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Schuldenberg weiter abbauen

Stanislaus Ritscher stellt sich erneut zur Bürgermeisterwahl. Er ist in Puschwitz der einzige Kandidat – was er bedauert.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Seit sieben Jahren leitet der 52-jährige Sorbe Stanislaus Ritscher die Geschicke der kleinen Gemeinde Puschwitz ehrenamtlich. Das macht ihm viel Spaß. Doch er hätte sich am Sonntag gern einen Mitbewerber aus der Bürgerinitiative gewünscht. Die SZ sprach mit ihm über die vergangenen Jahre und über seine Vorstellungen von der Zukunft der Gemeinde.

Herr Ritscher, waren Sie überrascht, dass Sie der einzige Kandidat sind, der sich zur Bürgermeisterwahl stellt?

Überrascht ist vielleicht das falsche Wort. Ich hätte mir gewünscht, dass jemand aus der besorgten Bürgerinitiative, die sich gegen die Einlagerung von radioaktiv belastetem Bauschutt in die Deponie richtet, Verantwortung übernimmt und sich auch zur Wahl bewirbt.

Warum ausgerechnet von der Bürgerinitiative?

Ich möchte zunächst betonen, dass ich nichts dagegen habe, dass sich Bürgerinitiativen bilden. Aber in diesem Fall haben sich die Beteiligten an die falschen Stellen gewandt. Hier geht es ja nicht um einen Verstoß des Betriebes, sondern um Gesetze. Also hätte sich die Bürgerinitiative an die Politiker wenden müssen. Und sich dann auch der Verantwortung stellen können, wenn es um die Entwicklung der Gemeinde Puschwitz geht.

Die Bürgerinitiative und die Deponie sind also derzeit ein bestimmendes Thema für Sie?

Es hat mich sehr geärgert, wie der Firmenchef Preiss-Daimler von der Bürgerinitiative behandelt wurde und ich möchte mich dafür als Bürgermeister entschuldigen. Denn gerade das Feuerfestwerk und die Deponie sind für unsere Gemeinde sehr wichtig, wenn es darum geht, etwas auf die Beine zu stellen. Wir haben seit Jahren ein gutes Verhältnis. Und solange der Betrieb sich an die Gesetze hält, werde ich natürlich nicht dagegen vorgehen.

Die Gemeinde hat weniger als 1 000 Einwohner, aber eine enorme Wirtschaftskraft. Dennoch hat sie Schulden. Wie wollen Sie diese abbauen?

In den vergangenen Jahren haben wir daran gearbeitet und sind von 1,8 auf unter eine Million Euro runtergekommen. Das heißt, wenn es so weiter läuft, sind wir 2019 schuldenfrei. Außerdem muss man bei uns bedenken, dass wir durch die Gewerbesteuereinnahmen ja eher noch Geld abgeben, als etwas vom Freistaat zu bekommen. Das vergisst manch einer in den Behörden und den Nachbargemeinden.

Wie werden die Bürger am Schuldenabbau beteiligt?

Gar nicht. Denn wir haben in den vergangen Jahren die Grundsteuer B nicht erhöht. Sie liegt immer noch unter dem Sachsendurchschnitt. Denn wie soll ich das denn den Bürgern erklären mit einer Industrieabfalldeponie der Klasse 3 vor der Haustür? Wir haben auch keine Straßenbaubeitragssatzung. Hier greift wieder die Zusammenarbeit mit den Betrieben in der Gemeinde. Dafür möchte ich mich bedanken und hoffe, dass die Gemeinde auch in den nächsten Jahren auf die Unterstützung bauen kann.

Was wurde außer dem Schuldenabbau noch erreicht in den sieben Jahren?

Wir haben viele Gemeinde- und Ortsverbindungsstraßen in Ordnung gebracht. Die einzige, die noch fehlt, ist die in Neu Lauske. Überhaupt habe ich mir vorgenommen, in jedem Ortsteil etwas zu schaffen. Das geht vor allem durch die Zusammenarbeit mit den Bürgern. So wurden Spielplätze in Jeßnitz und Wetro geschaffen oder renoviert, aber auch Buswartehäuschen in Lauske und Jeßnitz geschaffen.

Und was würden Sie sich vornehmen, wenn Sie wiedergewählt werden?

Wir müssen weiter sparsam sein und nichts Unnötiges anfassen. Die Straße in Neu Lauske bleibt auf der Prioritätenliste ganz oben. Aber auch im Tourismus wollen wir etwas vorankommen, zum Beispiel mit dem Aussichtsturm in Guhra.

Puschwitz und Neschwitz bilden eine Verwaltungsgemeinschaft. Ist ein Zusammenschluss für Sie in der nächsten Zeit ein Thema ?

Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass auch eine kleine Gemeinde allein existieren kann. Dazu haben wir uns bekannt. Und das war für Puschwitz bis jetzt von Vorteil. Denn ich vermute, dass man bei einem Zusammenschluss mit Neschwitz und Königswartha Puschwitz sonst zum Buhmann gemacht hätte für die jetzige Situation in Königswartha.

Also bleibt Puschwitz weiter allein?

Das kann ich so nicht beantworten. Das hängt von den Bedingungen der nächsten Jahre ab. Doch sollte sich die Frage stellen, werden weder ich noch der Gemeinderat sie allein beantworten. Da müssten bei einem Bürgerentscheid schon alle Bürger mitreden.

Was wünschen Sie sich am Sonntag?

Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Bürger zur Wahl gehen, damit der neue Bürgermeister auch weiß, dass seine Bürger hinter ihm stehen.