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In Badekleidung sind wir alle gleich

Elblandreporterin Dominique Bielmeier über die Bedeutung der Freibäder

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© Claudia Hübschmann

Wie hätten wir diesen Sommer nur ohne Freibäder überstehen sollen? Nach etlichen Wochen ununterbrochener Hitze waren sie einer der letzten Orte, die noch wirkliche Abkühlung brachten. Doch wahrscheinlich sind sie auch einer der am meisten unterschätzten öffentlichen Orte.

Für Kommunen zählen Freibäder unter die freiwilligen öffentlichen Aufgaben. Das heißt, dass sie in größter Finanznot auch einfach geschlossen werden können. Schließlich muss jedes Jahr wieder eine hohe Summe ausgegeben werden, nur damit sie sich finanzieren. Anders als bei Krankenhäusern, Schulen oder dem Nahverkehr gibt es keinen großen Aufschrei, wenn eine Kommune kein Schwimmbad hat. Oder doch? Das Beispiel Meißen zeigt, wie weh es einer Stadt und ihren Bürgern tun kann, wenn ein Freibad fehlt. Das Thema ist hier sogar zum wichtigen Argument im Oberbürgermeister-Wahlkampf geworden.

Wer ein Freibad nur als einen Ort sieht, an dem ein wenig geplanscht und dann ein Eis gegessen wird, der verkennt seine Funktion als Sport- und Begegnungsstätte. Sportstätte kann ein Bad nicht nur für Rettungsschwimmer sein, sondern zum Beispiel auch für die 60 Prozent der zehnjährigen Kinder, die in Deutschland laut einer Forsa-Umfrage noch nicht schwimmen können.

Im Freibad begegnen sich wie nirgendwo sonst Menschen unterschiedlichster Herkunft und Weltanschauung. Egal, ob SUV oder klappriges Damenrad – beides bleibt beim Baden vor der Tür. In Badekleidung sind wir alle gleich. Auch der Mutter mit drei Kindern sieht man nicht unbedingt an, dass der Ausflug ins Freibad für ihre Familie den Sommerurlaub ersetzt, den sie sich nie leisten könnte.

>>> E-Mail an Dominique Bielmeier