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Im Barockgarten wird getafelt

Die Plätze am Barocktisch sind schon besetzt. Doch es gibt für alle mehr zu sehen als zu essen.

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© Matthias Eller

Von Heike Sabel

Heidenau. Essen und Feiern waren eine Hauptbeschäftigung der Herrschaften im Barock. Großsedlitz erlebte unter August dem Starken etliche durchaus ausschweifende Feste, von denen die Großsedlitzer nicht begeistert waren. Die Geschichte weiß von einigen Auseinandersetzungen und Unmutsbekunden des ausgeschlossenen und doch zahlenden Volkes. Das ist diesmal ausgeschlossen. Wenn am Sonnabend die Herrschaften an der Tafel Platz nehmen, ist das Volk ausdrücklich eingeladen – und es kostet auch nicht mehr als den üblichen Eintritt. Dafür kann man sich das ganze Spektakel anschauen, nur an der Tafel darf es nicht Platz nehmen.

Das ist den Herrschaften in den edlen Roben, die für ihr Hobby und ihre Vorliebe bezahlen, vorbehalten. Doch weil ihnen ihre Roben zu wertvoll sind und sie nicht kleckern wollen und sich sowieso nur eingeschränkt bewegen können, ist auch das Menü recht bescheiden für barocke Verhältnisse: Salat und Gemüse-Hackfleisch-Auflauf. Auf das Dessert verzichten die Damen und Herren sogar, sagt Axel Prussak vom Friedrichschlösschen. Soße, Fett und Tomaten sollte er vermeiden, war die Vorgabe. Weil das Café im Friedrichschlösschen derzeit ein paar personelle Probleme hat, wird auch die Karte dort am Wochenende kleiner sein. „Leider ist es im Moment sehr schwer, Personal zu bekommen“, sagt Prussak. Da kann er froh sein, dass die barocke Gesellschaft ihre Kellner auch gleich in passender Robe mitbringt. Die waren ein weiterer Grund für das karge Mahl. Ihnen soll ja nichts vom Teller fallen und keine Soße überschwappen. Da hat es das einfache Volk einfacher.

Schon vor der Ankunft der hochedlen Gäste, die 13 Uhr erwartet werden, gibt es 11 Uhr Führungen. Entweder durch den Barockgarten oder alternativ durch die jetzt erneuerten Ausstellungen. Bis zum Sonnabend sollen in der Unteren Orangerie auch Liegestühle zum Ausruhen stehen. Und wenn dann noch Orangenduft in die Nase steigt, funktioniert der Duftapparat, sagt Schlosschefin Andrea Dietrich. Sie ist auf die barocke Tafel gespannt. Der private Veranstalter geht damit an verschiedene authentische Orte. Nach dem Essen wird sich symbolisch für einen Ball vorbereitet. In der Oberen Orangerie werden Seide, Duft und Pomade – die Mode und Toilette der Damen im 18. Jahrhundert vorgestellt. Da ist dann Gelegenheit, Kleider mal von nahem zu bestaunen und mit den Trägerinnen ins Gespräch zu kommen. Es werden Tänze erklärt und vorgeführt und rechts und links der Bowlegreens, den Rasenflächen, wird Maille gespielt. Dabei muss eine Holzkugel entlang der Bahn geschlagen werden. Ziel ist, sie mit möglichst wenigen Schlägen ins Tor zu bringen. Gäste können sich im Fechten probieren und die neuen Ausstellungen besuchen. Die Veranstaltung am Sonnabend ist die erste große und öffentliche nach der Fertigstellung der mehrjährigen Bauarbeiten im Barockgarten. Man ist auf einen Ansturm eingestellt.

Ein französischer Traum

Einen Ball am Abend gibt es zwar nicht, noch nicht. „Das ist ein Traum von uns“, sagt Andrea Dietrich. Einer, der ohne viele Sponsoren einer bleibt. August hat es sich da einfacher gemacht, er ließ das Volk und die Städte bezahlen. Die barocke Tafel wird nun erst einmal getestet. Fortsetzung – mit oder ohne Ball –  nicht ausgeschlossen, sagt Andrea Dietrich. Es gehört zum „Traum vom sächsischen Versailles“, den der Barockgarten lebendig werden lassen will.