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In den Kliniken rumort es

Der Verwaltungschef blieb nur vier Monate. Jetzt kämpft Berggießhübel um den Tarif. Streik nicht ausgeschlossen.

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© Katja Frohberg

Von Heike Sabel

Bad Gottleuba-Berggießhübel. Die Bleibedauer von Kämmerern und Verwaltungsleitern ist in Bad Gottleuba-Berggießhübel sehr kurz. Der städtische Kämmerer wurde vor Ablauf seiner sechmonatigen Probezeit entlassen, auch die Klinik hat sich nun nach nicht einmal vier Monaten von ihrem Verwaltungschef getrennt. Offiziell ist Silvan Uick bis Ende August noch im Urlaub. Dieter Stocker, Geschäftsbereichsleiter Ost für die Median-Kliniken, habe aber schon eine Lösung, die er in Kürze präsentiert. Mit einer Lösung für den Tarifkonflikt wird es nicht so schnell gehen.

Stocker hat einen Plan, den er in Bad Liebenwerda schon umsetzte und den er auch für Berggießhübel will. Nicht mit der Gewerkschaft verhandeln, sondern mit den Betriebsräten, um individuelle Lösungen für die einzelnen Standorte zu verhandeln. Das ist möglich und notwendig, nachdem zunächst die Gewerkschaft den Entgelt- und daraufhin der Konzern den Manteltarifvertrag gekündigt hatten. Nun müssen neue Verträge her. Die Gewerkschaft will gleiche Bedingungen für alle. Solange sich Konzern und Mitarbeitervertreter nicht einig sind und keine anderen Abmachungen beschlossen sind, gelten die bisherigen Regelungen.

In Liebenwerda nun hat der Betriebsrat einer Vereinbarung mit dem Konzern zugestimmt. Für Stocker ein „hervorragendes Ergebnis“, das ihm zeige, der Weg ist richtig. In Grünheide hat der Betriebsrat auch zugestimmt. Doch hier gingen am nächsten Tag die Beschäftigten auf die Straße, sagt Axel Weinsberg. Er ist Gewerkschaftssekretär bei Verdi und vertritt die organisierten Klinikmitarbeiter.

Gewerkschaft für große Lösung

Die Gewerkschaft hält nichts von diesen individuellen Lösungen. Davon hätten nämlich zum Beispiel die Bereiche Küche, Verwaltung und Service nichts. Stocker widerspricht. Die abgeschlossenen Vereinbarungen beinhalten zwei Etappen. Die erste startete am 1. Juli, die zweite folgt zum 1. Januar nächsten Jahres. In der ersten gibt es mehr Geld für Pflegekräfte und Therapeuten. Die Berufsgruppen mit Nachholbedarf, sagt Stocker. Für Gewerkschafter Weinsberg sind es die bisher schlecht bezahlten, weshalb sie Median fehlten. Die Median-Angebote seien vergiftet. Außerdem würden Betriebsräte unter Druck gesetzt. Wenn sie nicht unterschrieben, wären sie schuld.

Stocker hält dagegen. Es seien Horrorszenarien, die die Gewerkschaft male. 48 Stunden Wochenarbeitszeit seien Mittelalter, 20 Tage Urlaub Blödsinn und kein Kündigungsschutz totaler Quatsch. Es ist der ganz normale Kampf, zu dem auch Streiks gehören. Die Tarifkommission der Gewerkschaft hat Streiks beschlossen. Nicht mehr und nicht weniger. Bisher steht weder fest, in welchen Kliniken, noch wann.

Egal wo und wann, Stocker ist davon nicht begeistert. Er versucht deshalb, den Mitarbeitern klar zu machen, Streiks gefährden ihre Arbeitsplätze. Denn Streiks verunsichern Patienten und Kostenträger, also Kassen. Und wenn Patienten nicht in die Klinik wollen und Kassen sie nicht bezahlen, sieht es schlecht aus. Bei der ohnehin derzeit schlechten Auslastung der Berggießhübler Klinik wären Streiks genau das falsche Signal, sagt er.

In Gottleuba sieht es dieses Jahr wieder besser aus, sogar sehr gut. Auch für die Mitarbeiter. Am 1. Juli hat die Geschäftsführung den neuen Tarifvertrag bereits in Kraft gesetzt, obwohl er noch nicht unterschrieben ist. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Weinsberg. Auch in Gottleuba hatte er mit Warnstreiks begonnen.

In Berggießhübel sitzt mit Bernd Dost auch der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates Ost. Ein „harter Knochen“, wie Weinsberg sagt, der nicht einknickt. Berggießhübel könnte damit zum entscheidenden Platz für den Kampf zwischen Gewerkschaft und Mediankonzern werden.