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Im Einsatz für Arme und alte Menschen

Die Gemeinschaft Sant’Egidio und ihr Gründer Andrea Riccardi erhalten im Mai 2009 den Internationalen Karlspreis.

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Von Marc Wahnemühl

Der Gründer der katholischen Laienbewegung Sant’Egidio, der Italiener Andrea Riccardi, erhält 2009 den Internationalen Karlspreis zu Aachen. Das teilte das Karlspreisdirektorium am Sonnabend mit. Der 58-jährige Historiker werde für sein beispielgebendes zivilgesellschaftliches Engagement für ein menschliches und solidarisches Europa über konfessionelle und nationale Grenzen hinweg gewürdigt, sagte der Sprecher des Karlspreisdirektoriums, Walter Eversheim. In Zeiten der internationalen Finanzkrise habe sich das Direktorium bewusst für diesen Preisträger entschieden, sagte Aachens Oberbürgermeister Jürgen Linden (SPD). Ein politischer Preisträger sei nicht in Frage gekommen, weil das politische Europa noch viele Aufgaben zu erledigen habe. Riccardi sei eine sehr integere Person, die selbst das Europa der Werte lebe und diese Werte seit 40 Jahren in die Welt trage.

Andrea Riccardi ist gebürtiger Römer und hat 1968 als Gymnasiast mit einigen Freunden die Gemeinschaft von Sant’Egidio im römischen Stadtteil Trastevere gegründet. Die katholische Laienbewegung, die sich von Anfang an für die Freundschaft mit den Armen, die Ökumene und Nächstenliebe und den Dienst am Frieden zum Ziel gesetzt hatte, zählt mittlerweile über 50 000 Mitglieder in mehr als 70 Ländern. Den Einsatz für Immigranten, Obdachlose, Drogenabhängige, Arme und alte Menschen nannte Linden „eine etwas andere 68er Bewegung, als wir sie kennen“. Andrea Riccardi und die Gemeinschaft Sant’Egidio seien „für Europa der soziale Kitt. Er hat eine klare Botschaft, sagt, dass Europa das Europa der Menschen sein muss, und lebt diese Botschaft mit seinen Leuten mit großer Leidenschaft vor“, betonte Linden. Ein weiterer Grund, den Professor für Neuere Geschichte als 50. regulären Karlspreisträger zu wählen, sei sein Wirken über die Grenzen Europas hinaus. Während Afrika für viele Menschen und Politiker als verlorener Kontinent gelte, ziehe Riccardi mit seinem Engagement Afrika in den europäischen Fokus.

Der Aachener Karlspreis zählt zu den bedeutendsten europäischen Auszeichnungen. Er wird seit 1950 jährlich an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Riccardi ist der fünfte Karlspreisträger aus Italien. Die Verleihung des 50. Internationalen Karlspreises findet am Himmelfahrtstag (21. Mai 2009) im Aachener Rathaus statt. (ddp)