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Im Spreetal entsteht ein neues Pflegeheim

Das Domizil an der Bautzener Spreegasse soll im Herbst eröffnen. Die Bauart ist originell.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Schwarze Kabel hängen von der Decke, darunter kehrt ein Arbeiter schwungvoll den Betonboden. Eine Staubwolke steigt dabei auf und verhüllt alle Ecken des nackten Raums. Er wird das Foyer, das Herzstück von Bautzens künftigem Pflegeheim an der Spreegasse 13, ruhig gelegen zwischen Spree und hohen Bäumen. Schon im Herbst sollen hier mit freundlichen Farben und altersgerechtem Mobiliar Bewohner und Gäste empfangen werden. Für rund 3,5 Millionen Euro errichtet dafür der Investor Hentschke Bau gegenüber vom Wohn- und Gewerbepark „Am Spreebogen“ einen modernen Neubau, der sich direkt an eine denkmalgeschützte Villa anschließt. Auf vier Etagen mit zehn Doppel- und 44 Einzelzimmern sollen in dem Gebäudekomplex bis zu 64 betagte Männer und Frauen wohnen können.

Der Polier Peter Tunger zeigt bei einem Rundgang, was sich seit dem Baustart vor einem Jahr alles geändert hat und taucht dabei in die Geschichte des Ortes ein. „Vor 1945 war hier auf dem Gelände ein Elektrizitätswerk, später eine Tischlerei, erzählt er. Von den alten Werkshallen hinter dem Haupthaus ist jetzt nichts mehr übrig, sie mussten dem Neubau Platz machen. „Als wir das Untergeschoss ausgehoben haben, haben wir mehrere Luftschutzbunker gefunden“, berichtet der Polier. Das war eine echte Überraschung. Etwa 1 700 Kubikmeter mussten verfüllt werden, um den Boden zu stabilisieren. Vom Werk geblieben sind das Haupthaus und ein Nebengebäude. Beide unterliegen dem Denkmalschutz und werden mit Liebe zum Detail saniert.

Wand Schicht für Schicht freigelegt. An der mehr als Hundert Jahre alten Villa leuchten bereits die aufgearbeiteten Fenstergewände in hellem Standstein. Die Eingangstür aus Holz und Glas steht gerade beim Restaurator. Die Granitstufen im Treppenhaus wurden sandgestrahlt, die Fliesen mit dem kleinen Mosaikmuster blieben erhalten und wurden repariert. An einer Wand im Treppenhaus ist schwach eine Bordüre aus Halbmonden zu erkennen. „Es gab eine Farbuntersuchung, Schicht für Schicht wurde hier die Farbe an der Wand freigelegt“, erklärt Bauleiter Erik Uhlemann. Das Sichelmondmuster dient nun als Vorbild für die originalgetreue Gestaltung der Wände im Treppenhaus.

Übergangslos schließt sich der Neubau an die Villa an. Vier lange Gemeinschaftsbalkons in jeder Etage des Neubaus erlauben den Bewohnern den kurzen Weg an die frische Luft. „Die Verbindung von Altbau und Neubau ist etwas Besonderes. Das hat nicht jedes Pflegeheim“, sagt Erik Uhlemann. So wirken auch die Zimmer in den Gebäudeteilen sehr unterschiedlich. Die Räume mit den Schrägen, Balken und kleinen Fenstern im Altbau strahlen Gemütlichkeit aus. Die Zimmer im Neubau wirken durch die geraden Decken und bodentiefen Fenster dagegen großzügig und eben modern. Jeweils ein Fensterglas pro Zimmer leuchtet in warmen Orange. „Ein architektonisches Gestaltungsmittel“, kommentiert Uhlemann. Genauso wie die hellen und ockerfarbenen Fassadenplatten, die der Neubau noch erhält. „Die Fassade wird in unserem eigenen Betonwerk in Bautzen hergestellt“, sagt Uhlemann.

Innenausbau in vollem Gange

Der Innenausbau im neuen Pflegeheim ist jetzt in vollem Gange. Trockenbauer, Maler, Fliesenleger und Sanitärfachleute – bis zu 60 Mann arbeiten sich an manchen Tagen gleichzeitig vom Untergeschoss bis hoch in die vierte Etage. Da hat der Polier als Leiter der Baustelle viel zu koordinieren. Während unterm Dach noch die letzte Schicht Estrich trocknet, sind die Arbeiten im Erdgeschoss am weitesten vorangeschritten. Hier sind die Wände tapeziert, Bäder gefliest und Heizkörper hängen an den Wänden. Die unverkleideten dicken Wasserrohre und komplizierten Anschlüsse für die Pflegebäder machen Eindruck.

„Wir werden drei Pflegebäder im Altbau haben, mit einer überdimensionalen Dusche und einer kippbaren Badewanne“, beschreibt Peter Tunger. Barrierefreiheit ist ein Schlüsselwort auf seiner Baustelle. Um ein Gebäude in ein Pflegeheim zu verwandeln, gibt es viel zu beachten. Die Gänge brauchen Handläufe zum Abstützen, eine Schwesternrufanlage muss im gesamten Gebäude funktionieren, es gibt rollstuhlgerechte Auffahrten, Etagen werden farblich unterschieden, damit sich die Alten besser orientieren können.

Im Oktober ist die Eröffnung des Heims geplant. Der Dresdner Pflegedienst „Gräfin Cosel“ will das Haus betreiben. Der Betreiber des Pflegeheims sucht für sein neues Domizil noch Personal im Bereich Hauswirtschaft sowie Alten- und Krankenpflege.