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Immer mehr Sachsen überschuldet - Jugendliche mit Geldproblemen

Dresden.Immer mehr Menschen in Sachsen stecken in der Schuldenfalle. Das Statistische Landesamt registrierte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 4013 Fälle, in denen Menschen privat Insolvenz anmelden mussten.

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Von Christiane Raatz

Dresden.Immer mehr Menschen in Sachsen stecken in der Schuldenfalle. Das Statistische Landesamt registrierte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 4013 Fälle, in denen Menschen privat Insolvenz anmelden mussten. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 3193. Ursachen sind vor allem der Verlust des Arbeitsplatzes und die Trennung vom Lebenspartner, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa ergab. Als überschuldet gilt, wer seine monatlichen Ausgaben nicht durch seine Einnahmen decken kann. 2006 hatte es insgesamt rund 6900 Privat-Insolvenzen im Freistaat gegeben.

Mit 1664 Privat-Insolvenzen liegt der Regierungsbezirk Leipzig landesweit vorn. Im ersten Halbjahr 2007 haben sich dort 321 Menschen mehr zahlungsunfähig gemeldet als im Vorjahreszeitraum. Im Regierungsbezirk Dresden konnten bis Juni dieses Jahres 991 Menschen ihre finanziellen Verpflichtungen nicht mehr begleichen. Damit verzeichnet die Region zwar die niedrigste Insolvenzquote, die Anzahl der Verschuldeten aber stieg im Vergleich zum Vorjahr um 309. Im Regierungsbezirk Chemnitz drückten im ersten Halbjahr 1358 Menschen hohe Schulden, 190 mehr als 2006.

Neben Jobverlust und Scheidung sieht das Sozialministerium auch maßlosen Konsum als eine Ursache für das Zuschnappen der Schuldenfalle. So würde rund ein Viertel der Betroffenen über seine Verhältnisse leben. „Ratenzahlungen und Konsumentenkredite verlocken dazu, mehr Geld auszugeben, als man hat“, sagt die Schuldnerberaterin der Verbraucherzentrale Sachsen, Andrea Günther. Betroffen sind auch immer mehr Jugendliche und inzwischen mehr als ein Prozent aller unter 20-Jährigen verschuldet. Oft führten hohe Handyrechnungen und unübersichtliche Verträge zum Abrutschen in die Überschuldung.

„Unsere Finanzwelt ist komplizierter geworden“, so Günther. Daher sollten Kinder bereits in der Schule auf den richtigen Umgang mit Geld vorbereitet werden. Helfen könne auch ein Haushaltsbuch, in dem alle Einnahmen und Ausgaben genau vermerkt werden. Experten raten, für größere Anschaffungen zu sparen statt Ratenzahlungen zu vereinbaren. So ließen sich unerwartete Engpässe vermeiden.

Nach Angaben der Wirtschaftsauskunft Creditreform liegt die Schuldnerquote im Freistaat in diesem Jahr bei rund 10 Prozent. Das entspricht einer Zunahme von 0,2 Prozent im Vergleich zu 2006. Damit zählt Sachsen nach Bayern mit 7,8 Prozent und Baden-Württemberg mit 8,1 Prozent zu den Bundesländern mit der geringsten Schuldnerquote. (dpa)