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Die Straßenbahnen werden knapp

Die DVB brauchen in den nächsten Wochen fast alle Bahnen. Aber wegen zahlreicher Unfälle sind viele nicht einsetzbar.

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© Roland Halkasch

Von Christoph Springer

Es muss alles fahren, was Räder hat. Diese Regel gilt für die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) vor allem in der Adventszeit. Denn wenn die Weihnachtsmärkte geöffnet haben und Geschenke eingekauft werden, nutzen besonders viele Menschen Busse und Bahnen.

Stehen dann viele Fahrzeuge wegen Unfallreparaturen in der Werkstatt, kann es eng werden. Das gilt vor allem für die Straßenbahnen, denn Busse lassen sich leichter ersetzen.

Wie viele Straßenbahnen brauchen die DVB in der Adventszeit?

Das Unternehmen hat 166 moderne Stadtbahnen, 12 Tatratriebwagen und sechs Beiwagen aus Tschechien. 147 Straßenbahnen werden in der Adventszeit gebraucht. Dabei planen die Verkehrsbetriebe mit 144 Stadtbahnen und drei Tatrazügen.

Wie viele Bahnen stehen zurzeit in der Werkstatt?

17 Stadtbahnen können zurzeit nicht fahren, weil sie repariert werden oder auf Reparaturen warten. Das ist fast die übliche Zahl. Normalerweise sind immer 16 Bahnen in der Werkstatt, unter anderem für Servicearbeiten, weil Bauteile getauscht werden oder weil, wie bei einem Auto, die Hauptuntersuchung erledigt werden muss.

Was geschieht mit der 17. Bahn, die kaputt ist?

Dabei handelt es sich um die siebenteilige Straßenbahn mit der Nummer 2705. Sie wurde 2001 aus Bautzen geliefert und war am 4. August in einen Unfall an der Ecke Fröbelstraße/Emerich-Ambros-Ufer verwickelt. Ein Lkw, der auf dem Emerich-Ambros-Ufer Richtung Flügelweg fuhr, ist damals mit der 2 nach Kleinzschachwitz zusammengestoßen.

Die Bahn wurde an der Seite getroffen und sprang aus den Gleisen. Sie soll beim Hersteller Bombardier in Bautzen repariert werden. In der nächsten Woche transportiert ein Tieflader den defekten Zug in das Straßenbahnwerk, erst im nächsten Jahr ist er wieder einsatzbereit.

Welche Unfallzüge sind zurzeit außerdem in der Reparaturwerkstatt?

Zwei Straßenbahnen, die am 24. Oktober und am 5. November an Unfällen auf der Löbtauer Straße und der Stübelallee beteiligt waren. Am 24. Oktober stießen eine Straßenbahn und ein Auto an der Ecke Cottaer Straße/Löbtauer Straße zusammen, der Zug sprang aus den Gleisen. Der Autofahrer und der Fahrer der Straßenbahn wurden verletzt.

Am 5. November, dem vergangenen Sonntag, fuhr auf der Stübelallee eine Bahn gegen einen Pkw. Die Autofahrerin hat die Bahn Richtung Innenstadt wahrscheinlich übersehen, als sie mit ihrem Pkw von der Müller-Berset-Straße auf die Stübelallee fahren wollte. Das Auto kippte auf die Seite und wurde von der Bahn mehrere Meter weit geschoben. Die 26-jährige Fahrerin erlitt schwere Verletzungen.

Die Unfallbahn von der Löbtauer soll am Wochenende wieder einsatzbereit sein, die von der Stübelallee bis zum 1. Advent.

Hat die Zahl der Unfälle mit Straßenbahnen zugenommen?

Ja, sie liegt derzeit knapp 18 Prozent über dem Vorjahresniveau. 255 Unfälle mit Straßenbahnen registrierten die DVB zwischen Januar und Oktober 2016. In diesem Jahr waren es bis Ende Oktober 300 Unfälle. „Solche Schwankungen sind nicht ungewöhnlich“, sagt DVB-Sprecher Falk Lösch, „da wird vom kaputten Spiegel bis zum Totalschaden alles gezählt.“

Von Anfang August bis Ende Oktober gab es drei schwere Unfälle: die zwei in der Friedrichstadt, auf der Fröbelstraße und an der Löbtauer Straße, sowie den in Striesen auf der Stübelallee.

Wie reagieren die Verkehrsbetriebe, wenn es im Advent wirklich eng wird?

Dann machen die Werkstattkollegen zusätzliche Nachtschichten, um kaputte Bahnen möglichst schnell wieder einsatzfähig zu bekommen. Das sei auch jetzt schon gelegentlich der Fall, sagt Lösch. Kleine Schäden wie etwa defekte Spiegel könnten problemlos nachts in den eigenen Werkstätten des Unternehmens behoben werden.

Wie sieht es bei steigenden Fahrgastzahlen im nächsten Jahr aus?

Da planen die DVB in der Adventszeit mit bis zu 154 Bahnen im täglichen Einsatz. Durch Schienenersatzverkehr bei Baustellen könnten es aber noch etwas weniger werden. Langfristig benötigt das Unternehmen aber mehr Straßenbahnen. Die erste neue Bahn kommt voraussichtlich 2020.