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Im Bienenparadies

Über 20 Imker gibt es in Meißen, Tendenz steigend. Bald soll es auch an zwei Schulen summen.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Ein Glas Honig, ob groß oder klein, hat Stefan Köppl immer parat. Kein Wunder, denn der 53-Jährige hält drei Bienenvölker in seinem Garten in der Rosengasse. „500 Gramm kosten sechs Euro. Zu kaufen gibt es meinen Stadt-Honig bisher nur bei mir. Und ein Gläschen ist natürlich immer ein gern gesehenes Geschenk für Freunde“, sagt der Imker, der vor drei Jahren seine Leidenschaft für Bienen entdeckte, inzwischen jedes Jahr im Juli 20 bis 30 Kilogramm Honig erntet.

Seinen Honig beschriftet und verkauft Köppl selbst.
Seinen Honig beschriftet und verkauft Köppl selbst. © Claudia Hübschmann

Sein persönliches Erweckungserlebnis sei 2013 der Dokumentarfilm „More than honey“ (zu deutsch: Mehr als Honig) gewesen. „Der hat mir die Augen über das langsame Verschwinden eines der faszinierendsten Tiere überhaupt – der Honigbiene – geöffnet“, sagt der Buchhalter, der sich etwa vier Stunden in der Woche um die drei Bienenbehausungen (in Fachkreisen „Beuten“ genannt) kümmert. Als aktives Mitglied im Imkerverein Meißen und Umgebung hat er sich viel Wissen über die schwarz-gelben Insekten angeeignet, kann über die nützlichen Tiere ohne Punkt und Komma aus dem Nähkästchen plaudern. Zum Beispiel, warum sie sich in urbaner Umgebung immer wohler fühlen.

„Es gibt hier einfach ein riesiges Angeboten blühender Pflanzen in zahlreichen, kleinen Gärten. Auch auf blühenden Wiesen oder in Parks fühlen sich die Bienen wohl“, so Köppl. Hinzu komme, dass die Menschen in der Stadt in ihren Gärten und Anbauflächen viel weniger Pestizide verwenden als etwa auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. „Und dass es sich im Sommer, wenn die Bienenkönigin Eier legt, im dicht besiedelten Raum nicht so stark abkühlt, gefällt den Tieren auch.“ Denn die ideale Temperatur für das Brutnest liege bei 35 Grad Celsius.

Die Leidenschaft für das Imkern hat in Meißen nicht nur Köppl erfasst. Laut Informationen des Veterinäramtes sind in der Stadt aktuell 25 Imker mit circa 210 Bienenvölkern gemeldet. Im Vergleich zu 2014 sei das ein deutlicher Anstieg, sagt Mitarbeiter Ralf Büttner. Vor zwei Jahren hatte es nur 19 Imker mit 160 Völkern gegeben. „Das Arbeiten mit Bienen ist richtig angesagt“, erzählt Köppl. Auch junge Leute würden sich zunehmend dafür begeistern. Gründe dafür gebe es viele, sagt er. So könne, wer Bienen besitzt, davon ausgehen, dass sich auch andere, lange nicht gesehene Insekten oder Vögel öfter blicken lassen. „Außerdem blüht in meinem Garten jetzt alles viel stärker. Und es ist unglaublich interessant die Bienen zu beobachten“, berichtet der Experte.

Faulbrut in Meißen kein Problem

Im Umkreis von etwa drei Kilometern fliegen diese Tiere um ihre Beuten, kehren stets wieder zurück. Schön findet der Meißner auch die Anerkennung der Leute für das Imkern. Er bekomme viel positives Feedback und tue gleichzeitig etwas für die Natur. Das gebe ihm einfach ein gutes Gefühl. Froh ist Köppl außerdem, dass Bienen-Seuchen wie die Faulbrut in diesem Jahr nicht nach Meißen vorgedrungen sind.

Der Virus pflanzt sich in den Bienenstöcken fort, zerstört die Eier, welche die Königin in den Waben ablegt. Faulbrut kann etwa beim Verzehr von importiertem Honig aus Südamerika weitergetragen werden. „Es genügt, wenn eine Biene daran nascht. Schon ist sie infiziert“, sagt Köppl. Zurzeit behandelt er seine Völker gegen die sogenannte Varroa-Milbe, einen Parasiten, der Bienen durch Blutsaugen schwächt. „Dagegen gebe ich eine organische Säure, damit sich die Milben nicht vermehren“, sagt der Kenner. Sein Wissen soll er in Zukunft auch an Schüler weitergeben.

So gibt es aktuell Gespräche mit dem Landesgymnasium St. Afra, zwei Bienenvölker auf dem Schulgelände anzusiedeln. Nachziehen könnte die Freie Werkschule. „Die Idee finde ich klasse. Wir werden das intern weiter besprechen“, sagt Geschäftsführerin Dorothee Finzel. An diesem Freitag wird sich Imker Köppl zunächst mit einer Gruppe von Neuntklässlern des Afra-Gymnasiums treffen, um Details zu besprechen. Wenn die Schulleitung zustimmt und wir die nötige Schutzkleidung organisiert bekommen, können wir das noch im Herbst verwirklichen“, informiert er.

Schulleiterin Ulrike Ostermaier sagt dazu: „Viele Schüler haben keine Haustiere wegen Allergien. Die Bienen sind eine gute Alternative.“ Außerdem könnten die Schüler bei der Betreuung einiges lernen. „Von der Biologie, über die Meteorologie bis hin zur Betriebswirtschaftlehre“, bestätigt Köppl. Angst vor Stichen müssten Nicht-Allergiker nicht haben. „Die Stiche sind zwar giftiger als die von Wespen, kommen aber nur sehr selten vor.“ Meist seien hektische Bewegung der Grund oder dass man den Bienen aus Versehen zu nahe kommt.