasse zweigeteilt wird. Unser Bahnhof als Dreh- und Angelpunkt im Regionalverkehr muss erhalten bleiben!

Der Außenstehende hat den Eindruck, dass sich die Gemeinde gerade sehr auf die Zukunft ausrichtet. Täuscht das?

Ehrlich? Dann bin ich ja beruhigt! Denn es ist tatsächlich so. Priestewitz hat sich inmitten der Städte Meißen, Großenhain und der naheliegenden Landgemeinden einen guten, soliden Stand in allen Bereichen erarbeitet. Unser Etat, erstmals von unserem neuen Kämmerer Herrn Martin geschnürt, lässt uns darauf hoffen, dass wir am Jahresende vielleicht schuldenfrei sind. Das ist angesichts der deutschlandweiten Finanzlage viel wert und lässt uns entspannter in mittelfristigen Planungen nach vorn blicken. Denn das müssen wir, wollen wir uns erfolgreich im ländlichen Raum behaupten. Dazu gehört also, dass wir auf Zuzug durch Familien setzen und mit dem Wohngebiet in Strießen die Voraussetzungen dafür schaffen. Dazu gehört eine ordentliche Verkehrsanbindung, inclusive eines Radweges sowohl in Lenz als auch an der B 101 nach Großenhain, der endlich realisiert werden muss. Aktuell werden die Planungen überarbeitet und Gespräche bereits geführt. Und dazu zählt auch, die geplante Fertigstellung des Haupthauses an der Lenzer Grundschule voranzutreiben sowie die nötige Weiterentwicklung und Standortsicherheit unserer Feuerwehr, insbesondere der Kameraden in Lenz und Kmehlen.

Alle Vorhaben, die Sie aufzählen, werden nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Ihre Wahlperiode läuft allerdings im Oktober 2017 aus. Werden Sie dann wieder antreten, Frau Frentzen?

Dem steht nichts entgegen! Ich möchte mich gern noch einmal um das Amt der Bürgermeisterin bewerben. Denn ich habe nicht das Gefühl, dass schon alle Arbeit erledigt ist. Wie Sie richtig sagten, gibt es in Priestewitz noch etwas zu tun und gerade das Thema Gemeindefusion wird für uns eine realistische Herausforderung werden. Diesen Prozess würde ich gern begleiten und habe selbst noch einige Pläne und Ideen, um das Leben in unserer Gemeinde zu bereichern.